Beim Spazierengehen genauer hinsehen

Bernkastel-Kues · Sie sind die frisch gebackenen Kulturbotschafter für die Mosel: 17 Kursteilnehmer haben ihre Zertifikate im Dienstleistungszentrum ländlicher Raum erhalten und können nun Touristen und Einheimische als "Naturerlebnisbegleiter" durch Weinberge führen und deren biologische Vielfalt erläutern.

Bernkastel-Kues. Es ist der große Moment für Felix von Nell an diesem Tag. Der 17-jährige Winzersohn aus Trier ist der jüngste Naturerlebnisbegleiter, der im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bernkastel-Kues sein Zertifikat nach 80 Unterrichtstunden erhält.
"Der Kurs hat sehr viel Spaß gemacht. Wir waren eine tolle Gemeinschaft und haben viel gelernt", sagt Felix von Nell. Seine Mutter, Evi von Nell, freut sich über sein Engagement. Denn der Sohn will später einmal den elterlichen Betrieb übernehmen: "Unser Sohn hat sich schon immer für Pflanzen und Tiere interessiert. Es ist doch prima, wenn ein Winzer diese Informationen an seine Kunden und Besucher weitergeben kann. Man sollte wissen, was da so kreucht und fleucht. Manch ein Städter weiß noch nicht einmal mehr, was eine Ringelblume ist."
Neben Felix von Nell erhalten an diesem Abend weitere 15 Teilnehmer das Zertifikat. Sie kommen aus Ürzig, Moselkern, Trier oder Konz. Sie alle eint die Leidenschaft für die Natur und den Wein. Mit dem Zertifikat können sie sich als offizielle Naturerlebnisbegleiter bezeichnen und zum Beispiel bei Wanderungen durch die Weinberg die unterschiedlichen dort vorkommenden Pflanzen und Tiere erklären.
Der schönste Landkreis


Mosel-Weinkönigin Lena Endersfelder betont die Bedeutung dieser Kultur-Botschafter: "Es ist wichtig, in den Weinbergen auch die kleinen Dinge zu erklären. Es lohnt sich, beim Spazierengehen mal genauer hinzuschauen." Landrat Gregor Eibes setzt auf Superlative: "Unser Landkreis ist der schönste, mit dem schönsten Weinanbaugebiet. Das beweisen sieben Millionen Übernachtungen und zwei Millionen Gäste". Auch die Naturerlebnisbegleiter Mosel seien dafür wichtig. Sie hätten 80 Unterrichtsstunden und eine Prüfung mit einer individuellen Prüfungsarbeit absolviert, um sich zu qualifizieren und die Marke Mosel zu vertreten. Das sei auch ein weiterer Schritt in Richtung "Weltkulturerbe Moseltal".
Die Initiative "Lebendige Moselweinberge", die 2013 beschlossen wurde, ist ein Baustein der Dachmarke Mosel. In ihr sind unter anderem das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum und der Weinbauverband Mosel vertreten. Das Projekt wurde in diesem Jahr erstmals von den Vereinten Nationen unter dem Titel "UN-Dekade Biologische Vielfalt" ausgezeichnet.
Seit dieser Woche ist das Projekt auch mit einer eigenen Internet-Präsenz vertreten. Unter <%LINK auto="true" href="http://www.lebendige-moselweinberge.de" text="www.lebendige-moselweinberge.de" class="more"%> können Interessierte abrufen, in welchen Orten Naturerlebnisbegleiter zur Verfügung stehen und was deren Schwerpunkte sind. Unter dem Stichwort "Leuchtpunkte" werden auf der Internetseite jährlich drei "Leuchtpunkte" der Mosel vorgestellt. Diese werden von den Naturerlebnisbegleitern jeweils für die Bereiche Ober-, Mittel- und Untermosel ausgewählt. Diese Orte werden besonders ausführlich dokumentiert. Den Anfang macht der Leuchtpunkt "Erdener Prälat/Treppchen, über den auf der Internetseite bereits viele Informationen zu erfahren sind. Nach und nach wird damit eine umfangreiche Datenbank geschaffen, die die Arbeit der Naturerlebnisbegleiter ergänzt.
Positive Erfahrungen


Manfred Schmitz, Vorsitzender des Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), ist bereits Naturerlebnisbegleiter und hat positive Erfahrungen gemacht: "Ich bin oft samstags mit Gruppen in den Weinbergen unterwegs. Das Angebot wird schon gut angenommen und die Leute sind interessiert. Dabei darf die Geselligkeit aber auch nicht zu kurz kommen." Das findet auch Felix von Nell: "Die Touren müssen den Besuchern ja auch Freude machen." Für die erste Tour, die er anbieten will, hat von Nell auch schon eine besondere Idee: "Wir wollen eine Ziegenwanderung durch die Weinberge machen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Familien mit Kindern das gerne annehmen."

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