"Wir haben alles versucht"

Zilsdorf · Seit zehn Jahren drehen sich oberhalb Zilsdorfs drei Windräder. Die heutige Ortsvorsteherin Rita Slupek (55) gehörte zu denen, die sie unbedingt verhindern wollten. Vergeblich zwar. "Aber ich würde es wieder so machen", sagt sie.

 Rita Slupek kämpfte gegen die Windräder nahe Zilsdorf; gebaut wurden sie dennoch. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Rita Slupek kämpfte gegen die Windräder nahe Zilsdorf; gebaut wurden sie dennoch. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Zilsdorf. Ausgerechnet in der Legislaturperiode, in der Rita Slupek nicht angetreten und im Ortsgemeinderat vertreten war, kamen die Windkraftanlagen (WKA) in ihr Geburts- und Heimatdorf. Sie habe neben Familie (verheiratet, zwei Töchter) und Beruf (Justizbeschäftigte beim Amtsgericht Daun) nicht mehr so viel Zeit in die Kommunalpolitik stecken wollen wie in dem Jahrzehnt zuvor, erzählt Slupek.
Doch als ihr Nachbar Hans Erkert - nach Zilsdorf ins idyllische Landleben "ausgewanderter" Tübinger Universitätsprofessor - sie darauf aufmerksam machte, dass oberhalb ihres Wohngebiets demnächst Windräder errichtet werden sollen, löste sie zusammen mit ihm und Marlies und Leo Köb und Karl Prämassing "Gegenwind" aus. So hieß die Bürgerinitiative, die an Karneval 2001 mit einem Motivwagen durch Walsdorf zog und deren Sprecher von Haus zu Haus gingen und Unterschriften sammelten.
Leserbriefe und Protest


"Ein Drittel von 180", erinnert sich Rita Slupek an die Zahl der Unterzeichner in Zilsdorf sowie an Unterstützer aus Walsdorf und an die Gründung des "Heimatvereins" mit besonderem Augenmerk auf die Umwelt im Jahr darauf.
Den gewünschten Erfolg hatte die ganze Anstrengung schließlich nicht. Die Windräder wurden gebaut - trotz Einspruchs gegen die Pläne, trotz gewonnenen Prozesses beim Oberverwaltungsgericht Koblenz, trotz Leserbriefen mit Titeln wie "Die Arroganz der Macht".
"Wir haben alles versucht", sagt Rita Slupek. Am meisten ärgere sie, dass die Gemeinden, die damals abgewinkt hätten, sich heute um die Anlagen "reißen": Basberg, Berndorf, Hillesheim, Kerpen, Wiesbaum. "Wir wurden geopfert", glaubt sie. "Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn das Dorf geschlossen hinter dem Widerspruch gestanden hätte", überlegt sie.
Die unmittelbar Betroffenen hätten sich auch nach zehn Jahren nicht an die Geräusche, den Anblick und den Schattenschlag der WKA gewöhnt. Das Miteinander habe sich normalisiert, denn die WKA seien nicht mehr das beherrschende Thema im Dorf.
"Darüber bin ich froh", betont die 55-Jährige, die seit November 2010 Ortsvorsteherin in Zilsdorf ist (und zudem Großmutter von Lilli und Franz in Kirchweiler).
Rita Slupek war 1989 erstmals in den Ortsgemeinderat eingezogen, nachdem sie erfolgreich gegen eine fünf Meter breit geplante Straße durch ein Neubaugebiet von Zilsdorf vorgegangen war, die zudem noch zwei Meter an Bürgersteig und Rinnsteinkante haben sollte.
Und: Sie sei "immer von starken Frauen unterstützt" worden, betont sie.Extra

Die Justizbeschäftigte Rita Slupek (55) gehörte vor gut zehn Jahren zu den ersten Gegnern von Windkraftanlagen im Landkreis Vulkaneifel. Seit 2010 ist sie Ortsvorsteherin von Zilsdorf und nach wie vor überzeugt, dass man politische Entscheidungen nicht ohne weiteres "schlucken" sollte. bb

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