Noch gut 400 Tage bis zur Passion

Der heilige Eifer hat den Weinort Wintrich erfasst: Die Passionsspiele stehen 2012 wieder an. Am 3.März ist es soweit - dann lädt die Passionsvereinigung Wintrich zu 20 Aufführungen der Leidensgeschichte Christi in die Pfarrkirche St. Stephanus ein.

 Die Mitglieder der Passionsvereinigung, Vorsitzender Heinz Goergen (Fünfter von links), Kassierer Hilmar Engelhardt (Sechster von links) sowie Spielleiter Dirk Kessler(links) rollen die Fahne aus und freuen freuen sich mit einigen Darstellern, dass es wieder losgeht mit der Passionsspielzeit. TV-Foto: Marita Blahak

Die Mitglieder der Passionsvereinigung, Vorsitzender Heinz Goergen (Fünfter von links), Kassierer Hilmar Engelhardt (Sechster von links) sowie Spielleiter Dirk Kessler(links) rollen die Fahne aus und freuen freuen sich mit einigen Darstellern, dass es wieder losgeht mit der Passionsspielzeit. TV-Foto: Marita Blahak

Wintrich. "Wir warten darauf, dass es endlich wieder losgeht", ist allenthalben im beschaulichen Weinort Wintrich zu hören. Das Passionsspielfieber grassiert, denn Anfang März 2012 beginnt nach turnusgemäßer fünfjähriger Pause die nächste Passionsspielzeit. 20 Aufführungen im März und April stehen auf dem Programm.

Die Vorbereitungen laufen bereits, die Faltblätter sind gedruckt, das Textbuch wird schon mal hervorgeholt, die Proben beginnen in Kürze und die Bärte dürfen wieder wuchern. Es werden noch Tenöre für den Passionschor sowie weitere Darsteller gesucht.

"Die Passionsspiele stellen für alle Teilnehmer, ob Sänger, Darsteller oder Mitwirkende auf und hinter der Bühne, ein großes Gemeinschaftsprojekt dar, bei dem jeder als unverzichtbarer Teil seine Rolle spielt", erklärt Spielleiter Dirk Kessler. Mehr als 200 Teilnehmer und die gleiche Zahl an Helfern und Betreuern machen mit, viele stehen seit der Wiederaufnahme der Passionssiele 1997 bereits zum zweiten oder dritten Male auf der Bühne, neue kommen hinzu. Denn die Passion steckt an - nicht nur Leute aus Wintrich, wo fast jedes Haus mit den Passionsspielen zu tun hat. Menschen mit Passion meldeten sich auch aus den umliegenden Orten, um bei diesem tiefgreifenden Ereignis aktiv mitzuwirken.

Für die Gemeinde ist das Projekt eine große Herausforderung: Es ist ein einzigartiges kulturelles Ereignis, dessen Inhalte Liebe und Hass, Macht und Moral, Gut und Böse bis heute so aktuell sind wie vor 2000 Jahren. Alle Teilnehmer ziehen mit Leidenschaft an einem Strang und bringen das Geschehen auch äußerlich, was Kostüme, Rüstungen und Schuhwerk betrifft, so authentisch wie möglich auf die Bühne.

"Wir sind zwar Laienspieler, aber Professionalität, Perfektion und Präzision sind unsere Vorgaben", nennt Kessler die hohe Anforderung, die sich die Passionsspielvereinigung stellt. Darin liege auch der große Erfolg der Wintricher Passionsspiele, die Besucher aus ganz Deutschland und aus Europa anlocke. Somit profitiert auch der Tourismus - und das nicht nur für den kleinen Ort Wintrich. Wünschenswert sei es, dass die Touristiker der Region die Veranstaltung als großes, bedeutendes "Ereignis der Mittelmosel" bei Gästen und Urlaubern verstärkt bewerben, betont Kessler.

Und wie überbrücken die Teilnehmer die fünfjährige spielfreie Zeit? Um in gesanglicher und darstellerischer Weise in "Übung zu bleiben" findet jedes Jahr an Ostermontag ein Dankgottesdienst statt, umrahmt von Passionsgesängen und Szenen.

Info: Der Kartenvorverkauf beginnt am 1. Mai, nähere Informationen zu den Terminen und Preisen sind erhältlich bei der Passionsvereinigung Wintrich, Rosenstraße 17a, unter Telefon/Fax 06534/205706/9487849 oder unter www.passionsspiele-wintrich.de E-Mail: 2012@passionsspiele-wintrich.de

HINTERGRUNDZahlenspiele: Bei der Wintricher Passionsvereinigung mit ihrem Vorsitzenden Heinz Goergen laufen alle Fäden zusammen. Der finanzielle Aufwand der Passionsspielzeit bewegt sich im sechsstelligen Bereich. Nach seiner Anlaufzeit erzielt der Verein mittlerweile Gewinn, der laut Vereinsbeschluss für kirchliche und soziale Zwecke eingesetzt wird. Rund 200 Chorsänger und Darsteller, vom Säugling bis zum Greis, sind am Geschehen beteiligt. Nahezu die gleiche Zahl an Betreuern und Helfern für Teilnehmer und Besucher wirkt aktiv mit. Auf der Zuschauertribüne finden rund 366 Besucher Platz. 2007 wurden rund 10 000 Besucher aus Deutschland und Europa Zeuge der Passion. (mbl)ExtraGeschichte der Passion: Im Jahr 1902 fanden in Wintrich die ersten Passionsspiele mit einfachen Bildern statt. Daraus entwickelte sich zusehends eine aufwendige Inszenierung, die von 1927 bis 1952 (nur unterbrochen durch die Kriegsjahre) in fünfjährigem Turnus aufgeführt wurde. Nach langer Pause wurde dann 1995 auf Betreiben des Wintricher Theatervereins eine Passionsvereinigung gegründet und so erfolgte ab 1997 die Wiederaufnahme mit damals 15 Aufführungen in der Pfarrkirche St. Stephanus. Die Verbildlichung des Leidensweges Christi umfasst den Einzug in Jerusalem, den Kernteil mit Abendmahl-, Ölberg-, Haus des Kaiphas- und Haus des Pilatus-Szenen sowie die Kreuzigung und Auferstehung. Ab 2002 wurden die Umbauphasen durch freie Spielszenen vor dem Vorhang verkürzt. (mbl)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort