Im Bann der Börse: Trierer Aktienclub analysiert seit 15 Jahren die Finanzmärkte - Nächste Investition: Japan

Trier · Der Trierer Aktienclub 2000 analysiert seit 15 Jahren die Kursschwankungen an der Börse. Aus einem engen Kreis von Auszubildenden einer Trierer Bank ist eine bunte Gruppe entstanden, die vor allem den Spaß in den Vordergrund stellt. Investiert wird dennoch: Der japanische Markt lockt.

 Die Mitglieder des Trierer Aktienclubs 2000 Karl-Heinz Biesdorf, Thomas Schmitt, Gerhard Stempien und Christian Kurzweil (von links) diskutieren über die Entwicklungen am Aktienmarkt. Fotos: privat (2)

Die Mitglieder des Trierer Aktienclubs 2000 Karl-Heinz Biesdorf, Thomas Schmitt, Gerhard Stempien und Christian Kurzweil (von links) diskutieren über die Entwicklungen am Aktienmarkt. Fotos: privat (2)

Trier. Gold, Wein und Edelhölzer: Wertvoll ist vor allem, was über Zeit an Wert gewinnt. So sehen es die 20 Mitglieder des Trier Aktienclubs 2000 (TAC2000), die nun seit 15 Jahren ihr Glück an der Börse suchen - mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Gründungsmitglied Marco Feiten (36) erinnert sich zurück: "Wir waren 30 junge Auszubildende von der Sparkasse Trier." Im Jahr 2000 boomte die Börse: Der mit umfangreichen Werbemaßnahmen begleitete Börsengang der Deutschen Telekom steigerte die Popularität von Aktien schlagartig, und in Deutschland wurden viele sogenannte Investmentclubs gegründet.

Noch heute gibt es laut der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz mehrere Tausend dieser Clubs in Deutschland. Eine genaue Zahl ist nicht zu ermitteln, da gerade für kleine Clubs keine Meldepflicht besteht.

Nach der Gründung des Trierer Aktienclubs im Herbst 2000 folgte gleich der erste Dämpfer. Die deutsche Börse kannte nur den Weg nach unten. Die sogenannte Internet- und Technologieblase platzte - die deutsche Börse brach ein und erreichte im März 2003 schließlich ihren Tiefpunkt. "Da sind bereits viele Mitglieder wieder abgesprungen."
Innerhalb des Clubs sei man sich uneinig über die richtige Handlungsweise gewesen. "Das war eine leidvolle Erfahrung", sagt Feiten und lächelt, ehe er die Fehler von damals noch einmal analysiert: Zu Beginn habe der Club lediglich über ein Portfolio verfügt, über das die Clubmitglieder auch nur gemeinsam auf ihren Versammlungen entscheiden konnten.

Da sich die Börsianer nur einmal im Monat treffen, konnten sie auf kurzfristige Kursänderungen nicht immer rechtzeitig reagieren. "Wir waren viel zu schwerfällig", resümiert Feiten. Das habe Mitglieder zum Umdenken bewogen.
Die Struktur des Clubs ist seitdem eine andere. Die Idee: Das gesamte Geld, ein mittlerer fünfstelliger Betrag, (siehe Extra) in zwei Budgets zu teilen. Mit der einen Hälfte investiert der Club langfristig - zurzeit in Aktien der amerikanischen Technologiekonzerne Apple und Microsoft. Beschlüsse darüber können wie früher nur auf den Versammlungen getroffen werden.

Über die andere Hälfte verfügt eine sogenannte "Trading-Group". Das Konzept: Drei Mitglieder haben drei Monate lang die alleinige Verfügungsgewalt über das Budget. Damit können sie beispielsweise spontan in Aktien investieren. "Die drei Mitglieder müssen sich nur untereinander einig werden", erläutert Feiten.

Die Zusammensetzung der "Trading-Goup" wechselt jedes Quartal. In die Gruppe kann jeder hineingewählt werden. "Gezwungen wird niemand." Es komme auch vor, dass die Gruppe in drei Monaten gar nicht investiert. "Das kann in der nächsten Periode aber auch wieder ganz anders sein." Erwirtschaften die Mitglieder Gewinne, nutzen sie diese dazu, um in andere Projekte zu investieren.

2005 lief der Club besonders gut, die Börse hatte sich erholt. Die Clubmitglieder überlegten, ihren eingetragenen Verein kommerziell zu machen. Nur so hätten sie anfallende Gewinne an die Mitglieder auszahlen können.
Die Idee hat Feiten aber schnell wieder verworfen: "Das hätte dem Charakter des Clubs einfach nicht entsprochen." Der Club, sagt Feiten, ist mehr als das sture analysieren von Finanzdaten. "Das Soziale hält den Club zusammen."
Neben den monatlichen Versammlungen treffen sich die Börsianer auch privat. Sie organisieren eine Weihnachtsfeier, fahren gemeinsam zur Anlegermesse nach München oder besichtigen die Produktionshallen deutscher Großunternehmen.

Eine Strategie für die Zukunft scheint Feiten im Fernen Osten gefunden zu haben. "Wir denken, dass sich der japanische Markt gut entwickeln wird." Wie lange es den Club noch geben wird? "Ich kann mir vorstellen, dass wir das bis ins Rentenalter machen - da bin ich zuversichtlich."
Weitere Informationen zum Club im Internet:
tac2000.webnode.com
Extra

 Private Feiern halten den Trierer Aktienclub zusammen. Der Trierweiler Marco Feiten (vorne rechts) ist seit 15 Jahren dabei.

Private Feiern halten den Trierer Aktienclub zusammen. Der Trierweiler Marco Feiten (vorne rechts) ist seit 15 Jahren dabei.

Grundsätzlich kann jeder dem Trierer Aktienclub 2000 beitreten. Der Vorstellungen des Bewerbers müssten lediglich zu denen des Clubs passen, sagt Geschäftsführer Marco Feiten. Den Mitgliedern gehe es primär um den fachlichen Austausch. "Wer das große Geld machen will, ist hier falsch", sagt er. Die Kosten für eine Mitgliedschaft sind gestaffelt. Jedes Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von 80 Euro. Zusätzlich kann eine Einlage geleistet werden, mit der die Clubmitglieder an der Börse agieren können. Für 1250 Euro Einlage erhält ein Bewerber die Silbermitgliedschaft. Für die Goldmitgliedschaft werden 2500 Euro fällig. Einen höheren Status innerhalb des Clubs erhalten Mitglieder mit einer höheren Einlage allerdings nicht. Beim Ausscheiden eines Mitglieds wird die Einlage zurückgezahlt. sek

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