Leichtigkeit und himmlischer Lobpreis

Mit einem reinen Bachprogramm ist das Internationale Festival Echternach in die neue Spielzeit gestartet. Gestaltet wurde ein großartiger Abend von Helmuth Rilling, der sich mit seiner Gächinger Kantorei und dem Bach-Collegium-Stuttgart wieder einmal als begnadeter Botschafter der Musik des Thomaskantors zeigte.

 Er will ein Botschafter der Musik Johann Sebastian Bachs sein und er ist es. Helmuth Rilling, hier bei den Proben zum Eröffnungskonzert in Echternach. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Er will ein Botschafter der Musik Johann Sebastian Bachs sein und er ist es. Helmuth Rilling, hier bei den Proben zum Eröffnungskonzert in Echternach. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Echternach. (gkl) Das Merkmal des internationalen Musikfestivals in Echternach soll nach dem Willen der Organisatoren nicht ein hohes Niveau, nein, es soll ein Spitzenniveau sein. Ziel ist es, dass die Besucher, egal, zu welchem Konzert des Festivals sie kommen, von vorne herein wissen, es wird ihnen beste Qualität geboten. Für das Auftaktkonzert 2008 war man hier auf der absolut sicheren Seite. Helmuth Rilling mit seiner Gächinger Kantorei und dem Bach-Collegium-Stuttgart waren eingeladen. Auf dem Programm standen, fast möchte man sagen "natürlich", ausschließlich Werke von Johann Sebastian Bach. An den Anfang hatte Rilling die Kantate 172, "Erschallet ihr Lieder, erklinget ihr Saiten" ausgewählt. Kann man ein Festival besser eröffnen, als mit dieser Pfingskantate? Es folgten die Messe in G-Dur, BWV 236, und das Magnificat in D-Dur, BWV 243. Bereits im Alter von 21 Jahren gründete Rilling, der in dieser Woche sein 75. Lebensjahr vollenden wird, seine Kantorei. Kaum ein anderes deutsches Ensemble ist so eng mit dem Chorschaffen des Thomaskantors verbunden, wie dieser Klangkörper aus dem Schwabenland. Und nach wie vor bietet er eine Qualität, die unübertroffen ist, tonangebend, einzigartig. Der Chor und auch das Bach-Collegium, gegründet 1965, haben sich im Laufe der Zeit oftmals verjüngt. Mit Rilling aber ist die zentrale Figur geblieben. Er scheint, zumindest wenn er am Pult steht, kein Alter zu kennen.Beeindruckende Klarheit

Mit sicherer Hand führte er auch in Echternach seine Musiker durch die drei Werke, ließ die Musik gleich einem prachtvollen Sonnenaufgang erstrahlen. Absolute Präzision war es, mit der Kantorei und Collegium antworteten. Da bekommt ein Gloria in seinem wiegenden Takt eine unerhört angenehme Leichtigkeit, da wächst ein "Sicut locutus est" über die menschliche Fassbarkeit hinaus und stößt die Tür auf zu einem grandiosen Lobpreis, der schon etwas Himmlisches hat.Nicht ganz so glücklich war Rillings Wahl der Solisten. Bei Dominik Wörner, der insgesamt die beste Stimme war, wurde insbesondere in der Kantate, die einen profunden Bass erfordert, deutlich, dass er eher ein Bariton ist. Beeindruckend aber war die Klarheit, mit der er seine Arien gestaltete. Mit Sybilla Rubens hatte Rilling ebenso wie mit Anja Schlosser als Alt große Stimmen mitgebracht, die den technischen Anforderungen mit Leichtigkeit Herr wurden. Unverständlich aber blieb, warum insbesondere Rubens die klare Tonsprache Bachs immer wieder mit manchmal überzogenem Vibrato verunzierte. Tenor James Taylor ist zweifellos ein großartiger Sänger, passte aber nicht wirklich in dieses Quartett. Seine Stimme war zu eng, was eklatant in der Arie "Deposuit" im Magnificat zu einem unschönen Klangbild führte. Jubelnder Applaus in der vollbesetzten Echternacher Basilika belegte, dass dem Festival ein fulminanter Start gelungen ist.

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