So vielseitig wie das Leben: 40. Ausgabe des Magazins literamus

Trier/Wawern · Glaubensfragen, Alltagserlebnisse, Gesellschaftskritik. Rückschauen, Gegenwartskommentare, Zukunftsvisionen. Gedichte, Geschichten, Essays. Die 40. Ausgabe des Literaturmagazins literamus Trier bietet ein anregendes Potpourri unterschiedlichster Texte.

Trier/Wawern. Das Magazin literamus will ein Forum für viele Autoren sein. Die Zeitschrift sei auch ein "Spiegelbild unserer Gesellschaft, wenn auch im überschaubaren Rahmen", schreiben die Herausgeber Hans Greis und Erwin Otto im Vorwort. Otto ist Leiter des Wissenschaftlichen Verlags Trier, in dem das Magazin inzwischen einmal im Jahr erscheint.
Der erste Band, hervorgegangen aus der Autorenvereinigung Literarisch-Musische Gesellschaft Trier, wurde 1992 veröffentlicht und zählte 32 Seiten. Am Freitag, 10. Mai, wird in der ehemaligen Synagoge in Wawern Band 40 mit 154 Seiten vorgestellt. Ab 19.30 Uhr lesen einige Autoren ihre Texte. In den vergangenen 20 Jahren, so schätzt Hans Greis, der auch selbst literarisch tätig ist, seien Arbeiten von etwa 200 Autoren veröffentlich worden. Immer ergänzt durch Zeichnungen und Bilder, teilweise ebenfalls von den Autoren, die eine weitere Rezeptionsebene eröffnen. Die aktuelle Titelillustration sowie einige der Bilder in Band 40 stammen von der Wienerin Christine Nyirady.
Die Texte wählen die Herausgeber aus - und sie suchen den Dialog mit den Verfassern, beraten sie, machen Überarbeitungsvorschläge. Nummer 40 versammelt 19 Autoren verschiedener Generationen. Sie kommen aus Trier, Bielefeld, Luxemburg oder Wien, schreiben Gedichte, Kurzgeschichten, Essays. Manche auch auf Platt, wie Josef Peil aus dem Hunsrück oder der Trierer Liedermacher Walter Liederschmitt, zu dessen Zeilen es Noten gibt.
Die thematische und stilistische Bandbreite ist vielfältig. Andreas Züll schildert eindringlich die körperlichen und seelischen Schmerzen eines Kriegsverletzten. Bülent Kacan untersucht die "Gattung Büromensch" im "rückgratlosen Jahrhundert". E. A. Hersfelder formuliert ein "Gesetz zur Herabsetzung des Sterbeeintrittsalters", bekanntgemacht von der Weltregierung im Jahr 2149. Gerhard Leitgeb kommentiert in einem bitterbösen Gedicht die Missbrauchsfälle in der Kirche. Michael Bräutigam berichtet zugespitzt von den absurd-sinnfreien Aufgaben eines Zwei-Euro-Jobbers in der Landschaftspflege: Den Waldboden durch "Blasen und Saugen" von Blättern befreien. Kristin Fieseler erzählt in einer amüsanten Kurzgeschichte vom Versuch einer dreifachen Mutter zu duschen.
In der Rubrik "Junge Literatur" ist eine beeindruckende Erzählung von Lukas Grevis, Jahrgang 1998, aus Esch-sur-Alzette zu lesen, der Momente des Ersten Weltkriegs, darunter den "Weihnachtsfrieden" im Dezember 1914, aus Sicht eines 19-jährigen Soldaten schildert. Gastautor in Band 40 ist der Lyriker Yves Broussard aus Marseille: Anlässlich seines 75. Geburtstags sind drei seiner atmosphärisch dichten Gedichte abgedruckt - eine besondere Leseerfahrung, da im französischen Original veröffentlicht, flankiert von der deutschen Übersetzung (Jörg W. Rademacher).
Da die Macher von literamus keine inhaltlichen, stilistischen oder formellen Vorgaben setzen, beziehen sie auch keine dogmatische Position in der immerwährenden und müßigen Debatte darüber, was "gute Literatur" ausmacht, wann etwas wert ist, aufgeschrieben und rezipiert zu werden. Die Herausgeber formulieren in ihrem Vorwort lapidar: "Wie immer entscheiden die Leser darüber, ob ihnen ein Text zusagt (...)". arn
Der literamus Trier ist ab Montag, 13. Mai, in den Buchhandlungen in Trier und der Region und beim Verlag für fünf Euro erhältlich. Kontakt:
www.literamus-trier.de

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