Lebensgeschichten - beim Laufen erzählt

Trier · So viele Läufer wie noch nie haben am Freitag und Samstag am Hospizlauf entlang der Mosel von Koblenz nach Trier teilgenommen. Das Laufportal des Trierischen Volksfreunds präsentierte den längsten Benefizlauf der Region über fast 200 Kilometer.

 Trommeln, quatschen, Geld verdienen: Teilnehmer des Hospizlaufs unterwegs in der Trierer Ostallee.TV-Foto: Holger Teusch

Trommeln, quatschen, Geld verdienen: Teilnehmer des Hospizlaufs unterwegs in der Trierer Ostallee.TV-Foto: Holger Teusch

Trier. "Bumm, bumm, bumm" hallt es durchs Moseltal. Lange bevor die Läufer zu sehen sind, durchbrechen dumpfe Trommelschläge die Abendstille. Rudolf Franzen aus Ediger-Eller hat sich seine große Trommel auf den Rücken geschnallt und schwingt den Schlägel im Rhythmus seiner Laufschritte. Dann tauchen sie am Moselufer auf: Drei Dutzend Läufer sind am Freitagabend auf der Strecke des Hospizlaufs. Bei Kilometer 75,3 klettern sie über die Leitplanke, die am Fuß des Calmonts, des steilsten Weinbergs der Welt, Radweg und Bundesstraße trennt, und strömen zu den Verpflegungstischen. Mit Wasser, Cola, Bananen, Äpfeln und für den, der es verträgt, auch mit Nudelsalat wird Energie nachgetankt. Nach wenigen Minuten geht es weiter. Es gilt einen Zeitplan einzuhalten. 13 Kilometer weiter in Zell wartet der Bürgermeister - und wie seit sieben Jahren das große Büfett eines ortsansässigen Bäckers. Punkt zwölf Uhr am nächsten Tag werden die Läufer am Hospizhaus in Trier erwartet. Dann wird die Gruppe mehr als zehnmal so groß sein.Der Hospizlauf ist längst zu einer Massenbewegung geworden. "Schön, dass es immer mehr werden", freut sich Hospiz-Stiftungs-Vorstandsmitglied Carl-Heinz Müller beim Zieleinlauf über die 400 Teilnehmer. Die Rechnung: je mehr Läufer, desto mehr Multiplikatoren, die über den Hospiz-Gedanken reden und die Idee vom menschenwürdigen Sterben bekanntmachen.Die knapp 200 Lauf-Kilometer zu bewältigen waren kein Selbstzweck, als Initiator Jörg Engel aus Morbach im Februar 2004 die Strecke allein bewältigte. Aufbau und nun Unterhalt des Hospizhauses in der Ostallee mit Spenden zu unterstützen, ist die Grundidee. Wie viel Geld diesmal zusammenkommt, wird sich erst in einigen Tagen herausstellen, wenn der Inhalt aller Spendendosen gezählt und alle Kontoauszüge kontrolliert sind. Zurück auf der Strecke entlang der Mosel. Die Läufer an der Spitze des Trosses sorgen dafür, dass das Tempo immer um neun Kilometer pro Stunde pendelt. Ein gutes "Quasseltempo". Menschen, die sich noch nie vorher gesehen haben, erzählten sich joggend ihre Lebensgeschichten. Im Redefluss wird oft die zurückgelegte Strecke vergessen. Die Marathondistanz (42,195 Kilometer) ist für etliche Läufer während der 24 Stunden nur Durchgangsstation. Zahlreiche Vereine und Firmen sind mit einer Staffel auf der gesamten Strecke präsent. Dieser Mannschaftsgeist setzt zusätzlich Energie frei. Die braucht auch Trommler Rudolf Franzen auf dem Alleenring. "Bumm, bumm, bumm" schallt es auf dem Trierer Alleenring: Die Hospizläufer kommen!Im Internet: www.volksfreund.de/laufen

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