"Das ist ein Ticket in die Zukunft"

Prüm · Der Prümer Anlagenbauer Grohmann Engineering rückt ins Zentrum der Elektromobilität. Das mittelständische Unternehmen mit mehr als 700 Mitarbeitern wird vom US-Elektroautobauer Tesla übernommen. Während in Prüm die Belegschaft informiert wurde, lief die Meldung über die Ticker.

 Der weiße Tesla (rechts) ist ein erstes kleines Indiz. Der US-Elektroautohersteller übernimmt das Prümer Unternehmen Grohmann Engineering.TV-Foto: Frank Auffenberg

Der weiße Tesla (rechts) ist ein erstes kleines Indiz. Der US-Elektroautohersteller übernimmt das Prümer Unternehmen Grohmann Engineering.TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (g_geld )

Prüm. Tesla-Chef Elon Musk und Technikchef JB Straubel waren extra nach Prüm angereist, um den gut 700 Mitarbeitern die Nachricht selbst zu überbringen. Der Elektroauto-Hersteller aus den USA wird das mittelständische Unternehmen aus der Eifel Anfang des kommenden Jahres übernehmen, vorausgesetzt die Kartellbehörde nickt den Deal ab.
Der Anlagenbauer ist seit 1983 in Prüm; Unternehmensgründer Klaus Grohmann (74) hat aus kleinen Anfängen eine Firma mit Weltruf gemacht. Ein "Hidden-Champion" aus der Eifel.
Grohmann Engineering (Umsatz rund 100 Millionen Euro) liefert Fertigungs- und Automatisierungstechnik für die großen Autokonzerne wie Daimler, BMW, VW und Autozulieferer wie Hella und Conti und entwickelt mikroskopisch kleine Maschinen für die Biotechnologie. Die Vielseitigkeit ist ein großes Pfund der Eifeler Tüftler, ebenso wie die Gesamtkonzeption von der Planung, der Programmierung bis hin zur Umsetzung.
Belegschaft erfreut


Auch die Firma Tesla gehörte bereits zu den Kunden des Prümer Unternehmens. Nun wird aus Grohmann Engineering die Tochter des US-Autobauers Tesla Grohmann Automation. Wie das Unternehmen aus Kalifornien auf seiner Internetseite mitteilte, ist diese Investition für die weitere Entwicklung von Tesla wichtig. Ziel sei es, die Produktion des günstigen Tesla Model 3 von derzeit 50 000 auf 500 000 Fahrzeuge bis 2018 hochzufahren. Und für 2020 peilt Unternehmenschef Musk die Produktion von einer Million Elektroautos an. Für den Standort Prüm zeichnet sich damit eine positive Entwicklung ab. Laut Tesla will das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren in Deutschland insgesamt rund 1000 neue Jobs schaffen.
Wie viele davon in der Eifel entstehen, ist noch nicht sicher. Gesucht werden vor allem Techniker, Facharbeiter und Ingenieure. Unternehmenschef Klaus Grohmann wird auch weiterhin im Betrieb bleiben. "Unter der Führung von Herrn Grohmann werden in Prüm wichtige automatisierte Fertigungssysteme für Tesla entworfen und produziert, um unsere Fabriken zu den modernsten in der Welt zu machen", teilt der neue Besitzer mit. Die bisherigen Kunden von Grohmann - auch die aus der Autobranche - sollen laut Unternehmensangaben auch weiterhin beliefert werden.
In der Belegschaft kam die Nachricht äußert positiv an, und das lag sicher nicht nur daran, dass die Mitarbeiter gleich schon die Vorteile der E-Autos auf dem Firmengelände testen durften. "Für die Stadt und die Region ist das eine herausragende Nachricht", sagt der Betriebsratsvorsitzende Uwe Herzig. Seit 31 Jahren hat Herzig den Aufwärtstrend bei Grohmann Engineering miterlebt, und trotzdem war der gestrige Tag für ihn etwas Besonderes. Mit der Übernahme stehe das Prümer Unternehmen im Zentrum der Zukunftstechnologien. Alternative Energie und Elektromobilität sei der Markt mit größtem Potenzial.
"Das ist ein Ticket in die Zukunft", meinte ein Mitarbeiter ganz optimistisch.
Meinung

Chance und Herausforderung
1000 neue Jobs hat Tesla-Chef Elon Musk für die kommenden zwei Jahre in Deutschland angekündigt. Die werden mit Sicherheit nicht alle in Prüm bei der neuen Tesla-Tochter Grohmann Automation entstehen, doch auch die Eifel wird ordentlich profitieren: Millionen-Investition und hochwertige Arbeitsplätze eingeschlossen. Für das Unternehmen, die Stadt und die Region eine großartige Chance. Aber auch eine große Herausforderung. Denn in der Region herrscht bereits jetzt mit einer Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent fast Vollbeschäftigung. Woher sollen die Arbeitskräfte kommen? Natürlich sucht das Technologieunternehmen vor allem Ingenieure. Und da liegt die Eifel gar nicht so fern von den Hochburgen Aachen und Köln. Schon jetzt gibt es viele Kooperationen mit Hochschulen, auch mit der Uni Trier. Der Standort Prüm wird durch den neuen Besitzer kräftig an Bedeutung gewinnen. Der "Hidden Champion" Grohmann ist kein Geheimtipp mehr. Mit der Übernahme durch Tesla gehört man nun zu den Großen im Konzert. Die deutschen Autobauer in Stuttgart, München und Wolfsburg werden in Zukunft genau nach Prüm schauen. Und viele Ingenieure auch. h.waschbuesch@volksfreund.de

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