Trierer Wissenschaftler erforschen Fledermaus-Massensterben

Ein weißer Pilz befällt Fledermäuse: In den USA sind schon Millionen Tiere gestorben, in Europa scheint er den Tieren nichts anzuhaben. Forscher der Trierer Universität gehen dem Phänomen derzeit auf den Grund.

Trier. (red) Ein Massensterben von Fledermäusen beunruhigt in den USA Tierschützer und Wissenschaftler. In den vergangenen drei Jahren soll rund eine Million Tiere verendet sein. Arten könnten aussterben. Als Auslöser kommt das "Weißnasen-Syndrom" infrage, das sich als Folge eines Pilzbefalls bei den Tieren zeigt. Biogeographen der Uni Trier haben in der Region Trier und im Hunsrück ebenfalls erkrankte Fledermäuse gefunden.

Anders als in den USA scheint der Pilzbefall für die europäischen Tiere jedoch kein Todesurteil zu bedeuten. Seit im Februar 2006 westlich von New York erstmals Tiere mit dem Weißnasen-Syndrom entdeckt wurden, sind auch europäische Wissenschaftler alarmiert. Bei alljährlichen Zählungen von Fledermäusen in Winterquartieren stießen Biogeographen der Uni Trier unter Leitung von Prof. Dr. Michael Veith im Hunsrück auf erkrankte Fledermäuse. Die Wissenschaftler nahmen Proben, die am Berliner Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung untersucht und positiv auf den Pilzbefall diagnostiziert wurden.

Unterstützt wurden die Mitarbeiter der Universität durch Manfred Weishaar, der sich seit 30 Jahren mit Fledermäusen im Raum Trier beschäftigt. Der Gusterather ist einer der Vorsitzenden des Naturschutzbunds (Nabu) Trier und macht im Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Untersuchungen und Winterquartier-Erhebungen. Weishaar fand bei einem Prozent von 1500 Fl.edermäusen Pilz-Befall.

Nicht nur die Verbreitung der Krankheit, auch die Folgen scheinen für europäische Fledermäuse deutlich geringer auszufallen als in den USA. "Wir haben bislang kein Tier gefunden, das am Weißnasen-Syndrom gestorben ist", unterstreicht Veith, dass der Pilz für die in den Schieferstollen des Baybachtals im Hunsrück gefundenen Fledermäuse nicht lebensbedrohlich war.

Vielmehr scheinen sie sich nach dem Winter wieder gut zu erholen. In anderen Regionen wurden schon Fledermäuse im Sommer bei bester Gesundheit wiedergefunden, die im Winter noch Symptome aufgewiesen hatten. Sie waren mit Ringen kenntlich gemacht worden.

Es gibt auf Fotos zwar angeblich Hinweise, dass die Weißnasen-Krankheit bereits in den 80er Jahren zu beobachten war. Prof. Veith ist jedoch skeptisch: "Ich bezweifle, dass dieses Syndrom schon früher verbreitet war." Dem Trierer Wissenschaftler sind in seiner 30-jährigen Tätigkeit in der Beobachtung und Zählung von Fledermäusen erst jetzt befallene Fledermäuse aufgefallen.

Die Beobachtung, dass der Pilz für europäische Fledermäuse nicht tödlich verläuft, ließe vermuten, dass er in Europa schon länger verbreitet ist und von dort nach Nordamerika eingeschleppt wurde.

Während sich europäische Fledermäuse angepasst haben, fehlten den amerikanischen Tieren die Abwehrkräfte. Hinzu komme, dass die Fledermäuse in den USA in Massen überwintern und sich die Krankheit breitflächiger ausbreiten kann.

Über seine Untersuchungen hat Veith gemeinsam mit anderen europäischen Wissenschaftlern unter Federführung von Dr. Gudrun Wibbelt vom Berliner Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung einen Aufsatz geschrieben.

Hintergrund Das White-Nose-Syndrom (WNS; deutsch auch als "Weißnasen-Syndrom" oder "Weißnasenkrankheit" bezeichnet) ist eine offenbar eng mit dem Pilz Geomyces destructans in Zusammenhang stehende Erkrankung, die mehrere Arten von Fledermäusen befällt und zu Massensterben führt. Die Krankheit befällt mehrere in Höhlen überwinternde Fledermausarten. Tote oder sterbende Tiere zeigen vielfach weißen Pilzbewuchs vor allem in der Nasenregion, zuweilen auch an anderen Körperteilen wie den Ohren oder den Flughäuten. Da die erkrankten Tiere untergewichtig sind, fehlen ihnen die für den Winterschlaf und das Überleben danach erforderlichen Fettreserven. Quelle: Wikipedia/Nabu

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