Hilferufe per Internet

TRIER/KOBLENZ. Das Verbot der chinesischen Schlankheitspillen schlägt weiter Wellen: Mittlerweile ermitteln mehrere Staatsanwaltschaften gegen die Anbieter der Kapseln. In Deutschland wurde der Verkauf fast komplett eingestellt.

"Kein Lida mehr bei Ebay." Es klingt fast schon wie ein Hilferuf, den "Tazzy99" in dem "Diät-Club" eines Frauen-Internet-Forums ausstößt. Seit der Warnung des Landesuntersuchungsamtes Rheinland-Pfalz (Lua) vor den gefährlichen chinesischen Schlankheitspillen Lida (der TV berichtete) überschlagen sich die Einträge in dem Forum. "Was ist denn jetzt mit Lida?" heißt es zum Beispiel darin. Seitdem bekannt ist, dass das Verkaufen der Kapseln in Deutschland strafbar ist, haben etliche Anbieter kalte Füße bekommen - auch bei Internetauktionshäusern wie Ebay. Dort ist es verboten, die Kapseln zu verkaufen. "Ab dem 1. August 2005 hat sich die Gesetzeslage bezüglich des Verkaufs von (…) Lida Dai Dai Hua verändert (…) Deswegen werden wir unser Geschäft ins Ausland verlagern", heißt es auch auf der Homepage von Alexander K. aus dem saarländischen Riegelsberg, der bislang über Internet die Pillen anbot. Noch vor ein paar Tagen hatte er gegenüber unserer Zeitung versichert, dass keine Gefahr von ihnen ausgehe. Mittlerweile ermitteln bundesweit mehrere Staatsanwaltschaften gegen Verkäufer der angeblichen Wunderpillen. Ausgelöst hatte das Ganze eine Apothekerin aus dem Westerwaldkreis, die von einem Mädchen nach ihrer Meinung zu den Pillen gefragt worden war. Die Apothekerin hatte das Mittel zum Landesuntersuchungsamt gebracht, das herausfand, dass in den Kapseln die doppelte Dosis wie bei üblichen Schlankheitsmitteln des verschreibungspflichtigen Sibutramin enthalten ist und nicht wie angegeben chinesische Heilpflanzen. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat daraufhin gegen Verkäufer von Lida in Internet-Auktionshäusern Ermittlungsverfahren eingeleitet und diese an die zuständigen Staatsanwaltschaften weitergegeben. In Rheinland-Pfalz läuft ein Verfahren gegen einen Verkäufer aus Bad Kreuznach. "Wir sind erschrocken über die Dimension", sagt Lua-Präsident Stefan Bent. Selbst auf Schulhöfen würde unter der Hand gehandelt. Er rechnet damit, dass es zahlreiche Krankheitsfälle durch die Einnahme der Pillen geben wird. Das hoch dosierte Sibutramin kann hohen Blutdruck und gefährliche Herzerkrankungen auslösen. Das Lua hat mittlerweile alle Kreise und kreisfreien Städte im Land über die Gefahr informiert. Auch europaweit ist eine Warnung erfolgt. Trotzdem wurden die Pillen auch gestern noch vom chinesischen Hersteller übers Internet angeboten.

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