Schwimmerin Steffen zurück, Freund Biedermann vorn

Berlin (dpa) · Einmal stand Britta Steffen beim Comeback doch auf dem Siegerpodium. Von dort aus bangte die Schwimm-Olympiasiegerin als Zuschauerin beim Kurzbahn-Weltcup mit, wie ihr Freund Paul Biedermann nach den 400 auch die 200 Meter Freistil gewann.

Die 26-Jährige kam beim ersten Aufeinandertreffen mit der internationalen Konkurrenz nach 15 Monaten Wettkampfpause nicht über die Plätze vier und sechs hinaus. Früher wäre Steffen dann fast nicht ansprechbar gewesen, heutzutage lächelte sie und genoss in aller Öffentlichkeit ihr privates Glück. „Nach fünf Wochen Training wäre es vermessen gewesen, zu erwarten, dass ich hier Bäume ausreißen kann“, sagte sie.

Als Vierte über 50 Meter Freistil hatte sich Britta Steffen bei der Wende verschluckt, auf Platz sechs über die doppelte Distanz musste sie nach 53,45 Sekunden anerkennen, dass zur Spitze mit der Siegerin Femke Heemskerk (Niederlande/51,96) noch einiges fehlt. „Dass die anderen so weit weg sind, enttäuscht mich ein bisschen, motiviert mich aber auch“, sagte Steffen, die ihre ersten Niederlagen seit dreieinhalb Jahren kassierte.

„Bitter“ sei gewesen, auf ihrer Lieblingsstrecke so weit zurückzuliegen. „Ich bin es gewohnt gewesen, mit den anderen spielen zu können.“ Besser machte es die Hallenserin Daniela Schreiber, die in 53,07 unter der Norm für die Europameisterschaften (25. bis 28. November) in Eindhoven blieb.

Während Steffen noch die Normzeit bei den deutschen Meisterschaften kommende Woche in Wuppertal schwimmen muss, setzte Biedermann über 200 Meter in europäischer Jahresbestzeit von 1:44,36 Minuten bereits eine Duftmarke. „Ich dachte, ich könnte noch ein wenig schneller. Ich habe noch technische Mängel. Wenn ich meine Wenden sehe, könnte ich ausrasten“, sagte der Doppel-Weltmeister selbstkritisch. Vor einem Jahr war der 23-Jährige in Berlin auch dank der inzwischen verbotenen High-Tech-Anzüge Fabel-Weltrekorde geschwommen. Lokalmatador Benjamin Starke blieb in 1:44,65 Minuten als Dritter ebenfalls unter der EM-Norm.

„Ich gönne Paul den Sieg von ganzem Herzen. Er hat so viel durchgemacht in letzter Zeit“, sagte Steffen über ihren Freund, der nach dem Tod seines Großvaters nicht wie vorgesehen hatte trainieren können. Begleitet von Kamerateams und Fotografen hatten Steffen und Biedermann am Becken keine ruhige Minute für sich. „Paul ist der Gejagte, ich erst einmal die Jägerin“, sagte Steffen, die wie Biedermann erwartet „dass das mit uns bald Normalität für alle ist“. Biedermann amüsierte sich. „dass bei jedem Küsschen die Kamera-Objektive klickten“, betonte aber: „Ein Glamourpaar werden wir aber nie sein.“

Steffens erster Leistungstest seit Doppel-Gold bei der WM 2009 tat wieder richtig weh: „Man muss den Schmerz begrüßen und sich dann freuen“, sagte sie. Ihr Trainer war mit der Standortbestimmung nicht unzufrieden. „Unser Ziel ist ganz klar die WM im Juli 2011 und Olympia 2012 “,stellte Norbert Warnatzsch erneut klar.

Eine starke Vorstellung zeigten die Hamburger Brüder Deibler. Markus gewann in Weltjahresbestzeit von 52,17 Sekunden die 100 Meter Lagen. „Im letzten Jahr bin ich mit Vorbereitung und im Hightech- Anzug 52,5 Sekunden geschwommen“, sagte er. Sein älterer Bruder Steffen war über die 100 Meter Freistil in 46,69 Sekunden nicht zu schlagen. Nur Weltmeister Cesar Cielho (Brasilien) war in diesem Jahr schneller.

Die Schwedin Therese Alshammar und Thiago Pereira behaupteten ihre Weltcup-Führung nach der fünften von sieben Stationen. Biedermann wird sich in Stockholm beim Finale kommendes Wochenende mit Yannick Agnel messen. Der französische Shooting-Star hatte den Titelverteidiger bei der Langbahn-EM in Budapest im August über 400 Meter Freistil bezwungen.

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