Liebe, Lust und Leidenschaft

TRIER. "Lauter, deutlicher. Das ganze nochmal", ruft Lehrer Jens Kornmüller seine Regieanweisungen aus dem hintersten Winkel der Aula des Max-Planck-Gymnasiums (MPG). "Und achtet auf die Endungen, vor allem auf ,st und en'."

Wie auf Knopfdruck versuchen die Schüler, die gerade auf der Bühne das Musical "Ein Sommernachtstraum" einstudieren, umzusetzen, was ihr Lehrer fordert. Fünf Vorstellungen zu geben, hat sich die Theatergruppe auf die Agenda geschrieben. Auf die Bühne bringen wird sie das von Martin Lingnau nach der Vorlage der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum" für die Truppe des Hamburger Kiez-Revuetheater "Schmidts Tivoli" geschriebene gleichnamige Musical: ein Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel um Liebe, Lust und Leidenschaft mit prickelndem Wortwitz und hitverdächtigen Songs. Die Mitglieder der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, die Kenntnis und Pflege des Werkes William Shakespeares fördert, empfänden möglicherweise dennoch große Freude darüber, woran rund 45 Schüler des Max-Planck-Gymnasiums 390 Jahre nach Shakespeares Todestag in jeder freien Minute akribisch arbeiten. Jedes Jahr ein Musical zu produzieren, hat lange Tradition am MPG. Die Schüler inszenierten unter anderem "Anatevka", "Mozart" und "Elisabeth". Seit einigen Jahren ist aber frischer Wind in die MPG-Aula gezogen: Ob ein rockiges Hippie-Spektakel ("Hair", 2003), den düster-erotischen "Tanz der Vampire" (2005) oder die tragikomische Geschichte vom "Man of La Mancha" (2004) - die Akteure verstehen es, mit ihren Aufführungen den Geist der Zeit zu treffen und moderne Bühnenwerke mit Anspruch, aber auch Witz zu interpretieren. "Am Anfang gab es ein paar Berührungsängste. Es ist komisch, mit einem Jungen eine Liebesszene zu spielen. Aber das war nach den ersten Proben kein Problem mehr", berichtet Berenike Larra (18), die das erste Mal bei einer Musical-Produktion mitarbeitet. Sie ist wie die anderen Schüler im Herbst 2005 zum schulinternen Casting gegangen, sang vor und bekam im Sommernachtstraum die Rolle der Titania. "Ich habe auch einen genialen Spielpartner. Stephan hat ein großes komödiantisches Talent, obwohl er auch gerne einmal eine ernste Rolle gehabt hätte", sagt Berenike. Doch der Part des Handwerkers Zettel, der in einen Esel verwandelt wird, scheint Stephan Vanecek (19) tatsächlich wie auf den Leib geschrieben zu sein. Er singt mit voller Stimme, agiert mit bühnengreifenden Gesten und ausgefeilter Mimik, so dass auch bei seinen Mitschülern kein Auge trocken bleibt. Während der Proben ist aus der anfangs zusammengewürfelten Gruppe eine Gemeinschaft entstanden. "Hier fühle ich mich wohl und habe neue Freunde gefunden", sagt Berenike. Gergana Ivanova ist mit 15 Jahren die Jüngste im Bunde. Auch sie durchläuft mehrstündige Mammutproben routiniert, obwohl neben Konzentration auch körperlicher Einsatz gefordert ist. "Da müssen die durch, denn wir wollen ja ein gutes Produkt abliefern und nicht hinter den Leistungen der vergangenen Jahre hinterherhinken", sagt Lehrer Kornmüller. "Es macht eben einfach sehr viel Spaß. Das ist eine nette Abwechslung vom Schulalltag", fügt Gergana hinzu. Zuständig auch für Kostüme und Kulisse

Bis zur Premiere haben die Sänger, Tänzer, Musiker und Schauspieler noch viel Arbeit vor sich. "Wir müssen so lange proben, bis es funktioniert und die Schüler beim Tanzen nicht mehr auf die Füße schauen", sagt Lehrerin Karen Niermann. "Aber sie verwandeln sich bei den Proben, das kann man gut beobachten. Sie lächeln, werden selbstbewusster, gehen aufrecht." Außerdem sei es nicht ganz einfach, einem Shakespeare-Text gerecht zu werden, der mit Tanz und Gesang kombiniert wird. Auch für Kostüme und Kulisse, Licht und Technik sind die Schüler verantwortlich. Schon in knapp zwei Wochen wird dann das Lied, das Stephan Vanecek als Zettel singt, zum Motto der 45 Schüler: "Heut ist mein Tag." Die Premiere ist am 12. Mai um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: 13., 19. und 24. Mai, jeweils 20 Uhr, am 21. Mai um 19 Uhr. Karten unter Telefon 0651/1461950.

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