Licht aus, Schwarzlicht an, Sport frei

Berlin (dpa) · Schwarzlicht, bei dem weiße Kleidung und Zähne grell leuchten, kennen die meisten nur aus Discos oder Vergnügungsparks. Aber auch Sportarten aller Art entwickeln unter dem dunkelblauen UV-Licht ihre ganz eigene Dynamik. Ein nächtlicher Besuch in Berlin.

Es ist Nacht im Park, doch auf dem Sandplatz huschen leuchtende Gestalten umher. Zwischen ihnen fliegen glühende Federbälle. Dazu wummert rhythmische Musik. Einmal im Monat wird im Berliner Volkspark Friedrichshain „Blackminton“ gespielt - Badminton im Dunkeln. Mit Hilfe von Schwarzlicht leuchtet alles, was für das Spiel wichtig ist: die mit fluoreszierender Farbe beschichteten Schläger, die Spielfeldränder und natürlich auch alle Spieler selbst. Sie tragen Warnwesten oder haben sich mit bunter Fingerfarbe bemalt.

Badminton ist nicht die einzige Sportart, die junge Trendsportler gerade im Dunklen und mit UV-Licht ausprobieren. Auch Hockey-Teams flitzen durch finstere Hallen, Tischtennisspieler schalten das Licht aus, und Bowling-Bahnen verwandeln sich zu später Stunde in fluoreszierende Welten. Draußen drehen sich leuchtende Frisbees über die Wiesen. Sogar Minigolf, das bei vielen jungen Menschen als verstaubt und altbacken gilt, lockt mittlerweile mit Lichteffekten.

„Das Licht versetzt die Leute in eine Art Ekstase“, erklärt Daniel Gossen die Faszination. Bei seinen „Blackminton Partys“ im Berliner Volkspark Friedrichshain wird eine Abwandlung von Badminton gespielt, das Speedminton. Dabei fliegen die Bälle, in denen sich ein kleines Leuchtstäbchen befindet, noch schneller hin und her. „Bei Nacht ist das besonders interessant, denn es ist schwierig, den Abstand zwischen Schläger und Ball richtig einzuschätzen“, sagt Gossen. „Aber wir betreiben das ja nicht als Wettbewerb, sondern als Miteinander.“

Das ist beim Tischtennis anders. Wenn Marco Fehl und seine Truppe zum „Black Table-Tennis“ laden, spielen sie Turniere aus. Vor einigen Monaten wurde in Leipzig so der erste Meister im Schwarzlicht-Tischtennis gekürt, jetzt tourt Fehl mit seiner Idee und einem mobilen System aus Schwarzlichtröhren durch Deutschland. „Der besondere Reiz ist das Farbenspiel“, sagt Fehl und ergänzt: „Die Kluft zwischen guten und nicht so guten Spielern ist nicht so groß.“

Bevor das Licht in der Halle ausgeht, kleben Fehl und seine Mitspieler die Grundlinien der Tische, die Netze und Tischtennisschläger mit Leuchtband ab. Die Teilnehmer werden mit weißen Aufdrucken auf den T-Shirts erkennbar - denn alles, was weiß oder neonfarben ist, leuchtet enorm. „Eine Mitspielerin hat sogar schon Stirnbänder und Halsbänder aus fluoreszierender Wolle gehäkelt“, sagt Fehl. Bald will er auch Dart und Squash unter Schwarzlicht spielen.

Beim BSV Buxtehude organisiert Jürgen Schwerin einmal im Jahr einen Trendsporttag im Dunkeln. Kinder und Jugendliche werden dann beim Hockey und Badminton zu einem bunten Leuchtwirrwarr im schwarzblauen Licht. „Die ersten vier Schwarzlichtröhren haben wir im Baumarkt geholt“, sagt Trainer Schwerin. Damit habe er ein Hallendrittel ausleuchten können. „Nun leihen wir uns immer eine Schwarzlicht-Kanone bei einem Musikmarkt, die normalerweise für Tanzveranstaltungen und Discos verwendet wird.“

Der Schwarzlichtsport erfordert eine besonderes schnelle Reaktionsfähigkeit und hohe Konzentration, erklärt Schwerin. „Die visuelle Kontrolle fehlt. Normalerweise bekommt man durch das Auge immer Rückmeldungen, was der Arm macht.“ Deswegen müssten die Spieler eine gute Hand-Augen-Koordination entwickeln. Doch neben dem Trainingseffekt sieht Schwerin vor allem den Spaß im Vordergrund: „Die Kinder sind begeistert von der besonderen Atmosphäre“, sagt der hauptberufliche Sportlehrer.

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