Thank you for the Music - ABBAs Erfolgsgeschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben

Stockholm · Vor zwei Jahren hat in Stockholm ein ABBA-Museum geöffnet, in wenigen Monaten startet dort die neue Show "Mamma Mia! The Party". Auch über drei Jahrzehnte, nachdem sich das schwedische Quartett getrennt hat, ist ABBA erfolgreich. In der Region gehen in nächster Zeit gleich zwei Musicals mit Hits der legendären Popgruppe über die Bühne.

 Nah am Original: Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson (von links) als Wachsfiguren im ABBA-Museum in Stockholm. TV-Fotos (3): Christian Jöricke

Nah am Original: Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson (von links) als Wachsfiguren im ABBA-Museum in Stockholm. TV-Fotos (3): Christian Jöricke

Foto: Christian Jöricke (chj) ("TV-Upload J?ricke"

Stockholm. Viele Menschen in silbernen Plateaustiefeln, weißen Latzhosen und T-Shirts mit gelben oder blauen Katzen sieht man dieser Tage auf Stockholms Straßen nicht. Auch summen die Einwohner der sympathischen schwedischen Hauptstadt nicht permanent ABBA-Songs. Und dennoch ist die Band 33 Jahre nach ihrer Trennung in ihrer Heimat immer noch präsent.
In der Altstadt werden spezifische Führungen angeboten, es gibt ABBA-Bootstouren, die an Stellen vorbeiführen, wo unter anderem Musikvideos entstanden, und 2013 wurde auf Djurgården "ABBA The Museum" eröffnet, das bereits mehrere Hunderttausend Besucher besichtigt haben. Noch immer werden weltweit jährlich Millionen ABBA-Tonträger verkauft. Insgesamt sind es mindestens knapp 200 Millionen, manche Quellen nennen doppelt so viele.
Hinzu kommen unzählige Tributebands, die zum Teil länger bestehen als das Original. Die Gruppe Waterloo, die im nächsten Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert und mit "ABBA The Show" auch in Trier gastiert (siehe Extra), tritt inzwischen in den größten Hallen auf. Doch woher rührt der Erfolg der Musik? Und warum hält er immer noch an?
In einem Interview kurz vor der Eröffnung des Museums wurde Björn Ulvaeus gefragt, warum ABBA auch heute noch so beliebt sei. "Ich habe dafür keine Erklärung. Auch für mich ist es ein Rätsel", sagte der Musiker, der damals vor allem für die Songtexte zuständig war. "Alles über ABBA ist ein Mysterium, die ganze Geschichte eine Cinderella-Story."
Ganz so unerklärlich ist die dauerhafte Popularität der Band allerdings nicht. Fragt man 100 Menschen, dürfte fast jeder von ihnen gleich mehrere ABBA-Titel nennen können. Das Stück "Waterloo", mit dem die Gruppe 1974 den Grand Prix gewann, stand monatelang in vielen europäischen Ländern auf Platz eins der Charts, "Dancing Queen" (1976) schaffte es sogar in den USA an die Spitze. Fast ein Jahr lang (42 Wochen) war die Nummer ganz oben in Deutschland und füllte die Tanzflächen der Clubs, die damals noch Diskotheken hießen. Ob "SOS", "Mamma Mia" oder "Fernando", "Money, Money, Money", "Knowing Me, Knowing You" oder "Take a Chance on Me", ob "Gimme! Gimme! Gimme!", "The Winner Takes it All" oder "Super Trouper" - Benny Andersson und Björn Ulvaeus, die weder Noten lesen noch schreiben können, produzierten Hits wie am Fließband.
Ihre Songs, die englische, amerikanische, aber auch schwedische Einflüsse und wegen früherer musikalischer Projekte eine große stilistische Bandbreite haben, sind perfekt arrangiert und aufwendig produziert. Neben Anderssons und Ulvaeus' Gespür für gute Melodien machte auch die musikalische und private Paar-Konstellation ABBA so beliebt und erfolgreich. Nicht nur der Optik wegen standen Agnetha Fältskog (Sopran) und Anni-Frid Lyngstad (Mezzosopran) meist im Vordergrund. Die ausgezeichnet miteinander harmonierenden Frauenstimmen trugen in hohem Maße zu dem eigenständigen Sound bei.
Live wird man die größte Band nach den Beatles wohl nicht mehr erleben. Ein amerikanisch-britisches Konsortium hatte ihr für eine Reunion-Tour im Jahr 2000 mit 100 Konzerten eine Milliarde Dollar geboten - Andersson und Ulvaeus lehnten ab. Aber nicht nur, weil vor allem die beiden Männer nicht mehr auf Geld angewiesen sind. "Ich möchte, dass die Leute uns in Erinnerung behalten als die junge, dynamische Gruppe, die wir einmal waren", sagte Ulvaeus im Dezember 2013 bei "Wetten, dass ..?".
Auch diese Einstellung trägt zum Bewahren des ABBA-Mythos bei. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Im Januar 2016 eröffnet Ulvaeus im Freizeitpark Gröna Lund, gleich um die Ecke des ABBA-Museums, "Mamma Mia! The Party". Nach dem Song "Mamma Mia", dem erfolgreichen Musical und dem Film wird dort eine Show mit ABBA-Songs gezeigt, in der der Gast inmitten der Kulisse sitzt.
Ab und zu erklingen auch noch Stücke in den Straßen Stockholms, genauer gesagt: auf dem Schlossplatz. Zur Wachablösung vor dem königlichen Schloss wird gelegentlich ein Medley der wahren Könige und Königinnen Schwedens gespielt.Extra

 Der Weg zur Attraktion auf der Insel Djurgården: „ABBA The Museum“.

Der Weg zur Attraktion auf der Insel Djurgården: „ABBA The Museum“.

Foto: Christian Jöricke (chj) ("TV-Upload J?ricke"
 Als Band waren nur die Beatles erfolgreicher: Die Popgruppe ABBA erhielt bis heute 550 Goldene Schallplatten.

Als Band waren nur die Beatles erfolgreicher: Die Popgruppe ABBA erhielt bis heute 550 Goldene Schallplatten.

Foto: Christian Jöricke (chj) ("TV-Upload J?ricke"

In der Region kann man in den nächsten Monaten die Musik von ABBA dreimal live erleben: Am 24. Oktober um 20 Uhr tritt die englische Formation "ABBA Gold" in der Hochwaldhalle in Hermeskeil auf. Eine Nummer größer wird es am 12. März 2016 in der ArenaTrier. Dort erzählt "ABBA The Show" musikalisch den Werdegang der Gruppe nach. Begleitet werden die Schweden von einer zehnköpfigen Liveband und dem National Symphony Orchestra of London. Mit dabei ist auch der ehemalige ABBA-Saxofonist Ulf Andersson. Ab dem 16. Dezember zeigt das Grand Théâtre in Luxemburg 14 Vorstellungen des Musicals "Mamma Mia! Karten: TV-Service-Center Trier, Hotline 0651/7199-996, www.volksfreund.de/tickets .chj

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