Ohne Steiner kein Ruhm: Deutsche Heber bescheiden

Kasan (dpa) · Ohne Olympiasieger Matthias Steiner fehlte den deutschen Gewichthebern bei der EM im russischen Kasan der Glanz. Für die einzigen Medaillen sorgte Julia Rohde.

Die Junioren-Europameisterin gewann in der 53-Kilo-Klasse die Bronzemedaille im Zweikampf (187 kg) und wurde Dritte in der Teildisziplin Reißen (83 kg). Die 21 Jahre alte Sportsoldatin aus Görlitz empfahl sich damit für die Olympischen Spiele 2012 in London.

Im fünfköpfigen Frauen-Team überzeugten auch Sabine Kusterer aus Karlsruhe als Siebte in der 58-Kilo-Kategorie mit persönlicher Bestleistung (188 kg) und die Suhlerin Yvonne Kranz, die in der 75-Kilo-Klasse ihren Saisonbestwert gleich um sieben Kilo (213 kg) steigerte. Die Chemnitzerin Kathleen Schöppe (über 75 kg) wurde mit respektablen 231 (100/131) Kilo Vierte.

Bei den Männern tat sich durch das Fehlen der superschweren Steiner aus Chemnitz und Almir Velagic aus Kaufbeuren das Leistungsloch im deutsche Eliteheben deutlicher denn je auf. Beide hatten wegen einer langfristigen Vorbereitung auf die als Olympia-Qualifikation angelegten Weltmeisterschaften im November auf einen EM-Start verzichtet. „Es geht nur langsam vorwärts. Aber die EM war für uns nur ein Aufbauwettkampf Richtung WM und Olympia“, sagte Claus Umbach, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG).

Jürgen Spieß steht als ehemaliger Europameister derzeit neben der Spur. Nach der völlig verunglückten WM sieben Monate zuvor wechselte er die Gewichtsklasse, um sich von Altlasten zu befreien. In Kasan sprangen in der Klasse bis 105 Kilo jedoch nur enttäuschende 370 Kilo heraus. Als Europameister eine Gewichtsklasse tiefer hatte er zwei Jahre zuvor 20 Kilo mehr geschafft. Bundestrainer Frank Mantek hat Schwerstarbeit vor sich. „Der Junge braucht Zeit. Er muss sich erst in die neue Klasse reinbeißen“, sagte Umbach.

Ein Lichtblick war dagegen André Winter. Der 26 Jahre alte Neuhardenberger steigerte in der 77-Kilo-Klasse seinen persönlichen Bestwert um fünf Kilo (323 kg) und schaffte damit das, was Trainer Mantek ständig fordert: Leistungszuwachs auf internationaler Bühne.

Die Russen untermauerten bei ihrer Heim-EM ihre Vormachtstellung in Europa: Nach dem Sieg im abschließenden Superschwergewicht der Männer, das Dmitri Lapikow mit mäßigen 419 Kilo gewann, hatten sie in insgesamt 15 Wettbewerben neun Zweikampftitel geholt. Beeindruckend die Rekordshow der erst 20-jährigen Tatjana Kaschirina, die zwei Weltrekorde und eine europäische Bestmarke im Superschwergewicht aufstellte. Die Weltmeisterin siegte mit aufsehenerregenden 73 Kilogramm Vorsprung und hob im Reißen mehr als die besten Konkurrentinnen im Stoßen.

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