Der 2010er — vielfach unterschätzt

Die Weinfreunde werden in diesem Jahr ein paar Wochen länger warten müssen, bis sie den neuen Jahrgang probieren können. Viele Winzer haben sich dazu entschlossen, den "Neuen" etwas länger im Fass reifen zu lassen als in den Jahren zuvor.

Erst ab Mitte März wollen die meisten den Wein in Flaschen füllen. Zwar gibt es jetzt auch schon den ein oder anderen 2010er in der Flasche, aber die Mengen sind gering.

Das Abwarten hat gute Gründe. Der 2010er braucht Zeit. Zeit, damit sich die Weine geschmacklich optimal entwickeln können. Zeit, damit sich die Säure später nicht auffällig bemerkbar macht. Der 2010er war und ist wegen der teilweise hohen Säurewerte eine Herausforderung für die Kellermeister. Önologische und biologische Verfahren mussten teilweise angewendet werden, um harmonische Weine zu produzieren. Vor allem im Herbst, vor der Gärung. Wer das versäumt hat, kann dies jetzt kaum noch "reparieren".

Säurebetonte Weine sind per se nichts Schlechtes. Gerade die Moselrieslinge begeistern durch Frische, Eleganz und spritzige Säure. Die Säure muss aber, wie der Fachmann sagt, "harmonisch eingebunden" sein. Die Säure ist je nach Reife der Trauben unterschiedlich - von stark betont und grasig bis duftig-fruchtig bei edlen Spitzenweinen.

Bei der Bewertung des 2010ers kam bislang viel zu kurz, dass in Spitzenlagen überragende Weine geerntet wurden. Dort, wo die Mengen wegen Frost oder schlechter Witterung während der Blüte gering ausfielen, ernteten die Winzer Top-Qualitäten mit hohen Mostgewichten von 120 Grad Oechsle und mehr - Weine mit einer großen Zukunft.

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