Tiere, Stillleben und die dritte Dimension

Traben-Trarbach · Seit 2007 arbeitet Christine Fröhlich als freischaffende Malerin in Traben-Trarbach. Ihr Mut, sich gegen wohlmeinende Ratschläge ganz der Kunst zu verschreiben, mündete nicht in die prophezeite Enttäuschung. Ganz im Gegenteil. Ihre Bilder sind gefragt.

Traben-Trarbach. Sie hat sich getraut. Mit 25 Jahren hat sich Christine Fröhlich entschieden, von der Malerei, die schon als Kind ihre Hauptbeschäftigung war, leben zu wollen. Eigentlich wollte sie erst mal "was Richtiges" lernen und hat deshalb Schmuckdesign studiert. "Aber die Leidenschaft hat sich doch durchgeboxt", erzählt die zierliche 29-Jährige in ihrem Altbau-Atelier in Traben-Trarbach. Und es funktioniert. Entgegen den Prophezeiungen aus ihrem Umfeld gibt es genügend Leute, die Kunst kaufen wollen. Wohlgemerkt "nicht nur Reiche, auch Normale", hat sie die Erfahrung gemacht.
Traum und Wirklichkeit mischen


2008 hat sie ihr eigenes Atelier im Ortsteil Trarbach eröffnet. Seit einem Jahr läuft es so gut, dass sie davon leben kann. Die Kunden kaufen vom Online-Marktplatz im Internet, Laufkundschaft kommt in ihr Atelier, ein Bekannter hat ihr seine Schaufenster in Mannheim zur Verfügung gestellt.
Auch über Ausstellungen kommen Kundenkontakte zustande. Ihre Bilder zeigt die junge Malerin aber nicht in Galerien, sondern lieber in der unaufdringlichen Atmosphäre von Weinfesten, Restaurants oder Kneipen. Vernissagen in Galerien schüchtern die Betrachter ein, findet sie.
Ihre Bilder lassen sich in drei Gruppen einordnen: Tierdarstellungen, Stillleben in Öl und das, was sie "Die dritte Realität" nennt. Gemeint sind intuitive Bilder, in denen sie Traum und Wirklichkeit mischt. Typisch für Fröhlich ist die Kombination eines abstrakten Hintergrunds mit einem realistischen Vordergrund, um einen wirkungsvollen Kontrast zu erzielen.
In ihrem Atelierraum hat sie einige Tiergemälde aufgehängt. Der abstrakte Hintergrund in Acryl, der konkrete Vordergrund in Öl. Zwei kämpfende Hirsche wirken als tanzten sie miteinander. Fröhlich hat Spaß an der unfreiwilligen Komik von Tieren. "Sie folgen nur ihrer Natur, aber es wirkt zum Schießen", findet sie. So wie bei ihrem jüngsten Werk, dem Kopf einer Ziege mit Schlappohren und naiv freundlichem Gesichtsausdruck.
Heitere Bilder


Überhaupt wirken ihre Bilder durchweg heiter. Fröhlich verfolgt keinen kritischen Anspruch, will keine eigenen Konflikte verarbeiten und ihre Bilder "nicht mit Negativem aufladen". Daher kann sie auch nicht malen, wenn es ihr nicht gut geht. Das Leben in einer Großstadt mit seiner stressigen Lebensweise kommt für die gebürtige Pfälzerin deshalb auch nicht infrage. "Ich brauche einen Wattebausch um mich herum, um gut zu sein", sagt sie. Anders könne sie die nötige hundertprozentige Konzentration auch nicht aufbringen. "Kunst ist Arbeit", lautet ihre Auffassung. Und das bedeute mehr als Broterwerb. "Es ist das, was man am besten kann. So steckt man selbst in der Kunst." Was sie aber vermeidet, ist, ihre eigenen Ansichten in ihre Bilder zu packen. Gerade bei Auftragsarbeiten. Die bestimmt allein der Kunde.
Botschaften wird der Betrachter in ihrer Malerei nicht finden. Eine Ausnahme ist das Bild "Engine of Survival", auf dem sie die Liebe als den einzigen Überlebensmotor darstellt.
Bei der Entstehung der Bilder gehört für Fröhlich der Computer genauso dazu wie Pinsel und Farbe. Hier entstehen collagenartige Entwürfe oder Fröhlich bearbeitet am PC Fotos, die sie als Vorlagen benutzt.
Wenn sie zu malen beginnt, hat sie das Bild schon fertig im Kopf. Sie setzt es aus Eindrücken zusammen, die sie als einzelne Elemente in der Erinnerung speichert und in ihrer Vorstellung in einem anderen Kontext miteinander in Beziehung setzt.
In der Art wie sie ihre Bilder gestalterisch aufbaut, merkt man, dass Fröhlich das Designer-Handwerk gelernt hat. Als Schmuckdesign-Studentin in Idar-Oberstein, zu einer Zeit, als sie sich noch nicht traute, Malerin zu sein. Heute tut sie, was sie am besten kann und hat recht behalten.
Christine Fröhlichs Bilder sind anlässlich der "Offenen Weinkeller" vom 2. bis 5. Juni in den Räumen des Weinguts Caspari in der Weiherstraße 13 in Traben-Trarbach zu sehen. Kontakt: Christine Fröhlich, Weihertorplatz 4, Traben-Trarbach. Das Atelier ist immer samstags von 11 bis 19 Uhr geöffnet, ansonsten nach Vereinbarung. Telefon: 0151-27150972. Mails an: mail@christinefroehlich.de. Homepage: www.christinefroehlich.de sys

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