Jonas will das Tälchen retten

Im Tälchen, einem bewaldeten Gebiet an der Trierer Fachhochschule, soll ein Parkplatz gebaut werden. Mit einer Unterschriftenaktion möchte der neunjährige Jonas Lüttke die Rodungsarbeiten stoppen. Nun hat er Briefe an den Trierer Stadtrat und ans Land Rheinland-Pfalz geschickt.

Trier. "Rettet das Tal!" lautet die Überschrift seines handgeschriebenen Zettels. Darunter: "Das Tälchen im Weißhauswald soll mit Kies zugeschüttet werden, um mehr Parkplätze für die FH zu schaffen. Diese Art von Verschandlung des Waldes möchte ich unbedingt stoppen." Schon seit Wochen schreibt Jonas Lüttke (9) unermüdlich solche Zettel. Hängt sie in seiner Schule auf, zieht mit ihnen durch die Nachbarschaft und spricht Passanten im Weißhauswald an. Über einhundert Unterschriften hat er bereits gesammelt. Selbst einige Professoren und Studenten der Fachhochschule (FH) konnte er überzeugen.
Im vergangenen Jahr wurden bereits 269 neue Parkplätze für die Fachhochschule im Gillenbachtal gebaut. Nun soll das marode Parkdeck am Schneidershof abgerissen werden, um eine neue Parkplatzanlage mit 215 Stellplätzen sowie eine Heizzentrale zu errichten (der TV berichtete). Da die dafür benötigte Fläche größer ist als die derzeitige, soll das angrenzende Tälchen, welches zwischen den Gebäuden der FH und dem Stuckradweg liegt, gerodet und aufgeschüttet werden. Bereits vor einigen Wochen haben die Arbeiten begonnen.
Für den neunjährigen Jonas Lüttke sind diese Baupläne ein Skandal. Seit er denken kann, kommt er zum Spielen und Wandern in den Weißhauswald, beobachtet das Wild, besuchte hier die Kita und lernte das empfindliche Gleichgewicht des Waldes kennen. "Jonas hat ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl für den Weißhauswald," sagt seine Mutter Astrid Lüttke. "Wenn wir spazieren gehen und Müll auf dem Boden liegt, hebt er ihn sofort auf."
Nachdem erst vor kurzem Bäume für den Parkplatz im Gillenbachtal gefällt worden seien, protestiert Jonas nun dagegen, dass erneut Natur für Autos zerstört werde. "Das Tälchen bietet vielen Tieren einen Lebensraum und wird von Rehen als Überquerungsgebiet genutzt", erklärt der Viertklässler. "Außerdem hört es nie auf: Je mehr Parkplätze es gibt, desto mehr Leute kommen mit dem Auto, anstatt das Rad oder den Bus zu nehmen", sagt er.
Um seinem Protest Gewicht zu verleihen, hat der Neunjährige einen Brief an Gerd Dahm, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Stadtrat, geschrieben. Mit dessen Hilfe möchte er sich bei Oberbürgermeister Klaus Jensen sowie beim Bildungsministerium des Landes Rheinland-Pfalz, welches für den Bau zuständig ist, Gehör verschaffen. Trotz seiner Befürchtungen, dass es für das Tälchen bereits zu spät sein könnte, denkt Jonas nicht ans Aufgeben: "Zumindest möchte ich erreichen, dass die Politiker nächstes Mal nachdenken, bevor sie solche Projekte planen."

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