Sieben-Satz trifft Fünfakter

TRIER. "Schiller meets Jazz." Das Theatercafé zum Schillerprojekt "SchillerLust!" des Theaters Trier bot vielerlei: Einen musikalischen Balla-den-Auftritt des Radiosenders SWR 2 sowie Erklärungen zu Inszenierung und Hintergründen des Projekts.

Für Intendant Gerhard Weber war er der Grund, zum Theater zu gehen. Regisseur Horst Ruprecht nennt ihn einen "hochpolitischen Autor". Für den Germanisten Lothar Pikulik wirft er einen "psychologischen Blick": Die Rede ist von Friedrich Schiller, der in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre. Aus diesem Anlass entwickelte das Theater Trier ein Projekt, das drei Schiller-Dramen verdichten und verbinden will. Als Vorbereitung auf die Premiere von "Die Räuber/Die Jungfrau von Orleans/Fiesko: Verschwörung" sollte das Theatercafé in neuer Umgebung dienen: nicht im Foyer, sondern im Großen Haus. Das Publikum erwartete eine von SWR 2 aufgezeichnete Musik-Matinee. Cellist Martin Rummel und Percussionistin Edith Salmen interpretierten David Bakers Sieben-Satz-Komposition "Singer of Songs - Weavers of Dreams", die mit 17 Schlaginstrumenten aufgeführt wird. So verschwand Edith Salmen auf der Theater-Bühne fast hinter ihrer Schlagwerk-Konstruktion. Dazu rezitierte Sprecher Bodo Primus drei Schiller-Balladen. Zu der "Taucher", den "Kranichen des Ibykus" und der "Glocke" beschallten Salmen und Rummel das große Haus mit Bakers Jazz-Arrangement. Thomas Koch, Leiter der SWR-Kulturredaktion Mainz, informierte als Moderator über Schillers Leben, Werk und Vorlieben. Auch Trier kam zur Sprache, denn ein Schil-ler-Sohn war 1828 als Jurist in die Moselstadt umgezogen und wohnte einige Jahre in der Dietrichstraße. Heute, wenige Straßen weiter, erfreuten sich die Theatercafé-Besucher am Balladenprojekt des Südwestrundfunks, das Mitte Mai und Anfang April gesendet wird und etwa 75 Minuten Spiel- und Sprechzeit umfasst. Dann wird auch der frenetische Applaus zu hören sein, mit dem sich das Publikum bei Moderator, Sprechern und Musikern bedankte. Zu dieser Begeisterung hatte gleichfalls Schillers Sprachgewalt beigetragen, die dank Primus‘ eindringlicher Stimme ausdrucksvoll präsent war. "Schiller hat ein ungeheures Feuer. Er ist ein genialer Theaterautor und ein ganz großer Sprachmensch", sagte Intendant Weber."Macht, Moral und Sendungsbewusstsein"

Deshalb will ihn das Theater Trier mit drei Stücken präsentieren. Die Inszenierung übernimmt Horst Ruprecht, der seit vielen Jahren an renommierten deutschen Theaterhäusern wirkt und zum ersten Mal in Trier arbeitet. Chefdramaturg Peter Oppermann befragte zum Abschluss des Theatercafés den Regisseur. Mit in der Runde: Theaterpädagogin Sylvia Martin und Literaturwissenschaftler Prof. Lothar Pikulik. Ruprecht sagte, ihm sei an Schillers Aktualität gelegen, die sich vor allem in den Helden der drei ausgewählten Stücke äußere. Das soll auch Dirk Immichs Kulisse unterstreichen, die eher Raumkonzept als Bühnenbild ist. Ruprecht lag die politische Dimension in Schillers Werken am Herzen, also "Macht, Moral und Sendungsbewusstsein" sowie seine Sprachkunst: "Es geht um Sprache, Sprache, Sprache!" Ruprecht stimmte mit Lothar Pikulik überein, dass Schiller ein überaus psychologisierender Autor sei. "Schiller versieht seine Figuren zwar mit historischen Kostümen", erklärte Pikulik. "Aber in ihnen steckt immer auch ein Mensch - mit Tugenden und Lastern, Gefühlen, Leidenschaften, Trieben. Aus dem Unbewussten heraus." Das verbinde die Figuren der drei Schiller-Dramen. Premiere Schiller-Projekt am Sonntag, 23. Januar. Karten unter 0651/718-1818. Sendung des Balladenprojekts am 15. Mai und 30. April, 15.05 Uhr, bei SWR 2: "Literatur im Land".

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