Bereit zum Sprung

TRIER. So manches hat er im Freibad Nord schon erlebt, seit er 1978 dort seine Ausbildung zum Schwimmmeister-Gehilfen begann. Irgendwie gelingt es ihm, immer genau da zu sein, wo er gebraucht wird. Und auch die "werterhaltenden Arbeiten" am Freibad erledigt Hans-Jochem Knob großenteils selbst. Heute, Samstag, 9 Uhr, beginnt die Saison im Nordbad.

"Sehen Sie, alles komplett neu gemacht." Stolz präsentiert Hans-Jochem Knob die Damentoiletten. Alles erstrahlt in weiß. An den Türen befinden sich schwarze Aufprallschutz-Leisten: Der gelernte KFZ-Mechaniker hat an alles gedacht. "Nächstes Jahr sind die Herrentoiletten dran. Leider kann ich nie alles auf einmal machen, dafür reicht das Budget nicht aus." Die vier Durchschreite-Becken erneuerte er selbst - "die Leisten kommen noch dazu".Fahrzeuge, Farben, Freibad

Bald nach seiner Ausbildung bei Opel Ahrweiler fiel Knob der Ölkrise Anfang der 70er-Jahre zum Opfer, arbeitete vorübergehend als Druckfarben-Hersteller. "Doch schon als Kind wollte ich gern im Nordbad arbeiten. Ich war ein guter Schwimmer, besonders gern bin ich gesprungen." Alle Sprünge, bis hin zu den kompliziertesten, brachte er sich selbst bei. Im Mai 1978 war es dann soweit: Er konnte aus Aushilfe im Nordbad anfangen, im August begann er eine Umschulung beim damaligen Schwimmmeister Willi Schadow. "Drei Jahre später wurde ich gefragt, ob ich es mir zutrauen würde, das Nordbad zu übernehmen. Natürlich habe ich ja gesagt - und dann so schnell wie möglich meinen Meister gemacht." Ob es im Nordbad bereits Todesfälle gab? "Ja, einmal hat ein älterer Mann einen Herzinfarkt erlitten. Er wollte ein Sportabzeichen machen, übernahm sich wohl. Der Notarzt war sofort da, konnte aber nichts mehr machen", sagt Knob. Ertrunken ist im Nordbad noch niemand. "An einem Tag, Ende der 80er-Jahre, musste ich viermal ins Wasser springen", erinnert sich Knob lachend. "Für zwei Erwachsene und zwei Kinder." Passiert etwas, so landen die Betroffenen auf jeden Fall im Krankenhaus - als Vorsichtsmaßnahme. "Wenn ein Gewitter in der Luft liegt, sind die Leute aggressiver, die Kinder quengeliger", sagt der Schwimmmeister. "Ist es vorbei, dann geht es wieder." Auch Tochter Yvonne und Sohn Mark haben den Rettungsschein, sind allerdings nicht oft im Nordbad. "Meine Tochter studiert, sie hilft im Sommer manchmal aus. Mein Sohn arbeitet in Luxemburg als Fluggeräte-Mechaniker", berichtet Knob stolz. Seine Frau Ruth, beim Amt für soziale Angelegenheiten beschäftigt, ist Übungsleiterin für den Herzsport und hat feste Gruppen. Am heutigen Samstag um neun Uhr geht im Nordbad der Betrieb los, ob gutes Wetter oder nicht. Die Eintrittspreise sind gleich geblieben. Hans-Jochem Knob freut sich bereits auf seine zahlreichen Stammkunden, darunter auch einige betagte Leute. Er lacht und sagt: "Manche kommen rein: ‚Hier haste mein Foto und das Geld, ich geh' dann schon schwimmen.' Aber so soll es ja auch sein."

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