Flüchtlingsstrom hält an: Kommunen im Land warnen vor Überforderung

Trier · Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) warnt vor einem ungebremsten Zuzug von Flüchtlingen. Das Land rechnet mit 45.000 Menschen bis Jahresende – es könnten aber auch über 70.000 werden.


"Wenn es so weitergeht, werden die Gemeinden und Städte in Rheinland-Pfalz mit Versorgung, Unterbringung und Integration der Flüchtlinge überfordert sein", warnt der Prümer Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen, der auch Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz ist. In immer mehr Kommunen würden die Unterbringungsmöglichkeiten knapp und sehr teuer.

Bislang rechnet Rheinland-Pfalz mit 45.000 Flüchtlingen. Steigt jedoch die Zahl der in Deutschland ankommenden Asylbewerber von 800.000 auf 1,5 Millionen, wie gestern spekuliert wurde, würde das nach dem bundesweiten Verteilschlüssel bedeuten, dass 72.000 Flüchtlinge nach Rheinland-Pfalz kämen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte gestern: "Der Zustrom kann so nicht bleiben." Dreyer ist aber gegen eine Obergrenze.
Bis Ende des Jahres soll es 15.000 Plätze in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes geben. Derzeit leben dort über 11.000 Menschen.

Fast täglich erhöht das Land die Kapazitäten. So sollen auch in der Abflughalle des Flughafens Zweibrücken Flüchtlinge untergebracht werden. In Ludwigshafen und Alzey hat das Land Zelte für bis zu 1000 Flüchtlinge aufgebaut. In Bad Kreuznach sollen 250 Menschen in einer Lagerhalle unterkommen. Auf dem Truppenübungsplatz Stegskopf im Westerwald sollen mindestens 1500 Plätze geschaffen werden, die Rede ist sogar von 5000 Plätzen. Winfried Manns, ehemaliger Konzer Bürgermeister und jetzt Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebundes, warnt davor, dass Massenunterkünfte in kleinen Kommunen Probleme bereiten könnten.

Für Irritationen sorgten gestern Meldungen, dass in der 4000-Einwohner-Gemeinde Langenlonsheim bei Bad Kreuznach auf einem ehemaligen Firmengelände bis zu 3000 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Ministerpräsidentin Dreyer zeigte Verständnis für Bedenken der dortigen Bevölkerung und bot Gespräche über diese Flüchtlingsunterkunft an.

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