„Cup der guten Hoffnung“ als Kieler Charaktertest

Leipzig (dpa) · Der THW Kiel will ihn als Trostpreis, die Rhein-Neckar Löwen als ersten Titel und Frisch Auf Göppingen sowie die SG Flensburg-Handewitt als Belohnung für eine tolle Saison: Kurz vor dem Saison-Kehraus wird der DHB-Pokal zum „Cup der guten Hoffnung“.

Dabei wird insbesondere für Rekordsieger Kiel nach den jüngsten Nackenschlägen schon das Halbfinale am Samstag zum Charaktertest. Nur mit einem Sieg gegen Göppingen und dem Einzug ins Endspiel am Sonntag kann der deutsche Rekordmeister die erste titellose Saison seit 2003 noch verhindern. „Das Siegergen kommt wieder, das ist ja nicht weg, das holen wir zum Wochenende wieder raus“, versprach Nationalspieler Dominik Klein nach der bitteren 24:30-Liganiederlage beim SC Magdeburg.

Mit breiter Brust reisen hingegen die Rhein-Neckar Löwen zum „Final Four“ in die Hamburger O2-Arena. Eine Woche nach Erreichen der Champions-League-Endrunde in Köln wollen die Mannheimer mit einem Sieg im zweiten Halbfinale gegen Flensburg-Handewitt den Weg zur Premieren-Trophäe des Vereins ebnen. „Erstmal müssen wir uns überhaupt für das Finale qualifizieren. Und das wird schwer, wir spielen gegen eine sehr gute Mannschaft“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson, „aber der Verein ist jetzt zum sechsten Mal in Folge dabei in Hamburg, natürlich ist da ein gewisser Hunger zu spüren. Jetzt wollen wir endlich auch den Titel holen.“

Dabei haben die Löwen ihre Generalprobe verpatzt. Gegen den designierten Meister, aber zeitig gescheiterten Pokalverteidiger HSV Hamburg gab es in eigener Halle eine 27:31-Niederlage. Kontrahent Flensburg feierte hingegen ein sicheres 28:23 bei der TSG Friesenheim. Trainer Ljubomir Vranjes liebäugelt zwar mit dem vierten Pokalsieg, schiebt den Löwen aber die Favoritenrolle für das Duell zu. „Für uns taxiere ich die Chancen im Halbfinale auf 30 bis 35 Prozent gegen die Rhein-Neckar Löwen“, sagte der Schwede mit Blick auf die 31:41-Pleite in der Bundesliga.

Vranjes glaubt noch immer an den angeknockten THW Kiel als Top-Aspiranten auf den Pokalsieg - und auch die Kieler selbst wollen an sich glauben. „Es sollte niemand den Fehler machen, uns abzuschreiben“, betonte Manager Uli Derad.

Doch Heimniederlagen gegen den TV Großwallstadt und die Löwen, das Champions-League-Aus im Viertelfinale gegen den FC Barcelona, der bereits fast verlorene Meistertitel und die jüngste Schlappe in Magdeburg haben am Selbstverständnis des Seriensiegers gerüttelt. „Wir wissen, was uns am Wochenende bevorsteht, aber ich freue mich auf die Emotionen in der O2-World und unsere schwarz-weiße Ecke, in die wir am Wochenende einen Pokal recken wollen“, verkündete Klein trotzig und forderte: „Wir müssen mehr Emotionen zeigen.“

Frisch Auf Göppingen kommt es durchaus gelegen, dass sich die Kieler zuletzt indisponiert zeigten. „Wir spielen zwar jetzt im Kreis der ganz Großen, aber ein bisschen Hoffnung muss auch bei uns da sein“, sagte Trainer Velimir Petkovic, „Kiel wird sicher alles geben, sie haben schon zwei Titel verloren und haben jetzt die letzte Chance, ihre Saison zu retten. Aber auch wir sind hungrig auf einen Titel.“

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