Leben wie in einem großen Familienhaushalt

Schweich · Grund zum Feiern hat jetzt das Altenheim St. Josef in Schweich: Nach rund 18 Monaten Bauzeit konnte die Trägergesellschaft den Neubau für zwei Hausgemeinschaften für Demenzkranke und zusätzliche sechs Seniorenwohnungen einweihen.

 Nach der Einweihung im neuen Innenhof von links: Kreisbeigeordneter Arnold Schmitt, Stadtbürgermeister Lars Rieger, Geschäftsführerin Birgit Keuler, Dechant Ralph Hildesheim, Einrichtungsleiterin Melanie Müller, Architekt Manfred Lenhart, Gesamtleiter der Senioreneinrichtungen St. Josef, Anno Frings. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Nach der Einweihung im neuen Innenhof von links: Kreisbeigeordneter Arnold Schmitt, Stadtbürgermeister Lars Rieger, Geschäftsführerin Birgit Keuler, Dechant Ralph Hildesheim, Einrichtungsleiterin Melanie Müller, Architekt Manfred Lenhart, Gesamtleiter der Senioreneinrichtungen St. Josef, Anno Frings. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp

Der zweigeschossige Neubau im Schatten des St.-Martin-Turms fällt durch breite Fensterfronten und ein aufgesetztes Dachgeschoss auf. Er wurde auf einer Freifläche neben dem 1994 errichteten St.-Josef-Nebengebäude in U-Form errichtet, wodurch zwischen Alt- und Neubau ein geschützter Innenhof (von außen nicht einsehbar) entsteht.

Der rund 3,4 Millionen Euro teure Bau soll 27 demenzkranken Menschen in zwei begleiteten Wohngruppen ein angepasstes Zuhause bieten. 300 000 Euro, so betonen die Erbauer, wurden von der Deutschen Fernsehlotterie beigesteuert.

Im März 2015 hatten die Arbeiten am Neubau begonnen. In dieser Woche konnte die offizielle Einweihung gefeiert werden. Dazu eingeladen hatte die Trägergesellschaft der Franziskanerinnen vom heiligen Josef Seniorenhilfe GmbH die Bewohnerinnen und Bewohner ihres Hauses, Vertreter der Kirchen, der Verwaltung und Politik sowie Architekt Manfred Lenhart aus Kassel.

In ihrem Grußwort beleuchtete Geschäftsführerin Birgit Keuler das Projekt. Keuler: "Das Lebensalter in unserer Gesellschaft steigt und damit die Zahl demenzkranker Menschen, die nicht allein in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können. Für sie hatte St. Josef bisher keine geeigneten Räume." So habe man sich entschieden, das bestehende Altenheim um einen Anbau mit 27 Einzelzimmern, zusammengefasst in zwei Hausgemeinschaften, zu erweitern.

Keuler: "Demenzkranke Menschen benötigen eine Betreuung mit Schwerpunkt auf einem geregelten Tagesablauf." Hierzu habe sich das Konzept der Hausgemeinschaften bewährt. Die Räume böten verteilt auf zwei Geschosse Unterkunft für 27 Bewohner wie in einem großen Familienhaushalt. "Im Vergleich zu konventionellen Heimen ist hier nicht die Pflege das bestimmende Element, sondern Normalität gefragt", sagte Keuler.Nicht alles lief immer glatt

Die feierliche Einsegnung des neuen Hauses nahm ein unmittelbarer Nachbar des Hauses, Dechant Ralph Hildesheim, vor. Stadtbürgermeister Lars Rieger ließ in seinem Grußwort die Geschichte des Hauses St. Josef Revue passieren und warb für den Förderverein St. Josef. Der erste Kreisbeigeordnete Arnold Schmitt (MdL) hob die sehr gute Arbeit hervor, die in St. Josef geleistet werde und "die der Staat nicht ersetzen kann".

Architekt Manfred Lenhart erinnerte an die Bauzeit, in der es nicht immer so glatt lief wie geplant. Lenhart: "Wir waren mit der Terminierung etwas hinterher - aber weit entfernt von Berliner Verhältnissen." Einrichtungsleiterin Melanie Müller sagte in ihrem Schlusswort: "Was lange währt, wird endlich gut." Ihre Gedanken galten den Anwohnern, die mehr als ein Jahr lang im eng bebauten Umfeld mit der Baustelle hatten leben müssen. "Ich danke den Nachbarn für ihr Verständnis. Das war sicher nicht immer leicht für Sie alle."

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Mitgliedern des Vokal- und Männerensembles St. Martin unter der Leitung von Dekanatskantor Johannes Klar.Extra

Ein Haus für demenzkranke Menschen: Das beauftragte Büro "Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH Kassel" hat dazu das Konzept auch von der inneren Raumgestaltung her ganz auf die besonderen Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt: Wichtig sei eine überschaubare und entsprechend kleinräumige Gebäudeeinteilung. Nach dem Konzept von St. Josef soll sich das gemeinschaftliche Leben im Neubau hauptsächlich in den geräumigen Wohnküchen abspielen. Als Bezugspersonen in den zwei Hausgemeinschaften helfen "Alltagsbegleiter" mit Aufgaben, die normalerweise die Angehörigen von Pflegebedürftigen übernehmen. Dabei sind die Begleiter bemüht, die Bewohner je nach deren Möglichkeiten aktiv ins Alltagsleben einzubinden. f.k.

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