Wirbel um Kreis-Altlast

DOHM-LAMMERSDORF. Aussage gegen Aussage: Ex-Landwirt Josef Blum vermutet einen Zusammenhang zwischen der ehemaligen Kreisdeponie und dem Tod seiner Tiere, die Kreisverwaltung hält mit einem aktuellen Gutachten dagegen.

Seit 1984 ist die ehemalige Mülldeponie des Kreises Daun bei Dohm-Lammersdorf (Verbandsgemeinde Hillesheim) geschlossen, rund 320 000 Kubikmeter Müll wurden dort zwischen 1975 und 1984 deponiert. Beendet ist die Deponie-Geschichte damit aber längst nicht. Der 51 Jahre alte frühere Landwirt Josef Blum, der das Deponie-Gelände seit Ende der 80-er Jahre besitzt und als Weide nutzt, gibt an, Hunderte seiner Tiere (zunächst Rinder, später Damwild) seien dort in den vergangenen Jahren verendet. Blum führt das auf die Deponie zurück: "Ich kann mir sonst keinen Reim drauf machen." Aufklärung erhofft er sich von der Staatsanwaltschaft: "Ich habe Strafanzeige gegen unbekannt erstattet, damit endlich Ermittlungen in Gang gebracht werden, um zu klären, wie die Tiere gestorben sind."Kreisverwaltung sieht keinen Zusammenhang

Dass es in diesem Bereich ein vermehrtes Tiersterben gegeben hat, bestreitet auch die Kreisverwaltung (KV) nicht. Sie sieht aber, untermauert durch ein Gutachten aus dem September 2003, keinen Zusammenhang zwischen dem Tod der Tiere und der früheren Müllkippe. Bestärkt wird der Kreis von der obersten Abfallbehörde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz. In deren Stellungnahme heißt es: "Der Gutachter sieht keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Zustand des Deponiegeländes beziehungsweise den festgestellten Emissionen und dem Tiersterben. Es ist daher zunächst Aufgabe des Landwirts als Eigentümer des Geländes und als Tierhalter, Schaden von seinem Tierbestand abzuwenden." Laut SGD hat der Gutachter, Professor Rettenberger vom Trierer Ingenieurbüro Ruk, die Abdichtung von Teilen der Deponiefläche empfohlen - vor allem solche Stellen, bei denen nur "noch eine Überdeckung des abgelagerten Mülls von weniger als einem halben Meter" vorhanden sei. Diese Arbeiten könnten aber erst im Frühjahr gemacht werden. Die Kreisverwaltung Daun habe "die Durchführung zugesagt"."Grenzwerte weit unterschritten"

Nach Aussage von Berthold Schmitz, zuständiger KV-Dezernent, hätten die Stellen, wo tatsächlich Gas austritt, schon längst abgedeckt werden können: "Im Herbst 2002 war alles dafür vorbereitet, aber Herr Blum hat uns nicht mehr auf das Gelände gelassen." Das bestreitet Blum. Er glaubt, dass mit der vorgesehenen Abdeckung das Problem ohnehin nicht gelöst wird. Er behauptet: "Das gesamte Gelände ist verseucht!" Berthold Schmitz verweist darauf, dass der Kreis habe das Trierer Büro auf "ausdrücklichen Wunsch" von Blum und seiner Rechtsanwältin Marianne Mastiaux mit dem Gutachten beauftragt habe. Der Gutachter habe vor allem auch die Viehhaltung bei seinen Untersuchungen berücksichtigt. Das Ergebnis des Experten: "Die Grenzwerte der Futtermittelverordnung werden weit unterschritten." Zudem seien die austretenden Gase "toxikologisch undenklich". Für Blum sind die Ergebnisse nicht nachvollziehbar: "An speziellen Stellen ermittelte Werte wurden auf die gesamte Deponiefläche übertragen. Es ist immer die Frage, wie die Ergebnisse interpretiert werden." Er ist überzeugt, dass die Behörden "nur auf Zeit spielen. Aber ich bin sicher, dass die Geschichte geklärt wird, denn es besteht ein öffentliches Interesse."

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