Susanna Krassers Familie gibt die Suche nicht auf

Oberstadtfeld · Trotz Unterstützung aus der Bevölkerung ist die Suche nach Margaretha Susanna Krasser bisher erfolglos geblieben. Die demente Frau aus Oberstadtfeld wird seit sechs Wochen vermisst. Die Angehörigen und die Polizei hoffen dennoch auf neue Hinweise.

 “Am Anfang war die Hoffnung noch da, aber mittlerweile wäre es schon ein Erfolg, wenn man sie überhaupt finden würde„, sagt Wolfgang Schäfer, Krassers ältester Sohn.

“Am Anfang war die Hoffnung noch da, aber mittlerweile wäre es schon ein Erfolg, wenn man sie überhaupt finden würde„, sagt Wolfgang Schäfer, Krassers ältester Sohn.

Foto: Marie-Cathérine Fromm

Als Margaretha Susanna Krasser am 25. Juli von einem Spaziergang nicht zurückkehrt, zögert ihre Familie nicht lange. Sie alarmiert noch am selben Abend die Polizei, die Beamten starten sofort eine Suchaktion. An mehreren Tagen sind Helfer von morgens bis abends auf den Beinen: Feuerwehrleute, Bundeswehrsoldaten und Hunde suchen am Boden, ein Hubschrauber aus der Luft und Taucher in Gewässern (der TV berichtete mehrfach).

Doch alle Versuche bleiben vergeblich, seit sechs Wochen hat niemand die 66-jährige Frau aus Oberstadtfeld gesehen. "Eine gewisse Ohnmacht ist eingekehrt", sagt Wolfgang Schäfer, Krassers ältester Sohn. Mit seinem Bruder Heiko Krasser und Freunden hilft der 47-Jährige aus Schalkenmehren selbst bei der Suche, mobilisiert die Öffentlichkeit, um Hinweise von Zeugen zu erhalten. "Am Anfang war die Hoffnung noch da, aber mittlerweile wäre es schon ein Erfolg, wenn man sie überhaupt finden würde."

Die Suche nach Krasser gestaltet sich aus mehreren Gründen schwierig. Zeugenaussagen und die von Suchhunden aufgespürte Fährte zeichnen eine Spur nach, die sich von der Heimat Oberstadtfeld über Schutz bis ins elf Kilometer entfernte Deudesfeld zieht.

Das große Gebiet ist von dichten Waldstücken umgeben. Die Bäume behindern die Sicht aus der Luft. Zudem ist es bei hohen Temperaturen von über 30 Grad kaum möglich, beim Hubschraubereinsatz mit Wärmebildkamera etwas zu finden. "Die heißen Sommertage haben auch unsere Suchkräfte erheblich beeinträchtigt", erinnert sich Alfred Haas, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Daun. Haas leitete den Einsatz, bis nach drei Wochen der ungelöste Fall automatisch an die Kriminalinspektion (KI) Wittlich ging.

Unter Druck setzt die Helfer vor allem der gesundheitliche Zustand der Vermissten. Bei Krasser wurde 2011 Demenz diagnostiziert. "Uns war allen bewusst, dass sie sich in einer hilflosen Lage befinden muss", erklärt Haas. Die Polizei kann schwer einschätzen, wohin sich die 66-Jährige bewegt. Obwohl die Vermisste in Oberstadtfeld, Umgebung und Pützborn, wo sie früher in einem Supermarkt gearbeitet hat, vielen Menschen bekannt ist, gibt es kaum Zeugen. "Wir haben gehofft, dass wir mehr Hinweise aus der Bevölkerung erhalten", sagt Haas. "Dass wir sie nicht gefunden haben, hat allen zu schaffen gemacht. Es gibt einige Nächte, in denen man nicht gut geschlafen hat."

Die Anteilnahme am Fall Krasser ist enorm. Selbst Menschen, die der Vermissten nicht nahestehen, melden sich bei der Familie, brechen am Telefon in Tränen aus, erzählt Schäfer. "Auf der einen Seite ist es schön, zu sehen, dass sie so beliebt ist. Auf der anderen Seite wird man immer wieder aufgewühlt", beschreibt er die Reaktionen.
Um in den Alltag zurückzukehren, sucht Schäfer Ablenkung in seinem Beruf als kaufmännischer Mitarbeiter. "Zum Glück gibt es viel zu tun. Man muss auch funktionieren", sagt der Vater von zwei Kindern.

Doch die Familie gibt die Suche trotzdem nicht auf. Schäfer steht in Kontakt mit der KI Wittlich und hofft auf weitere Hinweise. Der jüngste Aufruf der Polizei richtet sich an Zuschauer des Eifel-Rallyefestivals, das zum Zeitpunkt des Verschwindens von Krasser stattfand. Die Polizei verfolgt weiterhin Spuren und kündigt an, in diesen Tagen einen alten Bunker im Bereich Ober-/Niederstadtfeld zu untersuchen.

Die Polizei sucht zudem nach zwei Gegenständen, die die Vermisste bei sich trug: eine rote Flexi-Hundeleine und ein grau-blaues Schlüsselband mit Karabinerhaken.
Extra: Chronik des Falls

 Susanna Krasser trug am Tag ihres Verschwindens eine rote Hundeleine mit Automatik bei sich, die zumindest so ähnlich aussah wie das abgebildete Modell.

Susanna Krasser trug am Tag ihres Verschwindens eine rote Hundeleine mit Automatik bei sich, die zumindest so ähnlich aussah wie das abgebildete Modell.

Foto: Privat

25. Juli: Margaretha Susanna Krasser aus Oberstadtfeld wird am Donnerstag um 21.33 Uhr von ihren Angehörigen als vermisst gemeldet, als sie von einem Spaziergang nicht zurückkehrt. Zeugen beobachten die 66-Jährige gegen 21 Uhr an der Bundesstraße 257 zwischen Oberstadtfeld und Wallenborn. Die Polizeiinspektion Daun startet noch am Abend eine Suchaktion mit 50 Helfen, Hunden und einem Hubschrauber.

26. Juli: Die Suche wird am Freitagmorgen ausgeweitet. Mehr als 90 Feuerwehrleute aus zwölf Gemeinden und Hundestaffeln durchkämmen das Waldgebiet bis Wallenborn, Neroth, Schutz und Weidenbach. Zeugen beobachten die Vermisste um 16.30 Uhr in Schutz - seitdem wurde Krasser nicht mehr gesehen. Die aktive Suche wird am Sonntag eingestellt.

29. Juli: Die Angehörigen erstellen Steckbriefe mit einem Foto und der Personenbeschreibung Krassers und verteilen sie an Bürger und Geschäfte, um neue Hinweise von Zeugen zu bekommen.

1. August: Die Polizei startet am Donnerstag eine neue Suchaktion. 160 Einsatzkräfte von Bundeswehr, THW und Feuerwehr sowie ein Hubschrauber und Hundestaffeln sind im Einsatz. Die Suche konzentriert sich auf Schutz, wo Krasser zuletzt gesehen wurde, und Pützborn, wo sie in einem Supermarkt gearbeitet hat. Am Freitag suchen Taucher Gewässer und das Meerfelder Maar ab. Bis Samstagabend werden Gebiete bis Deudesfeld durchkämmt.

6. August: Die Polizei überprüft noch einmal Spuren in Schutz und Deudesfeld und durchsucht ein Waldstück zwischen den Gemeinden. Sie findet keine neuen Hinweise.

9. August: Die Kriminalinspektion Wittlich übernimmt den Fall. Bis heute hat sie keine konkrete Spur.

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