Generationenübergreifendes Wohnprojekt

Sie haben eine klare Vorstellung, wie sie leben möchten: Gemeinschaftlich und gleichzeitig individuell, ökologisch und barrierefrei. Die beiden Initiativen Wohnsinnig und Zak ("Zusammen, Aktiv und Kreativ") haben das gleiche Ziel. Einen geeigneten Ort, ihre Wünsche zu realisieren, sehen beide Gruppen in der ehemaligen Kaserne in Feyen.

 Hier wollen sie hin: Lisa Ministeri (links) vom Wohnprojekt Zak und Natalie Luckner von Wohnsinnig haben ihre bevorzugte Heimat im Kasernengebiet in Feyen entdeckt. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Hier wollen sie hin: Lisa Ministeri (links) vom Wohnprojekt Zak und Natalie Luckner von Wohnsinnig haben ihre bevorzugte Heimat im Kasernengebiet in Feyen entdeckt. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Lisa Ministeri weiß genau, wie sie künftig leben möchte. Nicht mehr alleine in ihrem Haus, sondern mit gleichgesinnten Menschen jeder Altersgruppe. Deshalb hat sich die 65-Jährige vor einem Jahr dem Wohnprojekt Zak angeschlossen, in dem sich überwiegend ältere Menschen zusammengefunden haben.

Die Gruppe will "gemeinschaftlich, generationen-übergreifend und in sozialer Verantwortung füreinander wohnen, selbstbestimmt auch im Alter", heißt es im Zak-Konzept. "Ich arbeite in der Altenbetreuung", sagt Ministeri. "Es ist erschreckend, wie Menschen in Heimen leben. So will ich nicht alt werden."

Auch die Gruppe Wohnsinnig, der Natalie Luckner angehört, trägt sich mit dem Gedanken des gemeinschaftlichen Wohnens. Das bedeute nicht Wohngemeinschaft im Sinne einer WG, betonen beide Frauen. Vielmehr könne jeder seine Wohnform wählen, sei es Singlehaushalt, klassische Familienkonstellation oder tatsächlich eine WG. "Wichtig ist mir, dass ich die Tür aufmachen kann, wenn ich Gesellschaft mag oder es auch lassen kann", sagt Luckner.

Einen Ort, an dem sie leben möchten, haben die Mitglieder von Wohnsinnig und Zak bereits gefunden: das ehemalige Kasernengebiet in Feyen. "Wir hätten gerne viel Platz im Grünen, nahe zur Stadt und zur Natur", sagt Luckner. Das sei in Feyen gegeben, ebenso wie der Wohnraum, zwei Häuser mit rund 1000 Quadratmetern Fläche, die stehenbleiben sollen, wenn das Gebiet bebaut wird. Die Stadt hat den Initiativen einige Immobilien gezeigt, etwa in der Burgunderstraße in Kürenz oder Gneisenau-, Jäger- (Trier-West) und Seidel-Kaserne (Euren). "Aber das passt nicht." Im Neubaugebiet in Tarforst sei Platz für gemeinschaftliches Wohnen geplant, weiß die 36-Jährige. "Aber wir wollen etwas Bestehendes umnutzen und haben gar nicht die Mittel, neu zu bauen." So festgelegt hat sich Ministeri nicht: "Wir können uns vorstellen, alte Bausubstanz mit Neuem zu verbinden."

Den Wunsch, ihre Wohnprojekte in Feyen zu realisieren, haben beide Initiaven im Baudezernat vorgetragen. "Die haben unsere Idee wohlwollend aufgenommen", sagt Ministeri. Bereits im August saßen alle am Runden Tisch, um eine Grobkonzeption für das Konversionsgebiet in Feyen zu entwickeln, die an den Investor weitergegeben wird. "Wenn das in Feyen klappen sollte, sind wir ein Projekt in zwei unabhängigen Gruppen", kündigt Luckner an. Sie wollten nicht fusionieren, da sonst der Gruppenprozess erneut anfange. Das sei auch der Grund, weshalb Wohnsinnig derzeit keine neuen Mitglieder aufnehme.

"Wir diskutieren gerade mögliche Rechtsformen, um einen Kredit bei der Bank zu erhalten." Die Vorstellungen, wie das Gemeinschaftsleben aussehen soll, sind bei beiden Gruppen weit gediehen. "Wir stellen uns ein Nachbarschaftszentrum mit Café und Mittagstisch vor, Gemeinschafts- und Praxisräume, und wir möchten einen Waldkindergarten einrichten", sagt Luckner, Geografin und Naturpädagogin. Das passe gut in die sozialen Strukturen. Malerin und Grafikerin Ministeri wünscht sich, einen Ort zu finden, an dem sie mit Kindern - auch aus der Stadt - malen kann. Und sie möchte alte Menschen betreuen, da sie eine Hospizausbildung hat. Die 65-Jährige sagt: "Wenn es Feyen nicht wird, wird es etwas anderes, da bin ich mir ganz sicher."

EXTRA Die Initiative Zak besteht aus zwölf Menschen zwischen 45 und 70 Jahren, die sich seit rund drei Jahren regelmäßig treffen. Der Arbeitskreis der Lokalen Agenda Trier möchte so der drohenden Isolation im Alter entgegenwirken. Wohnsinnig sind 14 Erwachsene zwischen 30 und 55 Jahren mit vier Kindern - das jüngste kommt im Sommer zur Welt. Die Gruppe hat sich im August 2008 zusammengefunden, um gemeinschaftlich in den eigenen vier Wänden zu leben, ob als Familie, WG oder im Singlehaushalt. Die Initiative will nur gemeinschaftliches Eigentum erwerben, in das sich die Mitglieder einmieten. Die Gemeinschaft kümmert sich um alles rund ums Haus, auch die Renovierungen. (mehi)

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