Einmal Ecstasy und der Führerschein ist weg

Morbach/Hochscheid · Drogenkontrolle mit wissenschaftlicher Begleitung: Besucher, die auf dem Weg zu den Festivals Nature One und Lott von der Polizei positiv auf Drogenkonsum getestet worden sind, können an einem Bildschirm ihre Reaktionsfähigkeit prüfen.

Die Anfahrt zum Techno-Festival Nature One hat sich der 25 Jahre alte Saarländer anders vorgestellt. Denn bei einer Drogenkontrolle auf der Hunsrückhöhenstraße an der Abfahrt Zolleiche zwischen Hinzerath und Hochscheid ist der Urintest des jungen Fahrers positiv ausgefallen: Die Rückstände der Haschisch-Zigarette, die er vor zwei Tagen geraucht hat, sind immer noch nachweisbar. Damit ist für ihn und seinen Beifahrer, der sich "lieber nicht" ans Steuer setzt, erstmal Pause angesagt. "Ich habe gedacht, die finden nichts mehr", sagt der Fahrer. Wirkungen des Cannabiskonsums verspürt er keine. "Sonst wäre ich nicht gefahren."

Die Wartezeit, bis ein Freund mit dem Taxi vom Festivalgelände kommt, um die beiden und das Auto abzuholen, nutzt Aline Hollenbach vom saarländischen Landesinstitut für präventives Handeln, um die Aufmerksamkeits- und die Reaktionsfähigkeit des Fahrers zu testen. An einem Bildschirm fährt er am Steuer eines Wagens mehrere Minuten virtuell durch Zürich. Immer wieder leuchten auf dem Bildschirm für eine Drittel Sekunde sechsstellige Zahlen auf. Der 25-Jährige muss erkennen und mit Hilfe der Computermaus markieren, ob die Ziffer 3 darin enthalten ist. Bei diesem Vigilanztest (Vigilanz bedeutet Wachheit) sollen Zusammenhänge zwischen Drogenkonsum und Fahrtüchtigkeit ermittelt werden, sagt Hollenbach.

Derzeit befindet sich dieser Test in der Prüfphase. Die Ergebnisse werden an einer technischen Hochschule in der Schweiz ausgewertet. "Künftig können wir so möglicherweise feststellen, ob ein Fahrer wegen Drogenkonsums oder Müdigkeit nicht mehr fahrtüchtig ist", sagt Hollenbach. Zwei Tage lang kontrollieren 30 Polizisten aus der Region, dem Saarland und Luxemburg einen Teil der Festivalbesucher, die über die B 327 anfahren, auf Drogen. Sie räumen die Autos aus, durchsuchen das Gepäck per Hand und forschen mithilfe eines Drogenspürhunds in den Fahrzeugen nach Cannabisprodukten, Ecstasy und Amphetaminen.

In einem Auto mit Saarbrücker Kennzeichen zeigt der Hund zwar Drogen an der Verkleidung der Heckklappe an, doch die Beamten finden keine. "Vielleicht war dort mal was gewesen, was er noch riecht", sagt der Beamte, der den Hund führt. Trotzdem ist für die junge Fahrerin und ihren Begleiter die Fahrt zu Ende: Beide geben zu, Drogen konsumiert zu haben. Fünf Fahrer warten am Donnerstagnachmittag auf den Arzt, der Blutproben abnehmen soll. "Bei ihnen war der Urintest positiv ausgefallen", sagt Wendalin Kirsch von der Polizeiinspektion Morbach.

Hinzu kommen mehrere Beifahrer, die Drogen zu sich genommen haben, sagt er. Was erwartet die Personen, die unter Drogeneinfluss Auto gefahren sind? Das hängt davon ab, was sie zu sich genommen haben, erklärt der Polizeibeamte. Maßgeblich für die Führerscheinstelle sei, ob der Konsument zum Führen eines Autos geeignet ist. Wer einmalig Cannabis zu sich nimmt, kann Glück haben. Bei Dauerkonsumenten baue sich hingegen ein Dauerpegel an Rückständen auf, der zum Verlust der Fahrerlaubnis führt. Kein Pardon gibt es für die Personen, die mit Ecstasy und Amphetaminen erwischt werden.

Kirsch: "Diese gelten auch bei einmaligem Konsum als ungeeignet, ein Auto zu fahren." Was Kirsch verwundert: Seit Jahren ist an der Zolleiche Drogenkontrolle, die auch vorher publiziert wird. "Trotzdem fahren jedes Jahr Leute unter Drogeneinfluss in die Kontrolle", sagt der Polizist. Wie erklärt er sich das? Kirsch: "Die Drogen verleihen den Fahrern ein Omnipotenzgefühl nach dem Motto: Bei mir merken die sowieso nichts."

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