Wahl in Kell: Michael Marx tritt doch nicht an

Kell am See · Die Einwohner in der Verbandsgemeinde Kell am See haben wahrscheinlich am 25. Mai keine wirkliche Wahl, wenn es um die Neubesetzung des Bürgermeisteramts geht. Denn: Michael Marx (Hentern) verzichtet darauf, als Einzelbewerber gegen den CDU-Kandidaten Martin Alten (Mandern) anzutreten. Dennoch strebt Marx ein politisches Amt an - aber auf einer anderen Ebene.

 Michael Marx. Tv-Foto: Hans Muth

Michael Marx. Tv-Foto: Hans Muth

Kell am See. Die Entscheidung von Michael Marx ist gefallen. Und sie hat zur Folge, dass die Frage, wer neuer Bürgermeister in der Verbandsgemeinde (VG) Kell wird, praktisch schon zwei Monate vor dem Urnengang am 25. Mai geklärt sein dürfte.
So wie es aussieht, wird nämlich nur ein Name - der von CDU-Mann Martin Alten - auf dem Stimmzettel stehen.
Kommunalwahl 2014


Michael Marx war der Einzige, der noch als potenzieller Herausforderer von Alten gehandelt wurde. Doch diese Absicht hat der 59 Jahre alte Leiter des Forstreviers Schillingen, der in Hentern wohnt, nun fallen lassen. Marx sagt: "Nach vielen Gesprächen mit politisch Verantwortlichen, Freunden und meinem Arbeitgeber, der mich nur ungern verlieren würde, habe ich mich dazu entschlossen, nicht für das Amt des VG-Bürgermeisters zu kandidieren."
Zur Erinnerung: SPD-Mitglied Marx war zunächst neben dem Waldweilerer Ortschef Manfred Rauber als möglicher Bewerber der Genossen in der VG Kell im Gespräch. Rauber wollte dann aber doch nicht antreten, und Marx erklärte, dass er allenfalls als parteiloser Einzelbewerber seinen Hut in den Ring werfen würde (der TV berichtete mehrfach).
Das wird Marx aber nun doch nicht tun. Er habe sich zu diesem Schritt unter anderem deshalb entschlossen, weil "meine eigene Partei die Kandidatenfrage sehr unentschlossen angegangen ist und die FWG sich zu keinem Kandidaten namentlich bekennen möchte". Hinzu kam laut Marx, dass "im Vorfeld bereits Statements zu meiner Person - zum Beispiel über Facebook - abgegeben wurden, mit denen ich nur schwer umgehen kann,"
Zwar will der Forstbeamte somit nicht VG-Chef werden. Marx kündigt aber an, "dass ich dennoch einen politischen Beitrag leisten werde". Denn er tritt in seinem Heimatort Hentern, wo Amtsinhaber Bernhard Wagner aufhört, als Ortsbürgermeisterkandidat an.
Martin Alten kommentiert die aktuelle Entwicklung im TV-Gespräch so: "Ich bin schon ein wenig überrascht, weil ich mich eigentlich auf einen Mitbewerber eingestellt habe. Gerade bei der SPD hieß es ja lange, dass sie einen Kandidaten stellen will." Der 44-jährige Noch-Ortsbürgermeister von Mandern betont aber ausdrücklich, dass er sich nicht schon jetzt als Sieger der VG-Bürgermeisterwahl feiern lassen will. "Sicher kann man sich erst sein, wenn am 25. Mai auch gewählt wurde." Alten benötigt an diesem Tag die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, die hinter seinem Namen ein "Ja" ankreuzen.
Bis zum 25. Mai werde er sich auch nicht "in den Sessel setzen und alles abwarten", so Alten. Insofern will er auch ohne Gegenkandidat in Zusammenarbeit mit den CDU-Ortsverbänden Wahlkampftermine wahrnehmen und sich beispielsweise mit Hausbesuchen bei den Bürgern vorstellen.
Theoretisch könnte sich zwar noch bis zum 7. April, 18 Uhr, ein anderer Kandidat für die Bürgermeisterwahl im Rathaus melden. Der ist aber nicht in Sicht. Laut Büroleiter Norbert Willems liegt aktuell nur die Bewerbung von Alten vor.Meinung

Ein Armutszeugnis
Bei aller Wertschätzung für Martin Alten: Es ist sehr bedauerlich, dass der CDU-Kandidat praktisch schon jetzt als Gewinner der VG-Bürgermeisterwahl in Kell feststeht. Denn da diese zur Ein-Mann-Veranstaltung wird, gibt es bereits heute auch einen ganz großen Verlierer: die Demokratie. In kleinen Orten mag es noch akzeptabel sein, dass sich nur ein Bewerber findet. Dass aber auf VG-Ebene die Bürger bei einer Wahl praktisch keine Wahl haben, ist ein Armutszeugnis. Wohlgemerkt: Alten ist das am allerwenigsten anzulasten. Auch die persönliche Entscheidung von Marx ist zumindest nachvollziehbar. Er wäre ohne erkennbare Rückendeckung gegen den haushohen Favoriten von der CDU angetreten und hätte als Einzelbewerber diesen Wahlkampf aus der eigenen Tasche zahlen müssen. Eine unrühmliche Rolle hat allerdings die SPD gespielt, die sich in ihren Ortsverbänden bei der Kandidatenfrage offenbar nicht einigen konnte und nun die Hauptverantwortung dafür trägt, dass es am 25. Mai in Kell eine Wahl ohne personelle Auswahl gibt. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Die FWG in der VG Kell hatte schon früh angekündigt, dass sie keinen eigenen Kandidaten stellt. Dass sie später auch Michael Marx keine Rückendeckung für eine mögliche Einzelbewerbung gegeben hat, begründet der Vorsitzende Michael Lauer so: "Wir haben immer gesagt, dass wir keinen Kandidaten der großen Parteien offen unterstützen. Marx ist aber in der SPD drin. Insofern hätten wir uns mit einer Unterstützung schwergetan. Das wäre ja eine klare Aussage gewesen, dass wir uns auf eine Zusammenarbeit mit der SPD festlegen. Wir sind aber Freie und wollen uns neutral verhalten." SPD-Parteichef Walter Rausch bedauert die Entscheidung von Marx: "Die Situation ist, wie sie ist. Aber sie ist nicht schön, und ich finde es schlimm, dass es jetzt nur einen Kandidaten gibt." Rausch gibt sich dabei durchaus selbstkritisch. In der SPD habe es in der Tat bei der Kandidatenfrage ein "Herumgeeiere" gegeben, wie es kürzlich im TV formuliert wurde. Rausch: "Es ärgert mich, dass wir anfangs zwei mögliche Kandidaten hatten und jetzt am Ende mit leeren Händen dastehen." Klar sei aber, dass die SPD nun nicht mehr auf die Schnelle nach einem anderem Bewerber suchen wird. axExtra

Frühere Wahlen: Noch-Amtsinhaber Werner Angsten, der im Sommer nach 26 Dienstjahren in Pension geht, musste sich zwei Mal der Direktwahl durch die Bürger stellen. Beide Male setzte sich der Christdemokrat gegen SPD-Kontrahenten durch - und zwar 1998 gegen den inzwischen verstorbenen Zerfer Ortschef Manfred Rommelfanger und 2006 gegen den Schillinger Rechtsanwalt Christian Kruchten. Ins Amt kam Angsten als CDU-Kandidat am 27. Mai 1988. Damals wählte noch der VG-Rat den Bürgermeister. Übrigens: Im Vorfeld hatte es 23 Bewerber für die Stelle gegeben. ax

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