Prozessauftakt gegen 41-Jährigen: Tritte, Faustschläge und Ohrfeigen

Trier/Thalfang · Die Erste Große Strafkammer des Landgerichts Trier verhandelt gegen einen 41-Jährigen aus Thalfang. Ihm werden zahlreiche Fälle von Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Er soll im Zustand der Schuldunfähigkeit gehandelt haben.

Trier/Thalfang. Über Monate hinweg litten einige Thalfanger unter einem "schwierigen Nachbarn", von dem sie ständig körperliche Angriffe und auch Attacken auf ihr Hab und Gut befürchten mussten. Zu den bevorzugten Opfern des heute 41-Jährigen zählte auch der Vater des Mannes, in dessen Haus er lebte.
Seit Juli 2014 ist der gelernte Elektroinstallateur vorläufig im Andernacher Nette-Gut, Klinik für forensische Psychiatrie, untergebracht. Wie lange dieser Aufenthalt dauern wird - und ob er überhaupt befristet werden kann - darüber verhandelt seit Dienstag die Erste Große Strafkammer des Landgerichts Trier.
Beschuldigter will sich äußern


Die Anklageschrift des Staatsanwalts (er will namentlich nicht genannt werden) klingt wie das Drehbuch für einen surrealen Film - dabei geht der Ankläger davon aus, dass der Mann "im Zustand der Schuldunfähigkeit oder der verminderten Schuldfähigkeit handelte".
Die aufgelisteten Taten für den Zeitraum von Februar 2013 bis Juli 2017: Auto der Nachbarin mit Gipsputz eingeschmiert - Faustschlag gegen Nachbarn - mit "Karateähnlichem" Tritt auf Nachbarsfrau losgegangen, aber nicht getroffen - die Frau mit Holzstock attackiert - mehrfach Ohrfeigen für die Nachbarn - Faustschlag aufs Auge und Faustschlag auf den Mund, so dass die Zähne des Nachbarn locker waren - Tritt gegen ein Schienbein und Nachbarsauto mit brauner, klebriger Masse eingeschmiert - weiße Fassade nebenan mit schwarzer Farbe verunstaltet - Kaffeerunde auf Gartenterrasse mit Saftpackung beworfen - Tritt gegen Schulter eines Nachbarn und Drohung über den Zaun: "Ihr müsst alle von der Erde ausgelöscht werden."
Der Staatsanwalt sagt abschließend: "Beim Beschuldigten ist die Steuerungsfähigkeit vermutlich wegen einer schizophrenen Psychose erheblich vermindert." Er stelle eine Gefahr für die Allgemeinheit dar.
Der Beschuldigte - ein großer, hagerer Mann - will sich zur Person und den Taten äußern. Er spricht mit sehr leiser Stimme und kennt seine Erkrankung, die vor rund 20 Jahren erstmals zutage trat. Zehn Jahre nahm er verordnete Medikamente, setzte sie aber ab "weil sie mich bei der Arbeit einschränkten".
Seine Taten bezeichnet er als "keineswegs beabsichtigt, sondern entstanden aus Abwehr und Affekt gegen die ständigen Ruhestörungen, Beleidigungen und Provokationen". f.k.

Die Verhandlung wird am Dienstag, 27. Januar, um 9 Uhr vor dem Trierer Landgericht fortgesetzt.

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