Der Seuchenvogel als unliebsamer Degen-Partner

Catania (dpa) · Es ist ein an Meriten reiches Duo: Buchautorin Britta Heidemann („Erfolg ist eine Frage der Haltung“) und Imke Duplitzer, die Hollywood-Star Orlando Bloom das Fechten lehrte, haben mit dem Degen fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Es ist indes keineswegs gewiss, dass die Olympiasiegerin und ehemalige Welt- und Europa-Titelträgerin Heidemann und die seit nahezu ewigen Zeiten zur Elite gehörende Duplitzer auch 2012 in London um die Medaillen fechten dürfen.

„Wir hatten ein fünftes Mannschaftsmitglied - und jetzt müssen wir schauen, dass wir den Seuchenvogel in Catania um die Ecke bringen“ - die 36-jährige Duplitzer schildert in ihrer blumig-offenen Sprache das, was dem deutschen Damendegenteam auf dem Weg zu den Spielen in London widerfahren ist.

Als Marijana Markovic im Frühjahr beim Team-Weltcup in Rio de Janeiro das Kreuzband riss, reagierten die vom Erfolg so Verwöhnten geschockt. Duplitzer: „Das war krass, das hat uns weit zurückgeworfen.“ Heidemann: „Wir hatten richtig viel Pech.“ Nur Neunte sind sie in der aktuellen Weltrangliste - und müssen sich in der Qualifikation bis 31. März 2012 auf Rang vier vorarbeiten, um als Team um die olympischen Meriten fighten zu dürfen.

Wer sich mit der Mannschaft qualifiziert, sichert seinem Land automatisch drei Einzel-Startplätze. Auch aus diesem Grund hat der Teamwettbewerb bei den Welt-Titelkämpfen in der ostsizilianischen Hafenstadt Catania eine große Bedeutung. Denn über die Individualwertung wird es bei Rang 18 (Heidemann) und 23 (Duplitzer) schwer, zum Ende der Qualifikationsperiode einen Platz unter den besten Zwölf und damit zumindest im Einzel das London-Startrecht sicher zu haben.

„An etwas anderes denke ich gar nicht“, sagte Deutschlands Fecht-Sportdirektor Manfred Kaspar. Doch mulmig ist dem 59-Jährigen, der Britta Heidemann 2008 und Arnd Schmitt 1988 in Seoul zu Olympia-Gold führte, schon. Zu inkonstant waren die jüngsten Leistungen, obwohl Peking-Gewinnerin Heidemann bei der EM im Juli in Sheffield immerhin Silber holte.

In Catania wollen sie von Montag an im Einzel und zum Abschluss am 16. Oktober als Quartett attackieren; vor allem Imke Duplitzer, die sich vor einem knappen Jahr in Paris gefrustet zeigte. Zum fünften Mal seit 1992 hatte sie im Grand Palais bei einer WM nach Team-Gold gegriffen - und beim 26:35 gegen Weltmeister Rumänien zum fünften Mal daneben. Sie weiß: Gelingt auf Sizilien diesmal der große Wurf, könnte am Ende alles gut werden - ohne den Seuchenvogel.

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