Alles eine Familien-Angelegenheit

TRIER. Wenn am nächsten Dienstag das Schauspiel "Unter Eis" von Falk Richter im Trierer Theaterstudio Premiere feiert, sieht das Publikum eine ganz besondere Art von Koproduktion. Kooperiert wird grenzüberschreitend, theaterübergreifend, aber auch – familienintern.

 Familien-Gespräch in der Probenpause: Renate und Alexander Ourth vor der Trierer Studiobühne. TV-Foto: Dieter Lintz

Familien-Gespräch in der Probenpause: Renate und Alexander Ourth vor der Trierer Studiobühne. TV-Foto: Dieter Lintz

Wenn Familienmitglieder verschiedener Generationen beruflich zusammenarbeiten, ist das nicht zwangsläufig eine Garantie für entspannte Arbeits-Atmosphäre. Davon wissen viele Familienbetriebe ein Lied zu singen. Aber wie ist es, wenn Mutter und Sohn gemeinsam Theater-Kunst produzieren, sie als Regisseurin und damit Chefin, er als Hauptdarsteller und quasi leitender Angestellter?Sie als Chefin und er als leitender Angestellter

"Weniger strapaziös als man denkt", sagen Renate und Alexander Ourth. Die Frau mit dem markant-roten Langhaar und der Prada-Brille war Intendantin am Schauspielhaus in Salzburg und inszeniert nun freischaffend an vielen Theatern. Ihr Sohn ist im dritten Jahr Mitglied des Trierer Schauspiel-Ensembles - und nebenher auch Fechtchoreograf des Hauses. Wie es dazu kam, dass sie nach mehreren Jahren wieder zusammenarbeiten, das ist eine lange Geschichte. Sie hat mit Luxemburg zu tun. Denn das Stück "Unter Eis" ist eine Produktion des dortigen Kapuzinertheaters. Und die erste Kooperation mit dem Theater Trier nach mehreren Fehlzündungen. Luxemburg aber ist die Heimat von Georges Ourth. Der profilierte Theatermann gründete im Ländchen das Kasemattentheater und wanderte dann nach Österreich aus, um in der Festspielstadt Salzburg ein Schauspielhaus zu etablieren. Nach seinem Tod übernahm Ehefrau Renate das Haus. Sohn Alexander wurde im Theater groß, spielte schon mit sechs als Kinder-Komparse, verbrachte die Stunden nach der Schule oft bei den Proben. "Total langweilig", lästert er heute. "Naa, das stimmt so nicht", sagt Renate Ourth mit ihrem sanften Austria-Akzent. Gar zu abschreckend kann das Metier nicht gewesen sein. Denn Alexander Ourth entschied sich für die Schauspielerlaufbahn. Auch wenn seine Mutter nur "um Gottes Willen" sagte. "Ich konnte mir nichts anderes vorstellen", erinnert sich der 28-Jährige. Zumal das Salzburger Schauspielhaus über eine angesehene Theaterschule verfügte, aus der Stars wie Harald Krassnitzer hervorgingen. In der Ausbildungszeit arbeiteten Mutter und Sohn öfter zusammen. Dann nabelte er sich ab, landete in Trier. Trier liegt nahe bei Luxemburg, zum Luxemburger Kapuzinertheater hatte Renate Ourth gute Verbindungen, das Trierer Theater wollte zum Kulturhauptstadtjahr eine Koproduktion. So kam eines zum anderen, und dann kam auch noch ein Knaller von Stück dazu: Falk Richters "Unter Eis", eine aktuelle, sprachmächtige Bestandsaufnahme der Abgründe modernen Personalmanagements. Exzellente Besetzung aus Luxemburg übernommen

Nach der Aufführungsserie im Kapuzinertheater kommt das Stück nun ins kleine Trierer Studio - nicht ganz ohne Einbußen bei der Ausstattung. Aber die exzellente Besetzung ist in Trier dabei, neben Alexander Ourth die Luxemburger Schauspiel-Größen Jean-Paul Maes und Frédéric Frénay. Und wie ist das, wenn man bei den Proben nach der Pfeife der eigenen Mutter tanzen muss? "Sehr intensiv", sagt der Sohn. "Eher hart", meint die Mutter. "Stimmt, man kann sich nicht verstecken", bestätigt Alexander. Aber es sei auch "eine große Wohltat", weil man "überprüfen kann, ob man noch auf dem richtigen Weg ist". Das Trierer Publikum kann diesen Weg ab Dienstag, 13. März beobachten. Weitere Vorstellungen: 15. und 21. März.

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