Linke: Trier-Saarburger Kreisverband mit Katrin Werner als Solo-Spitze

Trier/Saarburg · Neues Kapitel im Dauerstreit der Linkspartei: Die Kreismitgliederversammlung Trier-Saarburg hat Katrin Werner in Abwesenheit zur Vorsitzenden gewählt. Karl-Georg Schroll will das Votum anfechten, da das Prinzip der Doppelspitze ohne korrekten Beschluss aufgegeben worden sei.

Im Kampf um die Vorherrschaft bei der gespaltenen Partei Die Linke hat Katrin Werner einen Etappensieg errungen.

Die 37-jährige Bundestagsabgeordnete setzte sich bei der Wahl zur Vorsitzenden des Kreisverbands Trier-Saarburg, der auch die Stadt Trier umfasst, gegen Veronika Verbeek mit 13:1 Stimmen klar durch. Kurios: Beide Bewerberinnen blieben der Versammlung fern - wegen eines Trauerfalls in der Familie (Werner) und eines langfristig geplanten Urlaubs (Verbeek). Kritik gab es wegen des Termins in den Schulferien. Medienvertreter einzuladen, hatte die Vorsitzende nach eigener Aussage komplett vergessen.

Im Mai war Johannes Verbeek als Werners Co-Kreisvorsitzender zurückgetreten. Wegen massiver Differenzen bilden beide im Trierer Stadtrat schon seit März keine Fraktion mehr (siehe Chronik).

Johannes Verbeeks Frau Veronika scheiterte auch bei ihren Kandidaturen als Kreisschriftführerin und als Beisitzerin.

In der neuen Struktur mit drei stellvertretenden Vorsitzenden kann Werner auf die Unterstützung der gewählten Marc-Bernhard Gleißner (26, Trier), Linde Andersen (65, Trier) und Klaus-Peter Breuer (53, Hermeskeil) zählen. Gleißner und Breuer sind offizielle Mitarbeiter der Abgeordneten - ein Umstand, der unter anderem bei Karl-Georg Schroll Kritik hervorruft.

Fraktion: Termin zur Schlichtung abgesagt



Schroll, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Linke Stadtpolitik Trier, sieht darin ein System der Abhängigkeit: "Andere Strömungen in der Partei sind hingegen im Vorstand nicht mehr vertreten."

Der 65-Jährige will die Wahl wegen eines Formfehlers anfechten. Grund: Die bei der Linkspartei auf allen Ebenen übliche Doppelspitze (ein Mann und eine Frau) sei ohne entsprechende Grundlage in eine Einzelspitze verwandelt worden. "Ansonsten hätte ich ebenfalls für den Vorsitz kandidiert", sagt Schroll.

Bei der Wahl der drei stellvertretenden Vorsitzenden zog Schroll, der als Unterstützer von Johannes Verbeek gilt, den Kürzeren.

Marc-Bernhard Gleißner weist den Vorwurf zurück: "Die Mehrheit hat ausdrücklich für die neue Struktur des Vorstand gestimmt." Schroll beharrt jedoch darauf, dass ein solcher Strukturbeschluss zuvor nicht auf der Tagesordnung stand.

Schrolls Verweis auf die Rolle von Gleißner und Breuer als Mitarbeiter wertet Katrin Werner als "übles Nachtreten": "Beide waren schon lange vorher in der Partei aktiv und Mitglieder im Kreisvorstand." Schatzmeister des Kreisverbands bleibt Andreas Göttlicher (36). Neuer Kreisschriftführer ist Fehri Lariani (21).

Als Beisitzer fungieren Benjamin Berndt, Andreas Herbster, Anka Klotz, Bernhard Lofy und Wolfgang Schmitt. Keine Bewegung gibt es in der Frage einer Fraktionsbildung im Stadtrat.

Ein Anfang Juni angesetzter Schlichtungsversuch kam wegen Terminproblemen nicht zustande. Veronika und Johannes Verbeek waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

CHRONIK

Juni 200
9: Die Linke bekommt bei der Wahl zum Trie rer Stadtrat 3,6 Prozent der Stimmen und zwei Sitze.
August: Marc-Bernhard Gleißner verzichtet nach Streit mit Johannes Verbeek auf sein Mandat. Katrin Werner rückt nach. Mitglieder der Linken fordern Verbeeks Rücktritt. Der kündigt die Fraktion auf.
September:
Verbeek und Werner bilden nun doch eine Fraktion.
Dezember:
Verbeek fordert Werner auf, ihr Mandat niederzulegen.
März 2010:
Werner kündigt die Fraktion auf. Der Landesvorstand legt ihr den Rücktritt nahe.
April:
Konni Kanty tritt als Trierer Ortsverbandschef zurück und aus der Partei aus.
Mai:
Der Vorstand des Ortsverbands Trier fordert Johannes Verbeek ultimativ auf, wieder eine Fraktion mit Werner zu bilden. Verbeek tritt als Kreisvorsitzender zurück, bleibt aber im Stadtrat. (cus)

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