Königin Orgel und König Fußball

Auch die Königin der Instrumente, die Orgel, muss in diesen Tagen dem König Fußball ihren Tribut zollen. Der Start in den Orgelsommer 2010 in der Konstantin-Basilika wurde um einen Tag verschoben.

Trier. (gkl) Einige Konzertbesucher meinten zum verspäteten Anfang, sie wären auch trotz WM-Halbfinales gekommen. Das Risiko des ausbleibenden Publikums war Kantor Martin Bambauer verständlicher Weise aber doch zu groß gewesen. Für den Auftakt war die Amerikanerin Susan Jane Matthews von San Francisco an die Mosel gekommen und hatte ein vielschichtiges und stilistisch buntes Programm in ihrem Reisegepäck.

Die Moderne war mit der Komponistin Pamela Decker genauso vertreten wie die Renaissance mit William Byrd und Jan Pieterszoon Sweelinck. Die Romatiker Johannes Brahms und Alexandre Guilmant waren ebenso dabei wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Wolfgang Amadeus Mozart.

Obwohl Mozart der Orgel sehr zugetan war und er ihr auch den Titel "Königin" verlieh, gibt es aus seiner Feder kaum Kompositionen für dieses Instrument. Drei Werke verfasste er für eine Flötenuhr, also eine Orgel, die nicht von einem Organisten bedient wird, sondern die, angetrieben von einem Mechanismus, von selbst spielt. Eins dieser Werke, die Fantasie in f-Moll, KV 608, entstand 1791 und ist in die Gruppe der technisch äußerst anspruchsvollen Kompositionen einzuordnen. Leicht verständlich, denn Mozart musste keine Rücksicht auf die Fähigkeiten des Interpreten nehmen. In Matt hews' Interpretation wurde dieser hohe Anspruch hörbar. Teilweise stand sie sich selbst im Weg, weil ihr offensichtlicher Wille zur Virtuosität mit ihrer Spielsicherheit kollidierte.

Ein weiterer Punkt, mit der sie sich das Leben schwermachte, war der Verzicht auf einen Assistenten für die notwendigen Registerwechsel. Es bedarf großer Souveränität, sich um Spiel und Registrierung selbst zu kümmern. So stockten ihre Darbietungen nicht nur bei Mozart gelegentlich, wenn es um den Wechsel der Klangfarben ging. Merkwürdig mutete es an, dass Matthews von Mendelssohns dritter Sonate nur den ersten, von Guilmants erster Sonate nur den letzten Satz spielte, und damit diese Teile aus ihrem Zusammenhang riss. Insgesamt war es ein hörenswerter, jedoch kein überragender Auftakt des Orgelsommers 2010.

Das nächste Konzert findet am Mittwoch, 14. Juli, 20.30 Uhr, statt, Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.

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