Zum Billard über die Grenze

Mit dem Projekt "Grenzenlos leben!" bauen die Ortsgemeinden Wincheringen, Palzem und Wormeldingen die gemeinsame Jugendarbeit aus. Die Europäische Union finanziert das Vorhaben zur Hälfte.

 In Sichtweite liegt Wormeldingen. Nun müssen die Jugendlichen nur noch einen Fuß über die Mosel setzen. TV-Foto: Patrick Wiermer

In Sichtweite liegt Wormeldingen. Nun müssen die Jugendlichen nur noch einen Fuß über die Mosel setzen. TV-Foto: Patrick Wiermer

Wincheringen/Palzem/Wormeldingen. Das "Ländchen" ist nur einen "buchstäblichen" Steinwurf von Wincheringen entfernt. So nah ist Europa nur an wenigen Orten in Rheinland-Pfalz.

Für rund 50 Jugendliche des Weinortes spielt die Grenze längst keine Rolle mehr. Sie überqueren ganz selbstverständlich die Mosel und besuchen den Jugendtreff im benachbarten Wormeldingen, um Freunde zu treffen und Billard zu spielen. Auch Fußball, Volleyball und Ausflugsfahrten stehen regelmäßig auf dem Programm. Der Austausch über die Grenze hinweg funktioniert.

Beratung in Lebensfragen

 Thomas Wallrich, Jerry Fellens, Helga Schneider, Matthias Klein, Berit Vogel, Leo Holbach (von links) haben das Projekt „Grenzenlos leben!“ vorgestellt. TV-Foto: Patrick Wiermer

Thomas Wallrich, Jerry Fellens, Helga Schneider, Matthias Klein, Berit Vogel, Leo Holbach (von links) haben das Projekt „Grenzenlos leben!“ vorgestellt. TV-Foto: Patrick Wiermer



Das grenzüberschreitende Projekt "Grenzenlos leben!" will daran anknüpfen. Es soll die Jugendarbeit in der Region bündeln und neue Angebote für Jugendliche entwickeln. "Bislang gibt es nur lose Kooperationen zwischen Jugend-Einrichtungen entlang der Mosel. Das sind dann meistens nur einzelne Veranstaltungen. Wir schaffen eine formale Beziehung, um bedürfnisorientiert zu agieren", erklärt Jerry Fellens, Koordinator der Jugendhäuser des Croix Rouge luxembourgeoise (Luxemburgisches Rotes Kreuz), das das Projekt zusammen mit der Verbandsgemeinde Saarburg trägt.

Letztere und die Gemeinde Wormeldingen werde die Initiative mit einem Gesamtvolumen von rund 200 000 Euro zur Hälfte finanzieren. Der Rest stammt aus Geldern der Europäischen Union im Rahmen des "Interreg IV A"-Programms. Ziel ist es, grenzüberschreitende Beziehungen zu entwickeln. Bereits von 2005 bis 2008 hatten die beteiligten Gemeinden EU-Gelder erhalten.

Das Projekt, das insgesamt bis September 2011 gefördert wird, startete bereits im vergangenen Oktober. Zu Beginn wird eine sozialräumliche Analyse der Grenzregion durchgeführt. Die Studie soll das bestehende Angebot auf Gemeinde-Ebene und die Bedürfnisse von Jugendlichen beiderseits der Mosel erfassen.

Konkretes soll dann auf Grundlage der Ergebnisse entstehen. Geplant ist unter anderem, die Treffpunkte für Jugendliche zu fördern. Dazu gehören die Jugendtreffs in Wincheringen, Wormeldingen und Palzem, aber auch Sporthallen und "informelle" Begegnungsorte wie Marktplätze. Ebenso sollen gemeinsame Konzepte zur Mädchenarbeit und zur Suchtprävention erarbeitet werden.

"Wir wollen Hilfe leisten, wenn ein Jugendlicher mit dem Rauchen aufhören möchte", sagt Jerry Fellens. Bei gemeinsamen Seminaren sollen die Jugendlichen zudem alles lernen, was man für eine Bewerbung im Nachbarland braucht. Das Projekt soll nicht nur die praktische, sondern auch die Grenze im Kopf abbauen, sagt Berit Vogel, Koordinatorin des Interreg-Programms für die Großregion. "Wir wollen den Jugendlichen von klein auf zeigen, dass die Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg nur ein Fluss ist."

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