Sorge um den Nachwuchs

BERLIN/TRIER. (dpa/red) Bundesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgeber haben sich auf eine neue Initiative zur Sicherung der Ausbildung geeinigt. DerDeutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte zuletzt 75 000 fehlende Lehrstellen ausgemacht.

Nach den Worten von Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) wird die Sicherung einer ausreichenden Zahl von Lehrstellen "ein Schwerpunkt des neuen Bündnisses für Arbeit sein". Angesichts der steigenden Zahl von Lehrstellenbewerbern und des drohenden Rückgangs an Ausbildungsplätzen sei eine gemeinsame Aktion "dringend notwendig", sagte sie nach einem Treffen mit dem DGB-Vorsitzenden Michael Sommer und dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun. Die "Ausbildungsplatzlücke" werde immer größer, der Anteil der Bewerber, die eine Lehrstelle erhalten, sei inzwischen unter 50 Prozent gefallen, beklagte auch DGB-Bundesvorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock.Nach ihren Zählungen fehlen 75 000 Lehrstellen: "Wir haben große Sorge, dass sich die Betriebe weiter zurückhalten." Sie verwies darauf, dass im abgelaufenen Vermittlungsjahr die Zahl der Ausbildungsverträge um 43 000 oder 7,1 Prozent auf 570 568 gesunken sei. Im November und Dezember sei die Zahl der gemeldeten Stellen im Vorjahresvergleich um 15 und 13,5 Prozent zurückgegangen. Stark seien die Einbrüche in der Informationstechnologie, im öffentlicher Dienst und im Handwerk. Die Handwerkskammer (Hwk) Trier registrierte mit 4476 zum Jahreswechsel eingetragenen Lehrverhältnissen ein neues Rekordtief. Dies entspricht einem Rückgang von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresstand. Auch die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge ging um sieben Prozent weiter deutlich zurück. Dank steigender Schulabgängerzahlen hatten sich auch die Lehrlingszahlen seit Anfang der 90-er-Jahre zunächst erhöht. Abweichend vom demografischen Trend gibt es seit 1998 aber weniger Handwerkslehrlinge im Bezirk. Rückgänge bei den neu abgeschlossenen Lehrverträgen verzeichnen insbesondere die Friseure und die kaufmännischen Berufe, wobei die Gesamtzahl der Lehrverhältnisse konstant blieb. Umgekehrt haben sich die Verträge in den Bau- und Ausbauberufen auf niedrigem Niveau stabilisiert, während beim Bestand ein Rückgang von zehn Prozent zu verzeichnen war. Anders bewertet dagegen die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) die Situation: So hat sie im vergangenen Jahr 1638 neue Ausbildungsverhältnisse eingetragen. Dies ist zwar ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent. Aufgrund der 2001 erreichten Spitzenergebnisse sieht die IHK die regionale Ausbildungssituation noch im Lot: Nahezu alle Bewerber hätten mit einer Lehrstelle versorgt werden können. "Mit diesem Ergebnis kann die Region noch zufrieden sein", interpretierte IHK-Präsident Wolfgang Natus das Ergebnis. Angesichts der bis zum Jahr 2007 weiter steigenden Schulabgängerzahlen sieht er allerdings die Notwendigkeit weiterhin verstärkt, um neue Ausbildungsplätze zu werben. Während in den Bereichen Bau, Steine und Erden sowie Verkehr und Transport das Ausbildungsniveau nahezu gleich geblieben ist, sind in der Metall- und Elektrotechnik Rückgänge von 14 Prozent, im Handel und Bankensektor Rückgänge von 18 Prozent zu verzeichnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort