Wachstum über Nacht

Der Landkreis Daun gehörte zu den Gewinnern der Neuordnung der Kreise Ende der 1960er Jahre. Zahlreiche Orte wurden dem Kreis zugeschlagen. Eine geplante Fusion mit dem Kreis Wittlich kam hingegen nicht zustande.

Daun. "Früher haben wir Autos mit Dauner Kennzeichen mit Steinen beworfen. Heute haben wir selber welche." Dieser Ausspruch eines Stadtkyller Bürgers zeigt, dass die Kreisreform Ende der 1960er Jahre bis heute nachwirkt.

Wie fast kein anderer Kreis in Rheinland-Pfalz hat Daun von der Verwaltungs- und Gebietsreform profitiert. Dies hat sicher viel mit Julius Saxler zu tun, der als prominenter Fürsprecher in Mainz viel für seinen Heimatkreis erreichte. Das Wachsen des früher noch kleineren Kreises Daun hat jedoch auch viel mit seiner Lage zu tun: Wäre die Verwaltungseinheit aufgelöst und einem anderen Kreis zugeschlagen worden, wäre der Raum von der Entwicklung nahezu abgekoppelt gewesen.

In einem Beitrag im Heimatjahrbuch Daun hat Helmut Klassmann - selbst Mitarbeiter der Kreisverwaltung - 1995 über die Entwicklungen berichtet, die die Stadtkyller zu Dauner Kreisangehörigen machten und die Bettenfelder nicht.

Wäre es nach einem Gutachten aus dem Jahr 1969 gegangen, so würde der neue Landkreis Daun von Scheid bis Bad Bertrich und von Meerfeld bis Oberelz reichen. 67 500 Einwohner hätte das neue Gebilde gehabt. Doch diese Idee wurde ebenso wenig Realität wie das Vorhaben, ähnlich wie bei Bitburg und Prüm die Kreise Wittlich und Daun zu einem neuen Landkreis zu vereinen.

Stattdessen gab es eine gemäßigtere Vergrößerung des Kreisgebiets. Das Echo darauf war unterschiedlich. Der Raum Lissendorf - Stadtkyll tendierte (und tendiert heute noch) Richtung Prüm, die Ulmener hingegen eher nach Daun denn nach Cochem-Zell. Und die Kelberger wechselten zwar die Kreiszugehörigkeit, behielten jedoch den Sitz der Verbandsgemeinde. Der wäre verloren gegangen, wenn Kelberg der nie verwirklichten VG Ulmen-Meiserich im Kreis Daun zugeschlagen worden wäre.

Auch an der Kyll gab es Änderungen. An Autos aus Duppach, Oos, Birresborn, Densborn, Kopp und Mürlenbach prangte nach 1970 "DAU" auf dem Auto-Kennzeichen. An denen aus Büdesheim "BIT". Und das, obwohl dieser Ort laut Landesgesetz daunerisch werden sollte. Die Gemeinde hatte sich jedoch dafür entschieden, weiter bei der VG Prüm zu bleiben. Entgegen früherer Pläne wechselte allein Nohn aus dem Landkreis Ahrweiler nach Daun. Müllenbach, Boos, Ditscheid, Lind, Münk, Bauler, Senscheid und Wiesemscheid behielten ihr "AW" auf den Kennzeichen. Ebenso wie die Orte, die heute innerhalb der VG Manderscheid und damit im Landkreis Bernkastel-Wittlich liegen, wo das "WIL" die Kennzeichen ziert.Extra Kreisreform: Zur Zeit der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz gab es 51 Kreise und kreisfreie Städte. Deren Zahl wurde 1969 und 1970 um 13 reduziert. Damals verschwanden unter anderem die Kreise Zell, Prüm oder Bernkastel von der Landkarte. Sie gingen in größeren Gebietskörperschaften auf. Seitdem hat sich nur noch zwei Mal etwas verändert. 1972 wurde der Landkreis Zweibrücken in den Landkreis Pirmasens (jetzt Südwestpfalz) eingegliedert. 1974 kam es zur Neubildung des Landkreises Westerwald (später Westerwaldkreis) aus dem Ober- und dem Unterwesterwaldkreis. (har)

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