Sehnsucht nach Sonne

Viel Regen, niedrige Temperaturen, wenig Sonne: Das Wetter der vergangenen Wochen sorgt nicht nur bei den meisten Menschen für schlechte Laune, sondern besonders bei Landwirten, Touristikern, Einzelhändlern und Gastronomen im Kreis. Die beklagen sich über Umsatzeinbußen.

Am 1. Juni war meteorologischer Sommeranfang. Das hat in der Vulkaneifel zwar nicht viel zu bedeuten, einige Frühsommertage, die den Namen auch verdienen und den ersten Maarbesuch bereits ermöglichten, waren in der Vergangenheit aber meistens drin. Nicht so in diesem Jahr.

Freibäder: Arnold Schneider, Büroleiter, Verbandsgemeindeverwaltung Daun, sagt: "An den Freibädern Gemündener Maar, Schalkenmehrener Maar und Pulvermaar hat bislang so gut wie kein Badebetrieb stattgefunden. Das Schalkenmehrener Maar war an einem Tag geöffnet. Es waren rund zehn Gäste im Bad, ins Wasser haben sich aber nur ganz wenige gewagt. Beim Gemündener Maar hatten wir kurzzeitig Boots-, aber noch keinen Badebetrieb. Und am Pulvermaar in Gillenfeld wird gebaut."
Das gleiche Bild bietet sich in Kelberg, wie Hedwig Saxler von der Verbandsgemeindeverwaltung Kelberg sagt: "Unser Freibad in Kelberg ist seit dem 18. Mai geöffnet. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse hatten wir bislang nur 179 Besucher. Es handelt sich hierbei überwiegend um Stammschwimmer, die auch bei schlechtem Wetter fast täglich kommen. Das Babybecken ist zurzeit noch nicht in Betrieb."
In Gerolstein hat das Freibad angesichts der kühlen Witterung noch nicht geöffnet: "Das Wasser hat erst 17 Grad, da kann ich noch nicht aufmachen. Wir brauchen mindestens 20 Grad Wassertemperatur", sagt Bademeister Leonard Ruf. Ein Trost: Das angrenzende Hallenbad ist geöffnet.

Tourismus: Eine "echte Herausforderung" nennt Hans-Peter Böffgen, Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land, das bisherige Frühlingswetter. Er sagt: "Viele Spontanurlauber und Ausflugsradler haben wegen des Wetters auf den geplanten Brückenwochenende-Kurztrip in die Eifel verzichtet." Das Resultat: Mit 1886 Gästen im Mai kamen rund 30 Prozent weniger als im Wonnemonat der beiden Vorjahre. Vergleichbare Rückgänge gab es laut Böffgen auch beim Verkauf von Angel- und Kletterscheinen und der Vermietung von Elektrorädern in der Tourist-Information.

Die Belegung der Jugendherberge und der Wohnmobilanlage hingegen sei ebenso konstant geblieben wie die Zahl der Eifelsteig-Wanderer. Böffgen sagt: "Grundsätzlich hat sich die Unzufriedenheit in Grenzen gehalten, weil es die Gäste nicht überraschend getroffen hat, und wir im Gerolsteiner Land mit den Burgen, Museen, dem Hallenbad, dem Besucherzentrum des Gerolsteiner Brunnens und der Erlöserkirche ein großes Schlechtwetterangebot haben, über die wir die Gäste mit dem Morgenblatt und in der Tourist-Information informieren." Und: Viele dieser Angebote sind dank der Gero-Gast-Card kostenlos. Die Folge: Im Mai kamen acht Prozent mehr Gäste ins Naturkundemuseum als im Vorjahresmonat.

Andreas Wisniewski, Geschäftsführer des Verkehrsvereins Oberes Kylltal und Leiter der Tourist-Information in Stadtkyll, spricht von "leichten Rückgängen" angesichts der durchwachsenen Witterung. Dass die Bilanz bislang nicht total verhagelt war, liegt für ihn an mehreren Punkten: "Der Park in Kronenburg hat 32 neue Häuser bekommen und daher auch mehr Gäste als im Vorjahr. Zudem gibt es dort wie auch im Park in Stadtkyll jeweils ein Hallenbad und ein umfangreiches Schlechtwetterprogramm." Und: "Der Wanderer ist wetterfest", spielt Wisniewski auf eine weitere große Gästegruppe an. Wenngleich der Touristiker einschränkt: "Hätte vor den Brückenwochenenden die Sonne geschienen, hätten wir deutlich mehr Anfragen von Spontanurlaubern gehabt."
Manfred Schmitz von der Tourist-Info Hillesheim weiß um ein anderes Phänomen: "Wir hatten rund 20 Stornierungen und Spontan-Abreisen."

Eingebrochen sei das Geschäft im Frühjahr aber nicht. Er sieht zwei Gründe: "Die Wanderer sind im wahrsten Sinn des Wortes gut gerüstet und ziehen ihr Ding durch. Und unsere Krimipakete werden in der Regel auch nicht storniert: Die Leute, oft Gruppen, haben die Tour langfristig geplant und freuen sich auch seit langem darauf." Und: Je schlechter das Wetter, desto mehr ist los in der Tourist-Info. Schmitz sagt: "Der Beratungsbedarf ist deutlich gestiegen. Die Leute waren nicht sauer, wollten aber wissen, was sie bei dem schlechten Wetter so alles tun können."

Landwirtschaft: "Wir spüren deutliche Beeinträchtigungen, eine Katastrophe war das Frühjahr aber nicht." So fasst Helmut Daun, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Daun, das Wetter der ersten Jahreshälfte zusammen. Die Probleme durch zu tiefe Temperaturen, späten Frost, viel Regen und wenig Sonne haben sich vielfältig ausgewirkt. Daun zählt auf: "Beim Mais und der Sommergerste habe etliche kleine Pflanzen durch den Frost eine mitbekommen und sind insgesamt stark zurückgeblieben. Das stehende Getreide ist durch die Feuchtigkeit von Pilzbefall bedroht. Und die Silage hat weniger Energie, so dass eventuell Kraftfutter gegeben werden muss."
Problematisch sei auch der Zeitpunkt der Ernte. Daun: "Normalerweise werden die Wiesen in Trier und Wittlich acht bis zehn Tage vor denen in der Eifel gemäht. Jetzt wird überall zeitgleich gestartet. Und das sorgt für Hektik, weil überall nach den Lohnunternehmern gerufen wird." Daun sagt: "Jetzt 14 Tage gutes Wetter können wir sehr gut gebrauchen. Aber das geht wohl jedem so."

Einzelhandel: "Schlechtes Wetter? Ach, man darf nicht alles so negativ sehen. Bei uns läuft alles normal. Sommermode wird trotzdem gekauft", sagt Karl-Heinz Slabik vom Haus der Mode Lenzenhuber in Daun.
Manfred Rett von Intersport Blaumeiser in Gerolstein hingegen sieht durchaus Probleme. Er sagt: "Das Wetter hat natürlich große Auswirkungen auf den Textileinzelhandel, da die Kunden stets nah am Bedarf kaufen. Wir haben beispielsweise deutlich mehr Regenjacken und Fleecewaren verkauft als üblich, dafür noch keine Bademode. Wenn der Sommer so spät beginnt, besteht die Gefahr, dass die Regale relativ voll bleiben." Die positive Folge für den Kunden: Spätestens ab August wird die Bademode reduziert. Deutlich wetterunabhängiger sind da schon die Läufer und Wanderer, auf die sich Rett schwerpunktmäßig eingestellt hat. "Die sind das gesamte Jahr unterwegs und benötigen immer Ausrüstung - mal ein Shirt und leichte Schuhe, mal ein Fleece oder eine Regenjacke."

Gastronomie: Besonders unter dem nass-kalten Wetter hatte die Gastronomie - vor allem die mit Terrassengeschäft - zu leiden. So sagt Iris Kretschmann vom Waldcafé am Gemündener Maar: "Dieses Frühjahr war ziemlich schlecht, denn das Geschäft an den Festtagen, die allesamt im Mai waren, ist gelaufen. Viele Kurzentschlossene und Tagesausflügler sind zu Hause geblieben." Jetzt hofft sie wie viele Kollegen auf einen "guten langen Sommer" und einen "Herbst mit viel Sonne", denn der sei für sie "auch sehr viel wert".
In die gleiche Kerbe schlägt Paolo Venturi vom Eiscafé Italia an der Hochbrücke in Gerolstein. Er sagt: "Wir sind in der Eifel und rechnen daher ohnehin nur mit zwei bis drei guten Sommermonaten. Wenn die jetzt noch kommen, kann alles noch gut werden." Aber langsam werde es Zeit, denn bislang sei das Terrassengeschäft noch überhaupt nicht richtig angelaufen. Zweckoptimismus legt auch Andrea Fontanella von der gleichnamigen Eisdiele in der Wirichstraße in Daun an den Tag. Er sagt: "Wenn der Sommer erst so spät startet, dann hält er auch lange an. Hoffen wir zumindest."

Liebe Leser, was tun Sie, um sich von dem durchwachsenen Wetter nicht die Laune verderben zu lassen? Mailen Sie uns Ihre Ideen in wenigen Sätzen an eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort bitte nicht vergessen).

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