KULTUR Zu Gast bei Generationen von „Böckings“

Traben-Trarbach · Bei der  14. Museumsnacht des Mittelmosel-Museums Traben-Trarbach erleben Besucher ein authentisches  Szenario.

 Teil des Gesamtwerks: Matthias Heuser  als 1695 geborener Haus-Erbauer Johann Adolph Böcking mit Gattin Margaretha (Elke Reinhold) und Ururenkelin Bertha Eichhoff (Frieda Marie Heuser).

Teil des Gesamtwerks: Matthias Heuser  als 1695 geborener Haus-Erbauer Johann Adolph Böcking mit Gattin Margaretha (Elke Reinhold) und Ururenkelin Bertha Eichhoff (Frieda Marie Heuser).

Foto: Ursula Schmieder

Hinter jeder Tür warten Überraschungen – und das über vier Etagen hinweg. Mal eine Pianistin, mal eine Apothekerin oder ein Mönch, der sich mit Weihraucharten beschäftigt. Vor allem wirken Generationen von „Böckings“ mit bei der etwas anderen Museumsnacht im Traben-Trarbacher Mittelmosel-Museum, das einst der Familie gehörte. Mit Johann Adolph Böcking, Matthias Heuser vom Museums-Förderverein, geben sich sogar der 1695 geborene Haus-Erbauer die Ehre. Er und Gattin Margaretha (Elke Reinhold) plaudern über die Familie, die etwa mit Ururenkelin Bertha Eichhoff (Frieda Marie Heuser) die spätere Ehefrau von Alfred Krupp hervorbrachte. Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe gesellt sich aber nicht zu ihnen, sondern zu Louis und Dorothea Böcking, Jörg und Katja Schütz mit Tochter Emmy. Sie bewirteten ihn in einer stürmischen Nacht des Jahres 1792, wie der „Herr Geheimrat“ erzählt.

„Wir sind begeistert“, schwärmt Silke Schwab aus Rockenhausen. Alles sei toll – das im ursprünglichen Zustand erhaltene Haus, aber auch die viele Arbeit vieler Akteure. Für Werner und Karen Trüschler aus Duisburg ist das nicht neu. „Wir lassen uns das hier kein Jahr entgegen“, versichern sie. Sie kommen dafür extra an die Mosel.

Das Museum sei authentisch, halte aber auch vor Augen, dass früher keineswegs alles besser, sondern vieles mühsam gewesen sei. Nebenbei erfahren sie Näheres über Gräfin Loretta, zu deren Zeit Albert Wenker, der sich als Großvater Böcking sein Pfeifchen schmecken lässt, nicht hätte leben wollen.

Gesprächig sind auch Kontorist Hans Schneiß (80), realer Irmenacher Dorfchronist, die Waschfrauen Anneliese Faust und Inge Heckert sowie Wolfer Kelten und  Rotkäppchen samt Großmutter und Wolf. Einige der etwa 80 Akteure sind, oft für einen Verein, seit vielen Jahren dabei. Es mache einfach großen Spaß, versichern etliche.  Bärbel Bisenius von der Biedermeiergruppe schwärmt von der tollen Gemeinschaft und Spinnerin Katrin Sonnemann vom Hineinschlüpfen in eine andere Zeit.

Und davon lebt die außergewöhnliche Veranstaltung. Museumsleiter Christoph Krieger weiß, dass es ohne den Spaß der Akteure nicht denkbar wäre, ein Museum „in dieser Weise“ zu beleben. Umso mehr freut es ihn, mit der Museumsnacht sogar überwiegend Menschen anzusprechen, die sonst vielleicht gar nicht ins Museum gingen.

In diesem Jahr schauen etwa 600 Besucher rein. Der Rekord liegt bei 1200, was dieses Mal schon witterungsbedingt unmöglich ist, weil erstmals auf den Umzug vorab verzichtet werden musste. Die traditionell vor dem Eingang postierte Stadtgarde, wie die Stadtschröter treue Unterstützer, motiviert daher etwas eindringlicher zu einem Besuch. So findet sich mancher Passant, der zum Federweißenfest am Stadtturm will, unerwartet erst im Museum. Dessen ungewöhnliche Nacht ist für Stadtgardist Volker Oehring, seit 2005 und damit von Anfang an dabei, eindeutig das „Kind“ von Krieger. Er habe immer „ein belebtes Museum“ haben wollen.

Christoph Krieger: „Das Entscheidende ist, dass es den Akteuren Spaß macht – ohne sie könnte man nichts machen.“

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