Ein paar Körnchen Hoffnung

Klingt paradiesisch - und könnte es auch werden, wenn die Moselaner mitmachen. Auf der Bundesgartenschau (Buga) in Koblenz wird das Land Rheinland-Pfalz mit einem "Garten Eden" vertreten sein. Erstmalig wurde dazu ein komplettes Bundesland nach alten Gemüsesorten, Kräutern und Kulturpflanzen abgesucht. Aus dem Raum Trier gibt es noch wenig. Auf der Gartenfachmesse Diga wird Saatgut entgegen genommen.

 Vergessenen Kulturpflanzen, wie sie oft nur noch in Sammlungen botanischer Gärten vorkommen, will das „Garten Eden“-Projekt auf der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz zu neuer Blüte verhelfen. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Vergessenen Kulturpflanzen, wie sie oft nur noch in Sammlungen botanischer Gärten vorkommen, will das „Garten Eden“-Projekt auf der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz zu neuer Blüte verhelfen. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Trier. Vom 15. April an wird man ihn betreten können, den Garten Eden. Dann stehen auf dem Festungsplateau der Ehrenbreitstein hoch über Koblenz Hunsrücker Felderbsen, Eifeler Artischocke und Spinat Rheinischer Riese. Mit vielen anderen Regional- und Lokalsorten repräsentieren die fast vergessenen Kulturpflanzen die Vielfalt rheinland-pfälzischer Gartenkultur.

"Nur aus dem Moselraum um Trier und dem Kreis Bernkastel-Wittlich konnten wir noch zu wenige verschollene Gemüsesorten zusammentragen", sagt Christian Havenith. Der Leiter des Gemüsesortenprojekts Rheinland-Pfalz koordiniert ein bisher einmaliges Projekt.

Lokale Sorten reagieren robuster



Schon allein von den mediterranen Flusstälern der Mosel bis zu den Höhenzügen der Eifel und des Hunsrücks zeige sich die Vielfalt der Lebensräume, sagt Havenith. Das bietet großes Potenzial für regionale Besonderheiten. Und die könnten mit dem Klimawandel immer wichtiger werden.

Lokale Bohnen-, Erbsen- oder Blattkohlsorten sind oft widerstandsfähiger und besser an das Lokalklima angepasst als moderne Züchtungen. Lokalsorten hätten trockene und heiße, nasse und kalte Sommer, frostige Winter und andere Wetterextreme der Region mitgemacht.

Die "Erfahrung" sei in den Genen gespeichert und lasse die Nachkommen so robuster auf Schwankungen reagieren.

"Oder nehmen Sie das Beispiel fast vergessener Kulturpflanzen des Wingerts wie das Mausohr", meint der Gärtner. Das Moselgebiet ist eines der wenigen Gebiete, in denen der heute hoch gezüchtete Feldsalat noch als Wildart vorkommt.

Als Erosionsschutz schätzte man dort auch die grünen Rosetten in Steillagen. "Das wird wieder modern und heißt Grünmulch", sagt Havenith, "damals nannte man es einfach praktisch."

Bis heute gehen Leute im Frühjahr in den Weinberg und pflücken ihn als "Wingertzalot". Der Experte schwärmt: Feldsalat enthält drei- bis viermal soviel Vitamin C und Carotin wie Kopf- und Endiviensalat. Die geschmacklichen Eigenschaften alter Gemüsesorten und essbarer Wildkräuter seien so interessant, dass sich bereits Starköche wie Johann Lafer dafür stark machten. Auf der Buga wird er im Rheinland-Pfälzischen Garten zugegen sein. "Durch die Geschmacksvielfalt der Kräuter und Wildgemüse wird unsere moderne private und gastronomische Küche authentischer und spannender", sagt Havenith. Nur: Wie schmeckt Wermut von der Mosel? Er zählt zu einem der mit Hochdruck gesuchten Pflanzen.

Besonders heiß begehrt_ Der Schildampfer



Aufgrund der Sonneneinstrahlung an den Schieferhängen enthält das Heil- und Würzkraut mit dem silbrigen Laub besonders viel ätherisches Öl.

Zu den heiß begehrten Pflanzen aus Felspartien von Weinbergsmauern zählt auch der Schildampfer. "Botanisch heißt er Rumex scutatus und ist wie so vieles hier von den Römern hergebracht worden", sagt Havenith. Ob er und andere Moselaner-Gewächse auf der Buga vertreten sein werden, hänge nun davon ab, welche Samen oder Pflanzen noch aus der Region abgegeben werden.

Von Freitag, 28. Januar, bis Sonntag, 30. Januar, ist Christian Havenith mit einem Stand auf der Gartenfachmesse Diga in Trier vertreten und nimmt regionale und lokale Samen für das Projekt entgegen.

Die Messe für Hobbygärtner und Fachbesucher ist am Freitag von 12 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Der Eintritt kostet fünf, ermäßigt vier Euro.

Buch-Tipp Eine selbst gebaute Kräuterspirale ermöglicht es dem Gartenfreund, auf kleinem Raum eine Vielzahl von Kräutern mit unterschiedlichen Standortbedingungen anzupflanzen. Das spiralförmig angelegte Beet ist zugleich eine optische Bereicherung für jeden Garten. In ihrem kompakten Leitfaden erklärt Irmela Erckenbrecht, wie man sich ein solches kleines Kräuterparadies schaffen kann. Neben einer Bau- und Pflegeanleitung gibt es Tipps für die Ernte und Anwendung von Kräutern in Küche und Haushalt.

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