Tückische Tickets

Dieser Moselfest-Besuch ist David Schneider gründlich vermiest worden. Auf der Busfahrt nach Zurlauben am 9. Juli ging er Kontrolleuren ins Netz, die ihn zu einem "erhöhten Beförderungsgeld" verdonnerten, weil er mit einem Vier-Fahrten-Ticket von 2009 unterwegs war. Das ist seit März ungültig.

 Preiswerter als vier Einzelkarten: das Vier-Fahrten-Ticket.TV-Foto: Roland Morgen

Preiswerter als vier Einzelkarten: das Vier-Fahrten-Ticket.TV-Foto: Roland Morgen

Trier. David Schneider aus Trier-Irsch war Gelegenheits-Buskunde, der "höchstens zwei- bis dreimal jährlich gefahren ist". Künftig will er aufs Busfahren verzichten, denn er ist sauer auf die Stadtwerke, seit er am Moselfest-Freitag in eine Fahrschein-Kontrolle geriet und die Kontrolleure sein ordnungsgemäß entwertetes Ticket als ungültig erklärten.

Schneider war mit einem Vier-Fahrten-Ticket unterwegs, das eine Ersparnis gegenüber dem Kauf von Einzelfahrscheinen bringt. Pech für ihn: Sein Viererticket stammt von 2009. Den Einwand, er habe nicht gewusst, dass die Tickets nur für das Jahr des Kaufs und eine anschließende Übergangsfrist gelten, konnte die Kontrolleure nicht erweichen. Sie bestanden, weil Schneider "ohne gültigen Fahrausweis angetroffen" worden sei, gemäß Paragraf 9 der Beförderungsbedingungen des Verkehrsverbunds Region Trier (VRT) auf ein "erhöhtes Beförderungsentgelt von 40 Euro". Das ist inzwischen auf 50 Euro angewachsen, da Schneider noch nicht gezahlt hat, weil er "nicht einsieht, einem Schwarzfahrer gleichgestellt zu werden". Denn auch der würde mit zunächst 40 Euro zur Kasse gebeten - für Schneider ein krasses Missverhältnis. Er habe einen "Schaden von allenfalls sieben Cent" angerichtet. Genau da liegt das Problem. Die begrenzte Gültigkeit der Vierer-Tickets basiert auf den Tarifanpassungen des VRT jeweils zum Jahresanfang. Gegenüber 2009 verteuerten sich die Tickets für Preisstufe 2 (gesamtes Stadtgebiet) am 1. Januar 2010 um 25 Cent auf 8,40 Euro. Der VRT gewährt eine Übergangsfrist von zwei Monaten, um ungelöste Tickets "abzufahren". Anschließend bleiben zwei weitere Monate, in denen alte Tickets gegen Zahlung des Differenzbetrags gegen neue umgetauscht werden können. Schneider beteuert, das alles nicht gewusst zu haben.

Doch die Stadtwerke (SWT) bleiben hart. Frank Birkhäuer, Chef der SWT-Verkehrs-GmbH, räumt auf TV-Anfrage zwar ein, dass die Kontrolleure durchaus einen "Ermessensspielraum" gehabt hätten, sieht sich aber jetzt "außerstande, rückwirkend einzugreifen. Ich unterstelle Herrn Schneider ausdrücklich keine Absicht. Ich muss aber darauf achten, dass die Spielregeln eingehalten werden und kann keinen Präzedenzfall schaffen."

2011 dürfte es keinen Ärger wegen der Vierer-Tickets geben, denn die werden erstmals billiger und kosten in der Preisstufe 2 dann 7,35 statt 8,40 Euro. Birkhäuer strebt eine Regelung an, die 2010er Tickets auch 2011 gelten zu lassen: "Alles andere wäre Unsinn."

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