Leben und Wirken in der Eifel

Üxheim-Leudersdorf · Vor genau 50 Jahren zog der Bildhauer Ulrich Henn mit Familie und Atelier aus dem Schwäbischen nach Leudersdorf. Hier entstanden seither seine ungezählten Bronzearbeiten - für Kirchen und Plätze in Dörfern und Städten der Eifel, im In- und Ausland, auch in den USA.

 Viel Wertschätzung, aber auch Unerfreuliches erfährt der Bildhauer Ulrich Henn im Zusammenhang mit seiner Arbeit, im Bild mit Ehefrau Elisabeth am Eingang ihres Hauses in Leudersdorf. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Viel Wertschätzung, aber auch Unerfreuliches erfährt der Bildhauer Ulrich Henn im Zusammenhang mit seiner Arbeit, im Bild mit Ehefrau Elisabeth am Eingang ihres Hauses in Leudersdorf. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Üxheim-Leudersdorf. Dass sie in Leudersdorf wahrhaft zu Hause sind, steht für Ulrich Henn (87) und seine Frau Elisabeth (85) außer Frage. Des großen Hauses wegen waren sie mit ihren vier Kindern am 1962 in die Eifel gezogen und hatten sich rasch eingelebt. Zuvor war der in Schwäbisch Hall geborene Ulrich Henn 14 Jahre als Bildhauer in Stuttgart selbstständig. Nun wurde das kleine Leudersdorf zur Adresse des Künstlers. Wie oft mag wohl dieser Ortsname in Kirchenführern, Ausstellungskatalogen, Tageszeitungen und Kunstmagazinen im Zusammenhang mit Ulrich Henn als Kunstschaffendem genannt worden sein? "Ich hab\'s nicht gezählt", sagt der Bildhauer lachend.
Seinem Dorf widmete er zur 1150-Jahr-Feier eine St.-Martin-Freiplastik. Der Tabernakel der Üxheimer Kirche stammt von ihm. Weitere Arbeiten in der unmittelbaren Umgebung sind in Hillesheim der Taufbrunnen in der Pfarrkirche, eine Gänseschar auf dem Spielplatz der Integrativen Kindertagesstätte und die Skulptur Großer Vogelflug an der Realschule. Henn schuf eine Fülle von sakralen Arbeiten für evangelische und katholische Kirchen quer durch Deutschland, in England, Luxemburg und Österreich. Zu den bedeutendsten Aufträgen gehören drei monumentale, fünf Meter hohe Doppelportale in Bronze für die National Cathedral in Washington DC sowie eine dreitürige Eingangsanlage für die St. James Cathedral in Seattle.
Im Jahr 2000 erhielt Ulrich Henn das Bundesverdienstkreuz am Bande. Er habe sich künstlerisch und persönlich um die Verbesserung des Ansehens der Bundesrepublik Deutschland im Ausland verdient gemacht, hieß es seinerzeit in der Begründung. Das Bistum Trier hat zur Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 eine Fotokarte mit einem Motiv von Ulrich Henn neu aufgelegt. Sie zeigt ein Detail des Außenportals der Ostkrypta des Trierer Doms: jene Szene, als Kaiser Maximilian vor genau 500 Jahren den Heiligen Rock in der Hand des Erzbischofs Richard von Greiffenklau verehrte. 2011 brachte die Österreichische Post in ihrer Serie "Sakrale Kunst" eine 90-Cent-Briefmarke mit der Abbildung eines Bronzereliefs Henns heraus. Dieses stammt aus dem Altar, den der Bildhauer 1986 für die Basilika in Rankweil/Vorarlberg schuf - "in feiner Handschrift auf unverkennbar schöne Weise", wie es im Begleittext zu der Erstausgabe der Briefmarke heißt. "Das sind glückliche, freudige Momente", sagt Ulrich Henn mit Blick auf eine solche Wertschätzung. Hingegen hat ihn, wie er selbst sagt, ein aktueller Vorfall in Gerolstein traurig und ärgerlich zugleich gemacht. Dort war im Zuge der Umgestaltung des Brunnenplatzes im vorigen Jahr seine Skulptur "Mutter mit Kind" ohne sein Wissen entfernt worden (der TV berichtete). "Die Verantwortlichen der Stadt hätten mit mir sprechen müssen", sagt Ulrich Henn. Er sei aber "schlichtweg übergangen" worden, bedauert er.Bildhauer

Extra

Der Bildhauer Ulrich Henn (87) arbeitet seit 50 Jahren in Leudersdorf. Mit seinen Bronzeskulpturen und sakralen Objekten hat er sich in seiner Eifeler Wahlheimat, an vielen Orten Deutschlands, im europäischen Ausland und in Übersee einen Namen gemacht. bb

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