Kolverath - eine untergegangene Wasserburg

Daun · Wer Daun in Richtung Dockweiler verlässt, sieht mehrere große, markante, rot-weiße Sendemasten. Sie stehen im Sicherheitsbereich der Dauner Fernmeldekaserne. Der Name des Distrikts lautet Kolverath. Und keiner sieht oder ahnt mehr, dass auf dieser Flur durch Jahrhunderte eine größere geschichtsträchtige Siedlung mit dem Namen Kolverather Hof existiert hat, bei den Einheimischen "Kolvert" genannt.

Daun. Die Wurzeln des Hofes Kolverath reichen bis in die römische Zeit hinein. Funde, wie römische Dachziegel und Münzen, beweisen dies ebenso wie gut erhaltene Reste einer römischen Wasserleitung aus dem dritten Jahrhundert nach Christus. Vom Asseberg herkommend leitete sie frisches Quellwasser hin zu diesem Gutshof. Gefunden wurden diese bei Ausschachtungsarbeiten zu den Kasernenbauten im August 1973.
Stadt geschichte(n)


Der Name Kolverath dürfte fränkischen Ursprungs sein. Hergeleitet von dem Wort "rade" oder "rode" bedeutet er soviel wie "gerodetes Land des Besitzers Kolbe". Urkundlich erstmals erwähnt wurde der Hof am 27. Oktober 1345. Johann, König von Böhmen und Graf von Luxemburg, übertrug ihn damals dem Dauner Edelherren Friedrich von Daun, als Freudenkopper Burglehen (= zugehörig zur Nerother Burg).
In der Urkunde von 1345 steht: "unsern hoff den man nennet Kolbenraith by Dune mit dem huse in dem wyer". Daraus kann getrost geschlossen werden, dass dieser Gutshof, ähnlich einer Wasserburg, von einem breiten Wassergraben gesichert war, der sein Wasser aus einer starken und nahen Quelle des Assebergs bezog.
In den kommenden Jahrhunderten wird diese Siedlung urkundlich noch mehrmals erwähnt als Hof Kolbenrod oder Kolbenrai(d)t. Nach dem Auswandern und Aussterben der Dauner Grafenlinien ging der Hof mit seinem beträchtlichen Grundbesitz an Äckern, Wiesen, Feldern und Wäldern, die bis tief in die heutige Gemarkung Rengen hineinreichte, in den Besitz der Grafen von Manderscheid-Kail und dann in den der Manderscheid-Blankenheimer über.
1790 bedeutete das Ende jenes gräflichen Hofes Kolverath. Französische Revolutionstruppen drangen in die Eifel ein, besetzten sie und erklärten jedweden feudalen Besitz als französisches Nationaleigentum und gaben ihn zum Verkauf frei. Doch für den Kolverather Hof fand sich anfangs kein Käufer. So wurde er zunächst verpachtet und ging nach der Vertreibung der Franzosen in preußischen Staatsbesitz über.
Und auch diese Regierung bot über die Verwaltung in Trier und das Landratsamt in Daun die großen landwirtschaftlichen Flächen zur Pacht an. "Der Colwerather Hof liegt auf den Bännen von Daun und Steinborn, und enthält 87 Morgen Acker- und Wildland und 10 Morgen Wiesen. Infolge höherer Verordnungen soll eine neue Licitation des Kolverather Hofes, und zwar alternative auf Verkauf und auf Verpachtung für 6 oder 9 Jahre vorgenommen werden", schreibt das königlich-preußische Amtsblatt am 3. Januar 1819.
Das geschah 1830 erneut. Weil die Kolverather Ländereien sehr umfangreich und schwierig zu verkaufen waren, teilte die Regierung die Flächen in Teilparzellen auf und verkaufte sie. Der mittlerweile baufällige untere Hof wurden 1830 und die Ökonomiegebäude des oberen Hofes 1870 abgerissen. Den größten Besitz erwarb der damalige Landrat Avenarius. "Der Kolverather Hof auf dem Banne von Daun, enthaltend 151 Morgen 139 Ruthen 70 Fuß, ohne Gebäude, verpachtet bis zum 18.10.1833 an den königlichen Landrat Avenarius von Daun, für die jährliche Summe von 35 Taler 14 Silbergroschen und 8 Pfennige", teilte das preußische Amtsblatt mit.
Nach seinem Wegzug aus Daun verkaufte er sie an den vermögenden Dauner Johann Adam Hölzer. In dessen Familie blieben die landwirtschaftlichen Flächen bis zum Jahre 1922. Dann starb die Familie Hölzer aus.
Neuer Besitzer des Kolverather Anwesens wurde der Land- und Gastwirt Martin Hey aus Neunkirchen, um dieses am 24. April 1924 für 47 000 Goldmark an die Zivilgemeinden Steinborn und Waldkönigen weiterzuverkaufen.
Seit 1965 sind sie im Besitz der Stadt Daun und werden militärisch genutzt durch das Dauner Fernmeldebataillon.

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