"Keine Basis mehr für eine Investition"

Eppenberg/Birresborn · Nur wenige Tage nach der Ankündigung, in dem 230-Einwohner-Ort Eppenberg (Kreis Cochem-Zell) könnte eine riesige Hühnerfarm entstehen, verkündeten die niederländischen Investoren ihren Rückzug. Nun haben sie ihre Beweggründe erläutert.

Eppenberg/Birresborn. Es ging ganz schnell in der vergangenen Woche: Kaum war bekannt geworden, dass in Eppenberg in unmittelbarer Nähe zum Kreis Vulkaneifel eine Hühnerfarm mit fast 500 000 Tieren entstehen könnte, war das Projekt auch schon wieder Geschichte. Bei einem ähnlichen Anlauf im vergangenen Jahr in Birresborn hatte - nach massiven Protesten - letztlich der Gemeinderat die Reißleine gezogen. Nun verkündeten die niederländischen Investoren am Samstag ihren Rückzug. Mittlerweile haben sie diesen Schritt begründet.
Massive Vorwürfe richten Johan und Pieter Smits dabei an die Adresse des Cochem-Zeller SPD-Landtagsabgeordneten Benedikt Oster. Er habe sich frühzeitig in einer Weise geäußert, die "wir in dieser Polemik und Wortwahl von einem Volksvertreter nicht für möglich gehalten haben", sagen die Brüder. Diskriminierend und unwahr sei folgender Satz Osters: "Wer in der Eifel offensichtlich wie eine Hyäne über Land zieht, um etwas zu bauen und zu betreiben, was wir hier nicht brauchen können, den sollte man mit seinen vorsintflutlichen Vorstellungen von Artenschutz und Emissionsschutz nicht in Eppenberg mit offenen Armen empfangen."
Die Niederländer fühlen sich vom Vergleich mit Hyänen "zutiefst getroffen". Statt sich in diesem frühen Stadium informiert zu haben, sei eine kleine Gruppe von Menschen laut geworden und habe "die konstruktive Zusammenarbeit mit den informationswilligen und kritisch hinterfragenden Bürgern aus unserer Sicht unmöglich gemacht".
Diese Negativkampagne und die Tatsache, dass Eppenbergs Ortsbürgermeister Bernd Brachtendorf von anonymer Seite bedroht wurde, seien ausschlaggebend dafür gewesen, dass sie das 20-Millionen-Euro-Projekt jetzt nicht mehr verfolgten. Pieter Smits: "Wir sehen keine gesunde Basis mehr für eine substanzielle Investition in diese Region."
Geplant war nach Auskunft der Investoren "ein hochmoderner Hühnerhof mit Abluftwäschern und einer zu 100 Prozent auf Hühnerkot spezialisierten Biogasanlage". Johan Smits betonte, dass "unser Konzept der Bodenhaltung in Deutschland üblich ist". Mehr als 60 Prozent der Hennen würden hierzulande so gehalten, in Rheinland-Pfalz seien es sogar 90 Prozent. Das Projekt hätte etwa 20 Arbeitsplätze geschaffen.
Als Unternehmer, so betonen Johan und Pieter Smits, stünden sie und ihre Mitarbeiter "für unsere heutigen Betriebsabläufe, in denen das Wohl der Tiere und die Qualität unserer Produkte großgeschrieben werden".
Eppenbergs Ortsbürgermeister Brachtendorf verteidigte das Vorgehen, dass sich zunächst der Gemeinderat - "das dafür zuständige Entscheidungsgremium" - mit dem Projekt eines Grundstücksverkaufs befasst habe, ohne dass Beschlüsse gefasst worden seien. Eine kleine Gruppe von Menschen habe "mit lautem Geschrei das Klima so vergiftet", so dass ein offener, kritischer und sachlicher Dialog nicht mehr möglich gewesen sei. bro/sts

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