Mutterwitz auf derbe Art: Comedy in der Europahalle Trier

Trier · Plakative Titel, ein Hauch von Provokation, viel Musik und ein Faible fürs Absurde: Das Stuttgarter Comedy-Trio Eure Mütter bringt 600 Zuschauer in der Europahalle Trier auf ganz verschiedene Arten zum Lachen.

Trier. Niveau? I wo! Das lässt sich leicht in den Raum grölen, wenn man sich nur die drei Programmtitel von "Eure Mütter" anschaut. Die verheißen keine Lektionen in Subtilität: Mit "Ohne Scheiß: Schoko-Eis" gastierten sie nun vor 600 Zuschauern in der Europahalle. Nach der Zwei-Stunden-Show, die vor allem nach der Pause richtig Fahrt aufnimmt, gibt\'s Riesenapplaus vom Trierer Publikum. "Nix da, leck mich! Auf geht\'s!" hieß es bei der Trier-Premiere vor einem Jahr in der ausverkauften Tufa. Und spätestens in einem Jahr wollen Andi Kraus, Don Svezia und Matze Weinmann wiederkommen, versprechen sie, dann wohl mit dem Programm, "Schieb, du Sau!". Das hört sich alles gefährlich nach zwei Stunden Schenkelklopfen auf Herrenwitz-Niveau an. Aber es ist spannender als das, vor allem abwechslungsreicher.
Okay, auch die Connaisseure der sprachlichen Genital-Romantik und des Brachial-Humors werden bei "Eure Mütter" bedient. Das ist gar nicht mal sooo klischeegeflutet. So werden die Sexsymbole aus der eigenen Jugend thematisiert (Jennifer Hart?!), der spätere Kampf gegen das eigene Timing, alles angenehm selbstironisch auf die Bühne gebracht.
Aber die Mütter haben mehr zu bieten - und das macht die drei zu einer der unterhaltsamsten Comedytruppen der Gegenwart: Vor allem die Gesangseinlagen zu Gitarre und Klavier haben die End-Dreißiger aus Stuttgart dank Internet-Videos zu einer großen Nummer werden lassen. Gut wird\'s auch, wenn die Alltagsbeschreibungen völlig ins Absurde stürzen. Ein Highlight des Abends in Trier: In "Dance, Dance, Dance" mokiert sich Andi über die Flut an Songs, in denen er zum Tanzen aufgefordert werden soll - und parodiert im Schnelldurchgang gleich über ein Dutzend Songs von Abba über Bowie bis Ultravox. Dass es ein lustiger Abend wird, dazu tragen auch viele im Publikum beim obligatorischen Mitmach-Wettbewerb bei. Publikumssieger wurde Rafael, der sich für seine Herkunft (= Wadrill) und seinen Berufswunsch (= Wirtschaftsingenieur) von den Müttern erwartungsgemäß milden Spott anhören durfte. AF

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