Champions League: Trainer Klaus Toppmöller zu den Chancen der deutschen Klubs

Trier · Für Bayern München beginnt in der Champions League die Mission Titelverteidigung mit dem Heimspiel gegen ZSKA Moskau (Dienstag, 20.45 Uhr). Warum Klaus Toppmöller, Trainer des Jahres 2002, ein erneutes "deutsches Finale" für realistisch hält, sagt er im Trierischen Volksfreund.

Alle Anspannung fällt ab: Lasst euch drücken, Jungs, wir haben es geschafft! Das mag Klaus Toppmöller an jenem 30. April 2002 durch den Kopf gegangen sein. Ein paar Sekunden, nachdem klar war, dass Bayer Leverkusen das Champions-League-Finale erreicht hat. Das Rückspiel in Leverkusen (1:1) brachte gegen Manchester United die Glücksmomente. Aber fußballerisch war Bayer Leverkusen wohl nie besser als beim 2:2 im Hinspiel. "Wir hatten vorher schon Liverpool rausgeworfen. Aber das Halbfinale in Manchester - das war einfach überragend, unser bestes Spiel", erinnert sich Klaus Toppmöller, der vor der Saison Berti Vogts abgelöst hatte.

Schon die Qualifikation für die Gruppenphase galt als Erfolg. "Hätten wir damals in Manchester 4:2 gewonnen, hätte sich auch keiner beschweren können. Wir bekamen standing ovations von den Man-U-Fans." Der Rivenicher feierte in der denkwürdigsten Bayer-Saison zwar keinen Titel. In der Meisterschaft, im Pokal und in der Champions-League (1:2 gegen Real Madrid) blieb jeweils nur Platz zwei.

Einige Mitstreiter von damals hat "Toppi" noch am vergangenen Wochenende gesehen, da trainierte er bei einem Benefizspiel eine Traditionsmannschaft mit Carsten Ramelow, Ulf Kirsten, Hans Jörg Butt & Co. "Man sieht sich aber sonst eher selten", sagt Toppmöller. "Nur Calli (Reiner Calmund) sehe ich öfter noch."

Am Dienstag gastiert Leverkusen wieder in Manchester, Bayern München empfängt ZSKA, noch geht es "nur" um drei Punkte. Toppmöller rechnet damit, dass sich am Ende der Gruppenphase alle vier deutschen Teams fürs Achtelfinale qualifizieren werden. Den Titel traut er von den deutschen Clubs aber nur Bayern und Dortmund zu. In den nebenstehenden Artikeln stellt Toppmöller seine Favoriten vor.

Spiele am Dienstag (alle 20.45 Uhr):
Gruppe A: Man U - Bayer, San Sebastian - Donezk
Gruppe B: Galatasaray - Real, Kopenhagen - Juve
Gruppe C: Piräus - PSG, Benfica - Anderlecht
Gruppe D: Bayern - ZSKA, Pilsen - Man City
Bayer Leverkusen

Bayer Leverkusen hat laut Klaus Toppmöller eine schwere Gruppe erwischt - mit dem Auftaktgegner Manchester United (Dienstag, 20.45 Uhr, in Manchester, live auf Sky), dann gegen RS San Sebastian und den ukrainischen Serienmeister Schachtjor Donezk . "Ich denke, dass Manchester United und Bayer Leverkusen letztlich das Rennen machen werden. Leverkusen hat vor allem in der Offensive eine sehr, sehr starke Mannschaft. Für mich ist es auch keine Frage, dass ein Spieler wie Stefan Kießling in der Nationalmannschaft spielen müsste - oder zumindest müsste er im Kader stehen. Da braucht man nicht zu diskutieren, ob er ins System passt oder nicht."

Stark weiterentwickelt habe sich zudem Sidney Sam (25), der "kommende Star der Leverkusener": "Er hat noch mal einen Riesensprung gemacht und wird mit Sicherheit auch bei der WM 2014 dabei sein", sagt Toppmöller. Mit dem Trierer Dominik Kohr (19) ist zudem ein großes Bayer-Talent mit nach Manchester gereist. Leverkusen muss heute in Manchester auf den verletzten Gonzalo Castro verzichten. Verstecken dürfe sich das Team in Old Trafford nicht, "sonst wird es ganz schwierig". Die Schnittmenge zwischen dem Champions-League-Halbfinale 2002 und dem heutigen Gruppenspiel reduziert sich auf einen Namen: Ryan Giggs steht damals wie heute im Man-U-Aufgebot. Der Waliser wird im November 40 Jahre alt. Die größte Veränderung gab es bei den "Red Devils" aber auf der Bank. Nach dem Ende der Ära Alex Ferguson (27 Jahre Man-U-Trainer) hat nun David Moyes das Sagen. Toppi-Tipp: Manchester United und Bayer Leverkusen erreichen die nächste Runde. Bayern München

Wer soll Bayern München stoppen? Das Team von Pep Guardiola empfängt am Dienstag zum Auftakt ZSKA Moskau (20.45 Uhr, live auf Sky). "Ich verfolge die russische Liga seit meiner Zeit als georgischer Nationaltrainer", sagt Klaus Toppmöller. "ZSKA dürfte in der Liga mit St. Petersburg den Titel unter sich ausmachen. In der Champions Leageu sehe ich aber die Bayern und Manchester City klar vorne." Außenseiter in Gruppe D ist der tschechische Meister Viktoria Pilsen : "Die sind wie Freiburg - nach einer guten Saison werden ihnen die besten Spieler abgekauft. Vielleicht werden sie ein Spiel zu Hause gewinnen, aber insgesamt wird Pilsen keine Rolle spielen." Für Toppmöller sind die Bayern ein Top-Anwärter auf den Titel. "Sie machen bisher nur so viel, wie sie müssen. Aber die großen Spiele werden noch kommen. Der Kader ist so stark besetzt, da kann Guardiola im Grunde wechseln, wie er will."

Eine Sache hat der Rivenicher nicht nachvollziehen können: Dass zwischenzeitlich Bastian Schweinsteiger infrage gestellt wurde. "Er ist für mich weiterhin der wichtigste Mann bei den Bayern, der Denker und Lenker." Für die schärfste Kritik sorgen die Bayern derweil selbst. So konterte Club-Boss Uli Hoeneß gestern die scharfe Kritik von Sportvorstand Matthias Sammer am Team. City wird sich laut Toppmöller nicht erneut blamieren - im vergangenen Jahr war für die "Citizens", englischer Meister 2012, die Königsklasse schon nach der Gruppenphase beendet. Toppmöller hält das Team von Manuel Pellegrini für das "wohl stärkste englische Team in dieser Saison". Toppi-Tipp: Bayern und City sind nicht zu stoppen. FC Schalke 04

Seit er da ist, geht es beim FC Schalke 04 aufwärts, beim 1:0-Sieg in Mainz traf der Bundesliga-Rückkehrer auch selbst: "Kevin-Prince Boateng ist einer, der mitreißt, der mal dazwischenhaut, der torgefährlich ist - das war eine entscheidende Verpflichtung für Schalke 04", kommentiert Toppmöller. Schalke hat sich als Bundesliga-Vierter mit einiger Mühe durch die Quali-Mühle gegen Paok Saloniki gekämpft (1:1 zu Hause, 3:2 auswärts).

Die Königsblauen starten am Mittwoch mit der vermeintlich leichtesten Aufgabe in die Gruppe - mit dem Heimspiel gegen den rumänischen Meister Steaua Bukarest . Toppmöller: "Das ist kein so großer Gegner. In der Gruppe sollten Chelsea und Schalke 04 weiterkommen. Aber auch der FC Basel ist nicht zu unterschätzen, der hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Überraschungen gesorgt. Schalke ist zudem auswärts nicht immer ganz sattelfest."

Toppmöller rechnet beim FC Chelsea mit einem Jose-Mourinho-Effekt - nach sechs Jahren bei Inter Mailand und Real Madrid kehrt der portugiesische Star-Trainer nach England zurück, wo er 2005 und 2006 schon die Meisterschaft gewann. "Das wird er in diesem Jahr mit Chelsea nicht schaffen. Aber in der Champions League ist mit ihnen zu rechnen. Sie werden nicht noch einmal in der Gruppenphase ausscheiden", kündigt Toppmöller an. Die Londoner versüßten sich das frühe CL-Aus zumindest mit dem Europa-League-Titel. Seit Sommer stürmt auch Nationalspieler André Schürrle für die "Blues". Toppi-Tipp: Der FC Chelsea und Schalke 04 schaffen es ins Achtelfinale. Borussia Dortmund

Zwei Bundesliga-Mannschaften im Champions-League-Endspiel? Das ist ein absoluter Ausnahmezustand, zu erleben am 25. Mai beim Finale in Wembley zwischen Borussia Dortmund und Bayern (1:2). Abwegig ist eine Wiederholung dieses Finals im Mai 2014 in Lissabon nicht, findet Klaus Toppmöller: "Es würde mich nicht wundern, wenn es wieder ein deutsches Endspiel geben würde - sofern das die Auslosung nicht vorher verhindert." Borussia Dortmund traut der 62-Jährige "wieder sehr viel zu" - auch dank der Verpflichtungen von Henrikh Mkhitaryan ("fußballerisch sehr stark und zudem torgefährlich") und Pierre-Emerick Aubameyang ("er ist unglaublich schnell").

Eine leichte Gruppe haben die Schwarz-Gelben aber nicht erwischt. Zum Auftakt geht es für Dortmund am Mittwoch zum SSC Neapel (20.45 Uhr, Sky). "Neapel hat zwar mit Cavani einen super Spieler verloren (Anm: er wechselte für 64 Millionen Euro Ablöse zu Real Madrid), aber die könnten Dortmund oder Arsenal London noch dazwischenfunken. Olympique Marseille wird nicht weiterkommen", tippt Toppmöller, der Anfang Dezember für eine Woche bei Arsenal zu Gast sein wird, Trainer Arsene Wenger (seit 1996 bei den Gunners) kennt er gut. "Ich will dort mal hinter die Kulissen schauen. Im neuen Stadion war ich auch noch nicht." Beim FC Arsenal stehen mit Mesut Özil, Per Mertesacker und Lukas Podolski drei deutsche Nationalspieler im Kader. Podolski ist derzeit am Oberschenkel verletzt, beim BVB-Gastspiel in London (22. Oktober) dürfte er aber wieder fit sein. Toppi-Tipp: Arsenal und Dortmund werden es packen!
Extra: Nachricht für Kinder

Erinnert ihr euch noch daran? Im Mai gab es ein ganz besonderes Spiel: das erste Finale der Champions League, in dem zwei deutsche Mannschaften standen. Das waren Borussia Dortmund und Bayern München. Der FC Bayern gewann 2:1. Die Champions League ist der wichtigste Wettbewerb für Fußball-Clubs in Europa. Und nur die Besten dürfen da mitmachen. Jetzt geht die neue Saison los, und die Dortmunder und die Bayern sind wieder mit dabei. Es gibt aber noch zwei andere deutsche Vereine, die dieses Mal mitspielen: Bayer Leverkusen und Schalke 04. Ab heute müsst ihr also die Daumen drücken, damit die deutschen Clubs so weit wie möglich kommen! bec Alle Spielpaaarungen in der Champions League auf fupa.net/volksfreund. Dort finden Sie auch Liveticker zu den heutigen Spielen von Bayern München und Bayer Leverkusen

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