IHRE MEINUNG

Zum Bericht "Neues Heft für den Katastrophenfall" (TV vom 9. April):

Der wirksamste Katastrophenschutz ist die Stilllegung der deutschen Atomkraftwerke (AKW) und der in Cattenom und Fessenheim. Deutschland hat 2012 laut Statistischem Bundesamt einen Stromexportüberschuss von 23 Milliarden Kilowattstunden. Das ist die Leistung von etwa zwei Atomkraftwerken. Grund ist die Zunahme von Solar- und Windstrom. Die Atomzentralen Grafenrheinfeld und Gundremmingen B könnten statt 2015 und 2017 jetzt stillgelegt werden, wenn der politische Wille vorhanden wäre. Braucht es dafür wieder eine Reaktorkatastrophe und die Angst vor einer Wahlniederlage? Das Bundesumweltministerium hat schon 2011 eine Studie des Umweltbundesamtes unterdrückt, nach der der Atomausstieg bis 2017 möglich ist. Die Mehrheit der Deutschen (51 Prozent) will laut einer Umfrage von Emnid eine frühere Stilllegung der Atomkraftwerke als 2022. Es ist parteipolitisch unabhängigen Atomkraftgegnern zu verdanken, dass die meisten AKW in Deutschland während CDU-CSU-FDP-Regierungszeiten stillgelegt wurden. Es ist Aufgabe der Bürger, für ihren Schutz zu sorgen, indem sie ihren Willen bekunden. Der Grund für mangelnden politischen Willen ist die Nähe der Regierung zur Atomindustrie. Ein Atomkraftwerk bringt den Betreibern pro Tag eine Million Euro Gewinn. Wenn die Regierung den Mut hätte, auf Abstand zur Atomindustrie zu gehen und die deutschen Atomkraftwerke früher stillzulegen, hätte sie der französischen Regierung gegenüber eine starke Verhandlungsposition. Neben der Souveränität des französischen Staates besteht ein berechtigtes Schutzbedürfnis der Bürger der Nachbarstaaten, für das deren Regierungen einstehen müssen. Der Abgeordnete Bernhard Kaster (CDU) aus Trier hat am 18. März im Bundestag gegen einen entsprechenden Antrag gestimmt. Während der Erneuerung der Grenzbrücke zwischen Wellen und Grevenmacher fällt diese Straßenverbindung komplett aus. Dadurch wird für lange Zeit ein Fluchtweg zur Autobahn versperrt, der im Katastrophenfall Tausenden Menschen das Leben retten kann. Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist gefordert. Stephan Kaut, Trier

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