Finanzminister freut sich auf neue Einnahmen

Bernkastel-Kues · Lehre und Forschung genießen im Staatsweingut Mosel Priorität. Von der Arbeit des zum Steillagenzentrum gehörenden Betriebs profitieren alle Winzer. Der erzeugte Wein ist kein Nebenprodukt. Er soll höchsten Ansprüchen genügen.

Bernkastel-Kues. Seit 2003 ist Bernkastel-Kues Sitz eines besonderen Weingutes. Die erste Ernte wurde aber erst 2010 eingefahren. Ein Weingut ohne Einnahmen über einen so langen Zeitraum. Wie funktioniert das? Ganz einfach: Besitzer des Betriebes ist das Land Rheinland-Pfalz.
Es gründete das Staatsweingut Mosel vor acht Jahren. Damals begann die Verlagerung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel von Trier nach Bernkastel-Kues. Doch erst mit dem Bau des 2010 eröffneten Steillagenzentrums wurden auch die Voraussetzungen für eine Kellerei und damit die Weinproduktion geschaffen (siehe Extra).
Die Besonderheit des Staatsweinguts erläutert Betriebsleiter Christoph Oster. "Wir sind zu 100 Prozent ein Lehr- und Versuchsweingut", sagt der 44-Jährige. Kommen neue Maschinen auf den Markt, werden sie in solch einem Betrieb getestet. Das gilt für die Arbeit im Weinberg genauso wie für die Vorgehensweise bei der Verarbeitung.
Ein aktuelles Beispiel: In Bernkastel-Kues wurde im Herbst 2010 eine Maschine eingesetzt, die gesunde von faulen Trauben trennt (der TV berichtete). Der Klimawandel bringt auch mit sich, dass weitere Schädlinge auftauchen. Deshalb werden auch neue Pflanzenschutzmittel und neue Rebsorten getestet.
Die Ergebnisse der Tests und Versuche kommen den Winzern zugute. Teilweise auf kürzestem Weg. Im Steillagenzentrum werden derzeit 120 angehende Winzer unterrichtet. Der Nachwuchs kann die Arbeit also hautnah verfolgen.
Doch was geschieht mit dem produzierten Wein? Er wird ab sofort verkauft - zumindest ein Teil davon. 2010 wurden 18 000 Liter geerntet. Etwa ein Drittel der Ernte geht allerdings nicht in die Vermarktung, weil sie mit noch nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde oder noch für weitere Versuche dient.
Der Rest steht aber nun zum Verkauf bereit. "Was wir verkaufen, erfüllt höchste Ansprüche", verspricht Oster. Deshalb liege der Durchschnittspreis auch bei sieben Euro pro Flasche.
Hubert Friedrich, Leiter des Steillagenzentrums, und Gerd Scholten, Leiter der Abteilung Weinbau und Oenologie, sprechen in diesem Zusammenhang sogar von Leistungsdruck. "Schließlich ist die Beratung der Winzer eine unserer Hauptaufgaben. Keiner würde uns ernst nehmen, wenn wir schlechten Wein produzieren", sagt Scholten. Wer über die neueste Kellertechnik und ein hochmodernes Labor verfüge, müsse bei der Weinqualität Vorbildcharakter haben.
Dass die Weine verkauft werden, ist eine Vorgabe des Landes. Es erwartet, dass hier wie in den anderen Staatsweingütern zumindest ein Teil der Kosten wieder eingespielt wird. In dem von Christoph Oster geleiteten Betrieb sind zehn weitere Mitarbeiter beschäftigt. Den finanziellen Aufwand beziffert Hubert Friedrich auf 500 000 Euro pro Jahr. Wird der zur Verfügung stehende Weine abgesetzt, fließen 105 000 Euro in die Kasse des rheinland-pfälzischen Finanzministeriums. "Es ist auch im Sinne der Steuerzahler, dass wir Wein verkaufen", sagt Gerd Scholten.
Geschieht dies auf Kosten der Winzer, speziell der in Bernkastel-Kues? Winzer Josef Zimmermann, der seinen Betrieb fast in Sichtweite hat, spricht von einem Mitbewerber. "Aber vielleicht ziehen wir davon irgendwann auch einen Vorteil." Er ist zumindest froh, dass die Weine des Staatsweingutes zu einem vernünftigen Preis angeboten werden. "Der Steuerzahler darf sie nicht auch noch subventionieren", sagt er.
Jörg Trossen (Traben-Trarbach) im regionalen Bauern- und Winzerverband für die Belange der Winzer zuständig, hat bisher nichts Negatives gehört. Auch seine Forderung zielt auf die Qualität. "Die Weine müssen das Image der Mosel mitprägen", sagt er.cb Das Land Rheinland-Pfalz unterhält fünf Staatsweingüter: in Bernkastel-Kues, Trier, Bad Kreuznach, Oppenheim und Neustadt. Die fünf Betriebe verfügen insgesamt über eine Rebfläche von etwa 95 Hektar. Ein Großteil dieser Flächen wird für Versuche genutzt. Das Staatsweingut in Bernkastel-Kues ist von der Hektarzahl der kleinste Betrieb. Dort werden derzeit sechs Hektar bewirtschaftet. Zwei Hektar davon wurden gekauft, der Rest vom Julius-Kühn-Institut (Institut für Pflanzenschutz Bernkastel-Kues) gepachtet. Ein Teil der Mitarbeiter des Instituts wird in Zukunft vom Steillagenzentrum aus Forschung betreiben. Die Fläche des Staatsweingutes Mosel soll noch auf maximal zehn Hektar ausgeweitet werden. cb

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