2500 Wittlicher zücken Rote Karte - Abschluss der Unterschriftenaktion gegen Bebauung des Parkplatzes Karrstraße

Wittlich · Erfolgreiches Bürgerbegehren: Statt der geforderten 1400 Unterschriften haben die Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen eine Bebauung des Parkplatzes Karrstraße 2500 Stück gesammelt. Falls der Stadtrat an seinen Bebauungsplänen festhält, kommt es zum Bürgerentscheid, also der direkten Entscheidungsmöglichkeit aller Wittlicher per Wahl.

 Alle wollen nur das Beste für Wittlich, nur ihre Überzeugung, was hilft, geht auseinander: Karl-Heinz Kaspari, Hans Gelz und Bernhard Kossendey reichen Bürgermeister Joachim Rodenkirch den Ordner mit den Unterschriftenlisten des Bürgerbegehrens zum Parkplatz Karrstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Alle wollen nur das Beste für Wittlich, nur ihre Überzeugung, was hilft, geht auseinander: Karl-Heinz Kaspari, Hans Gelz und Bernhard Kossendey reichen Bürgermeister Joachim Rodenkirch den Ordner mit den Unterschriftenlisten des Bürgerbegehrens zum Parkplatz Karrstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

 Alle wollen nur das Beste für Wittlich, nur ihre Überzeugung, was hilft, geht auseinander: Karl-Heinz Kaspari, Hans Gelz und Bernhard Kossendey reichen Bürgermeister Joachim Rodenkirch den Ordner mit den Unterschriftenlisten des Bürgerbegehrens zum Parkplatz Karrstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Alle wollen nur das Beste für Wittlich, nur ihre Überzeugung, was hilft, geht auseinander: Karl-Heinz Kaspari, Hans Gelz und Bernhard Kossendey reichen Bürgermeister Joachim Rodenkirch den Ordner mit den Unterschriftenlisten des Bürgerbegehrens zum Parkplatz Karrstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlichs Rebellen machen keinen Krawall. Sie lassen Stifte zücken. Ihre Mission: "Retten wir gemeinsam den Parkplatz Karrstraße". Sie sind überzeugt, dass der Platz existenziell wichtig für die Wittlicher Innenstadt ist.

Dafür sind sie auf die Straße gegangen. Mit Papieren in der Hand, auf denen steht, dass ein Verkauf an einen Investor unerwünscht ist. Zwei Monate wurden Unterstützer gesucht. 1400 wahlberechtigte Wittlicher mussten mitmachen, als Vorbereitung für einen möglichen Bürgerentscheid per Wahl. 2500 sind es geworden. Die Blätter füllen einen Ordner. Auf Blatt Eins steht allein eine Unterschrift: Die von Wilhelm Schrot, Wittlichs 100-jährigem Ehrenbürger. Er setzt so noch ein Ausrufezeichen für die Zukunft.

Und die drei Herren, die für all die Wittlicher stehen, die dem Stadtrat sozusagen eine Rote Karte zeigen, machen das ebenfalls schon für kommende Generationen: Karl-Heinz Kaspari, 77, Hans Gelz und Bernhard Kossendey, beide 59, sind dabei anständige Revoluzzer: Sie fallen beim Bürgermeister nicht mit der Tür ins Haus, sondern haben einen Termin, um den dicken Ordner abzugeben. Ihr Protest gegen die Entscheidung des Stadtrates braucht eben keine Trillerpfeifen sondern Unterschriften.

"So einen Ordner kann man nicht ignorieren", sagt Bernhard Kossendey. Karl-Heinz Kaspari sagt: "Ich glaube und hoffe, dass es klappt." Hans Gelz meint: "Ich gehe davon aus, dass wir Erfolg haben werden. Das wird unseren Entscheidungsträgern vielleicht helfen, noch mal die Entscheidung zu überdenken." Er fügt an: "Hätten Innenstadtkunden, die nicht aus Wittlich sind, unterschreiben können, wären es noch ein Drittel mehr geworden."

Bürgermeister Joachim Rodenkirch verhehlt bei der Übergabe nicht, was er denkt: "In der Sache bin ich anderer Meinung. Diese aktive Bürgerbeteiligung ist für mich natürlich in Ordnung. Es gibt manchmal halt kein richtig oder falsch sondern unterschiedliche Positionen. Dabei geht es aber nicht um Krieg und Frieden." Er gehe davon aus, dass der Stadtrat sich spätestens im Mai mit dem Thema beschäftigen wird. Bleibt dessen Mehrheit dabei, verkaufen zu wollen - wobei betont wird, die Zahl der Parkplätze bliebe, wenn auch unterirdisch angelegt, erhalten, wird wohl gewählt. Dann müssen von mindestens 2800 der wahlberechtigten 14.000 Wittlicher mehr als die Hälfte für das Bürgerbegehen stimmen. Dann wäre die Rote Karte ein Platzverweis für Investoren und das Gelände eine Spielwiese für Gestaltungswünsche der Wittlicher.

Demokratisch und gut

Von Sonja Sünnen

Die Gegner der Parkplatzbebauung haben einen langen Atem bewiesen. Erneut konnten sie auf Rückhalt aus der Bevölkerung vertrauen: 2500 Unterschriften sind kein Pappenstiel. Die Aktion ist in doppelter Hinsicht positiv: Sie zeigt, dass die Wittlicher bereit sind, sich für ihre Stadt und Ihre Überzeugung mit Herzblut einzusetzen. Und die Aktion wird so oder so für einen Schlusspunkt eines jahrelangen Hin und Her sorgen. Denn falls der Stadtrat nicht einschwenkt und es deshalb zum Bürgerentscheid, einer Premiere, kommt, wird gewählt. Dann ist das Ergebnis von allen zu akzeptieren. Ende der Debatte per demokratischem Beschluss. Bleibt die Frage, wie der Stadtrat die aktuelle Unterschriftenliste beurteilt. Immerhin ist die Ratsmehrheit gemeinsam mit der Stadtspitze seit Jahren im Gegensatz zu vielen Bürgern der Überzeugung, dass Verkauf und Bebauung der richtige Weg sind. Was aber bei einem möglichen Entscheid Ergebnis sein wird, ist völlig offen. Das zeigt das aktuelle Beispiel aus Morbach. Per Bürgerbegehren wurde ein Bestattungswald gewünscht, per Bürgerentscheid dann aber nicht durchgesetzt. Demokratische Ergebnisse basieren eben auf Mehrheiten. Eine Minderheit wird sich immer damit abfinden müssen. Man darf gespannt sein, wie das Ergebnis zum Karrstraßenplatz dabei aussehen wird.
s.suennen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort