Islam-Schule sorgt für Wirbel

MAINZ. Eine geplante private Grundschule für muslimische Kinder sorgt in Mainz für politischen Wellenschlag. Während der Antragsteller, der Verein Arab Nil Rhein, bessere Bildungschancen für Migrantenkinder schaffen will, fürchtet die CDU um die Integration.

Vorurteile will der Verein Arab Nil Rhein abbauen und die Integration fördern. Doch seitdem in der Landeshauptstadt über sein geplantes Projekt einer Grundschule für muslimische Kinder öffentlich diskutiert wird, kann Vorsitzender Samy El Hagrasy nur noch den Kopf schütteln. Er und seine Frau Britta Haberl wollen Brücken bauen zwischen "Nil und Rhein" und sehen sich nun zu Unrecht in die falsche Ecke gedrängt, wenn ihnen Abgrenzung und Islamisierung unterstellt werden. Fast acht Jahre arbeitet der Verein mit seinen rund 80 Mitgliedern in Mainz im christlich-islamischen Dialog bei Ausländerbeirat und Integrationskreisen mit, bietet Hausaufgabenbetreuung und Deutschkurse an. Seit 2001 betreiben El Hagrasy und Haberl auch die Einrichtung einer muslimisch ausgerichtet Schule. "Wir wollen keine Koranschule", wehren beide im Gespräch mit unserer Zeitung entschieden ab. Die Religion verstehen lernen

Nach ihrem Verständnis sollen die Kinder aber lernen, ihre Religion richtig zu verstehen. Werte wie Rücksicht, Vertrauen und Solidarität stünden im Vordergrund. Toleranz statt Ehrenmorde, Zwangsverheiratung oder Hassparolen, lautetet die Vorgabe. Vor allem sollen auch die Bildungschancen der Migrantenkinder verbessert werden. Auch wenn die Schule, die nach deutschen Lehrplänen und in deutscher Sprache zu organisieren wäre, für nicht-muslimische Kinder offen sein soll, weiß Britta Haberl, dass wohl 98 Prozent der Kinder nicht die Muttersprache Deutsch hätten. Bildung und das Finden der eigenen Identität sind für sie allerdings auch ein wesentlicher Beitrag zur Integration. Dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium liegt zwar der Antrag des Vereins vor, doch fehlen nach Angaben einer Sprecherin noch ergänzende Unterlagen zur Lehrplänen und Konzeption. Erst danach könne eine Zulassung geprüft werden. Auf massive Vorbehalte stößt das Projekt in den Reihen der CDU. Der Mainzer Schuldezernent Peter Krawietz fordert zwar Islam-Unterricht an öffentlichen Schulen, erteilt aber einer islamischen Privatschule eine Absage. Vor der Förderung einer Parallelgesellschaft warnt der Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner. Es sei zu befürchten, dass ausschließlich muslimische Kinder nicht-deutscher Muttersprache angemeldet würden, so Schreiner. Genau dies schade jedoch der Integration.Republikaner sammeln Unterschriften

Gleich auf die Barrikaden gehen die rechten Republikaner im Stadtrat, die eine Islamisierung fürchten und bereits eine Bürgerinitiative zur Unterschriftensammlung mobilisiert haben. Während sich die SPD eine genaue Prüfung des Projekts vorbehält, ohne voreilig "eine konfessionelle Schule als Untergang des Abendlandes zu stigmatisieren", wollen die Grünen dem Vorhaben zumindest eine Chance geben. Zumal der Arab Nil Rhein Verein nach ihrem Eindruck einen guten Ruf mit seinen Bemühungen um Integration genießt. Wenn sich der Schulträger an die gesetzlichen Vorgaben halte, spreche nichts dagegen, dass es neben christlichen privaten Grundschulen auch eine islamische private Schule gebe, so der Landtagsabgeordnete Nils Wiechmann. Finanziert werden soll die Schule, für die der Verein ein alte Kaserne erwerben will, über Spenden, Privatkredite und Schulgeld. Für das Fach Religion könnten die Richtlinien eines Pilotprojekts für Islamunterricht an Grundschule in Ludwigshafen übernommen werden, so Haberl. Dass ihr Projekt bereits 2006 anläuft, wie ursprünglich geplant, hält sie allerdings eher für Wunsch als Wirklichkeit. "Mit so viel emotionalem Widerstand hatten wir nicht gerechnet", räumt El Hagrasy ein.

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