Kampf den Klischees

GEROLSTEIN. Valeri Buchmiller ist der erste Russlanddeutsche, der in den Gerolsteiner Stadtrat gewählt werden will. Der 29-jährige Berufssoldat geht im TV -Gespräch näher auf seine ehrgeizigen Ziele ein.

"Politik ist mein Hobby, aber ich polarisiere nicht", stellt er zu Beginn des Gespräches klar. Deshalb sehe er sich auch nicht ausschließlich als Ansprechpartner für Russlanddeutsche. Buchmiller, der in Kasachstan geboren wurde und seit 1991 in Deutschland lebt, will von allen Bevölkerungsgruppen gewählt werden. "Wenn das Vertrauen nicht auf einer breiten Basis steht, habe ich etwas falsch gemacht", meint der Berufssoldat, der momentan in der Offiziersausbildung ist. Die Vermutung, vom Gerolsteiner CDU-Gemeindeverband in punkto Stimmenfang "vor den Karren gespannt" worden zu sein, lässt er nicht gelten. "Ich bin schon seit zwei Jahren in der Jungen Union und die CDU ist meine Partei. Also habe ich keinen Grund, mich ausgenutzt zu fühlen", argumentiert er. Buchmiller ist seit 15 Monaten JU-Kreisgeschäftsführer. Im neuen JU-Kreisvorstand will er allerdings nur noch Beisitzer sein, da er seine "ganze Energie in den Stadtrat Gerolstein stecken will". Besonders Jugendlichen und den Menschen seiner Generation will er sich dabei widmen. "Es gilt, so viele Vorurteile abzubauen, denn die Themen kriminelle Jugendliche und Drogen betreffen nicht nur die Aussiedler", meint Buchmiller. Im Gerolsteiner CDU- und JU-Gemeindeverband sei man sich einig, mehr gemeinsame Aktionen machen zu wollen. Als Beispiel führt er das Fußballturnier in Kooperation mit dem Haus der Jugend im Vorjahr an. Das soll in diesem Sommer wiederholt werden. Er will seine russischen Sprachkenntnisse einsetzen, um die jugendlichen Aussiedlergruppen besser zu integrieren. Neue Freundeskreise sollen entstehen. "Ich war auf der höheren Handelsschule in Köln der einzige Russlanddeutsche und weiß, wie wichtig der richtige Freundeskreis ist", schildert er seine persönlichen Erfahrungen. Aus beruflichen Gründen kam der 29-Jährige vor zwei Jahren in die Eifel. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau Margret in Gerolstein-Nord. "Obwohl ich in Daun stationiert bin, haben wir uns für Gerolstein als Wohnort entschieden, weil es uns hier einfach besser gefällt", erklärt der bekennende Naturliebhaber. Weitere Hobbies: Spaziergänge, Musik, Gitarre spielen und Unternehmungen mit Freunden. Zu seinem Bekanntenkreis gehören sowohl Aussiedler als auch Einheimische. Allerdings sieht er die Integration der Russlanddeutschen als "noch lange nicht abgeschlossen" an. Als Schlüsselprobleme bezeichnete er die fehlenden Sprachkenntnisse und die unterschiedliche Kulturen. Sein Beispiel für einen Kulturschock: der Schulalltag. In der ehemaligen Sowjetunion sei "das Leben mehr reglementiert" gewesen. Da hätten die Schüler diszipliniert in der Bank sitzen müssen, "immer getrimmt vom Lehrer. Hier ist alles viel persönlicher und hier wir viel mehr Eigeninitiative gefordert", sagt er. Der 29-jährige Kandidat für den Gerolsteiner Stadtrat setzt aber nicht nur auf Diplomatie: "Beispielsweise im so genannten Kopftuch-Streit finde ich die Entscheidung der Baden-Württemberger gut, die klipp und klar ein Verbot ausgesprochen haben".

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